Hitze:Waldbrandgefahr im Ebersberger Forst steigt auf höchste Warnstufe

Hitze: Auf Lichtungen und am Waldrand des Ebersberger Forsts kann es leicht zu Brandentwicklungen kommen. Bei den ersten beiden Kontrollflügen diesen Sommer wurden aber keine Rauchschwaden entdeckt.

Auf Lichtungen und am Waldrand des Ebersberger Forsts kann es leicht zu Brandentwicklungen kommen. Bei den ersten beiden Kontrollflügen diesen Sommer wurden aber keine Rauchschwaden entdeckt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Kontrollflieger soll helfen, Schlimmeres zu verhindern. In der Region ist nach 2003 und 2015 wieder die große Dürre ausgebrochen.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Max Perfler ging es eigentlich nur um die Kohle. Da stand auf einmal die Ebersberger Feuerwehr vor ihm. Der 62-Jährige war wie immer im Blaumann vor der Kohlengrube zugange. Er verkohlte Holzscheite, damit andere damit grillen können. Wie sonst auch gab es deswegen eine Mords-Rauchwolke. "Über dem Ebersberger Forst waren da gerade Hubschrauber und Flieger unterwegs", sagt Perfler heute. Und einer dachte dann, dass es mitten im Wald brennen würde. Ein Notruf, ein Einsatzkommando, auf einmal stand eine Truppe Feuerwehrmänner vor dem Mann mit dem rußigem Gesicht.

Gerade ist die Waldbrandgefahr im Ebersberger Forst wieder extrem groß, stellenweise gilt die höchste Warnstufe fünf. Nach 2003 und 2015 ist es das dritte Mal in 15 Jahren, dass es in der Region so bedrohlich heiß wird. Vor der Jahrtausendwende war es zuletzt 1976 so kritisch. "Wir bekommen immer mehr Probleme deswegen", sagt Heinz Utschig, er leitet den Forstbetrieb. Deswegen ist seit Mittwoch wieder ein Kontrollflieger unterwegs, mit einem Spezialisten an Bord, der von oben Alarm meldet, wenn unten Rauchschwaden aufsteigen.

So einen Alarm löste auch Perfler aus, vier Jahre ist das nun her. Was der Köhler macht, ist keineswegs gefährdend für den Wald, ein eindeutiger Fehlalarm. Für Heinz Utschig ist die kleine Anekdote trotzdem ein Zeichen für eine positive Entwicklung, wenn es um Waldbrandgefahr geht. "Die Menschen sind stärker darauf sensibilisiert, dass was passieren kann", sagt er. Es ist noch keine zehn Jahre her, da verbrannten die Waldbauern im Ebersberger Forst noch Daxen und Zweige.

Hitze: Ein Wiedfeuer im Ebersberger Forst Ende 2001: Jemand verbrennt im Wald Zweige. Das ist bei Warnstufe vier und fünf verboten und mittlerweile eine Seltenheit.

Ein Wiedfeuer im Ebersberger Forst Ende 2001: Jemand verbrennt im Wald Zweige. Das ist bei Warnstufe vier und fünf verboten und mittlerweile eine Seltenheit.

(Foto: privat)

"Teilweise bei der größten Sommerhitze", so Utschig, nicht wenige handelten sich deswegen eine Anzeige ein, weil das bei Warnstufe vier und fünf verboten ist. "Mittlerweile macht das kaum mehr einer", sagt Utschig. Weil es Strafen gibt, und weil man Daxen und Zweige heute als Hackschnitzelmaterial für Biogasanlagen verkaufen kann.

Und doch ist die Gefahr hoch, in fast allen Teilen Oberbayerns, und auch im Ebersberger Forst. Eine weggeworfene Zigarette kann hektarweise Bäume vernichten, deswegen ist Rauchen im Wald derzeit im ganzen Freistaat verboten.

Einen richtigen Waldbrand hat es im Ebersberger Forst zwar noch nie gegeben, lediglich Blitzeinschläge. Doch die Sommer werden immer heißer, die Bäume wegen der mangelnden Flüssigkeit schwächer, das fördert nicht nur den Borkenkäfer, sondern auch das Brandrisiko.

Es hat zwar geregnet, das Wasser gelangt aber nicht sofort an die Wurzeln

n der Nacht auf Donnerstag hat es über dem Landkreis Ebersberg zwar gebietsweise geregnet. "Es dauert aber, bis das Wasser an den Wurzeln im Waldboden ankommt", sagt Forstchef Utschig. Die Folge: Bis sich ein Baum von einer Dürreperiode wie dieser erholt, vergehen um die drei Jahre. Wenn dann die nächste Hitzewelle über die Region kommt, reicht es vielleicht nicht mehr, wenn nur ein Flieger über dem Ebersberger Forst kreist.

Die Kontrollflüge starten am Fliegerhorst in Erding. Dort hat Karlheinz Ruhland das Sagen, er ist der Leiter der Fliegerstaffel und koordiniert die Einsätze. "Am Mittwoch haben wir nirgends Rauchentwicklung feststellen können", sagt Ruhland. Er wurde wie die fünf anderen Stützpunkte in Oberbayern von der Regierung von Oberbayern beauftragt. "Besonders gefährdet sind Wälder auf leichten sandigen Standorten mit geringem Bewuchs, sonnige Waldlichtungen und Waldränder", heißt es in der Anordnung - demnach soll zunächst noch mindestens bis Freitag täglich geflogen werden.

Und wahrscheinlich noch länger, weil Mensch und Wald auch in den kommenden Tagen eine Hitzeschlacht bevorsteht. "So wie das Wetter aussieht, werden wir auch nächste Woche wieder starten", sagt Ruhland am Donnerstagnachmittag, da ist der nächste Rundflug gerade beendet.

Das Fazit der Luftkontrolle: Auch am zweiten Tag haben die Mitglieder der Fliegerstaffel keine verdächtigen Rauchzeichen entdeckt. Auch nicht bei Köhler Max Perfler. In diesen Tagen gönnt er seinem Betrieb eine Ruhepause, das Kohlemachen muss warten. "Ich will es nicht drauf anlegen", sagt er am Donnerstag. Nicht, dass ihn am Ende wieder die Feuerwehr besuchen kommt, das kostet ja auch was. Dann lieber an der Kohle sparen.

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