TSV Zorneding:Die beste Saisonleistung war eine 19:30-Niederlage

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Zornedings Handball-A-Juniorinnen haben von 17 Spielen 17 verloren. Nach ihrem letzten Heimspiel am Sonntag löst sich die Mannschaft auf. Am Teamgeist lag es nicht.

Von Valentin Tischer, Zorneding

"Auf geht's Mädels! Kämpfen!", schreien die Spielerinnen der Handball-A-Junioren-Mannschaft des TSV Zorneding. Zusammen mit ihrer Trainerin Petra Gibtner haben sie einen engen Kreis gebildet, um Teamgeist zu demonstrieren. Die acht Spielerinnen und ihre Trainerin sind am Donnerstagabend zu ihrem letzten Training der Saison zusammengekommen. Am Sonntag steht ihr letztes Spiel an, danach wird sich die Mannschaft auflösen. Der Verein zieht sie aus dem Ligabetrieb zurück, weil die Spielerinnen nun dem Jugendbereich entwachsen sind und keine jungen Spielerinnen nachkommen.

Hinzu kommt eine nicht gerade erbauliche Bilanz des Teams: 17 Niederlagen aus 17 Spielen. Die schlechteste Offensive der Liga mit 144 Toren, dazu die zweitschlechteste Defensive mit 448 Gegentoren. Nur der viertplatzierte TSV Forstenried hat mit 482 mehr Gegentore bekommen. Allerdings haben die Forstenrieder auch 380 Tore mehr geworfen. Der sportliche Tiefpunkt der Saison war das 1:27 gegen Lokalrivale Vaterstetten.

Als das Team vor vier Jahren zusammenwuchs, waren es noch 18 Spielerinnen, erzählt Trainerin Gibtner. Über die Jahre und durch den ausbleibenden Erfolg seien einige abgesprungen, erklärt sie. Zuletzt ist ihr Team mit neun oder weniger Spielerinnen zu Spielen angetreten, sodass es gerade noch für die komplette Aufstellung reichte.

"Von Anfang an in der falschen Liga gespielt"

"Wir haben von Anfang an in der falschen Liga gespielt", sagt Gibtner. Die Zornedinger Handballerinnen spielen in der Bezirksoberliga, im A-Juniorinnen-Bereich die unterste Liga. Aber auch da sei das Niveau noch extrem hoch, erklärt die Trainerin. Zudem sei ihre Mannschaft als "Underdog" nicht immer gerecht behandelt worden. Manche Schiedsrichter hätten bewusst gegen sie gepfiffen und ihnen weniger Respekt als dem Gegner entgehen gebracht, sagen Gibtner und ihre Mannschaft. Besonders in Lokalderbys gegen Grafing oder Vaterstetten sei das problematisch geworden, erzählen sie.

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Aufgrund der vielen Widerstände, Problemen, Frustration und verlorenen Spielen, mag man meinen, dass eine solche Mannschaft, gerade im Juniorenbereich, zerbrechen würde und jeder nur endlich das Ende herbeisehnt. In Teilen mag das auch auf die Spielerinnen des TSV zutreffen, aber ihr Sports- und Mannschaftsgeist ist ungebrochen.

Nicht alle Spielerinnen kommen aus Zorneding. Pauline Schulz - die als Torhüterin die vielleicht undankbarste Position hat - fährt immer aus dem Münchner Osten her. "Es geht nicht ums Gewinnen", sagt sie. "Das Training macht ja Spaß und wir haben uns ja auch verbessert." Die Trainerin sieht das ähnlich. "Wir haben immer die letzte Viertelstunde gut gespielt, an der Kondition und dem Einsatz kann es also nicht gelegen haben", sagt Petra Gibtner. Und der Frust über die vielen Niederlagen? Klar, sagt Torhüterin Schulz, im Spiel und am Tag danach war Frust da. Aber im Training seien alle wieder motiviert gewesen, erklärt sie.

Es wirkt tatsächlich so: Trotz der vielen Niederlagen und Abgänge scheint der Teamgeist der TSV-Handballerinnen nicht schlechter geworden zu sein - im Gegenteil. "Die Niederlagen haben uns zusammengeschweißt. Wir verlieren zusammen", sagt eine Spielerin. Natürlich hatte jede mal einen schlechten Tag oder es passierten schlimme Fehler. Aber spätestens im nächsten Training sei alles vergessen gewesen, erzählen die Spielerinnen.

Was tun, wenn am Donnerstag kein Training mehr ist?

Und für das Spiel am Sonntag gegen Forstenried? "Wir haben kleine Ziele", sagt Trainerin Gibtner. "Alles über zehn Tore ist für uns ein Erfolg." So sei Motivation immer da gewesen, sagt Spielerin Melissa Prey. Gerade der Vergleich von Hin- und Rückrunde hat gezeigt, dass sie Fortschritte gemacht haben, erzählt sie. Der positive Saisonhöhepunkt: Das Rückspiel gegen die Handballerinnen aus Grafing haben sie zwar mit 19:30 verloren, aber in einer guten Art und Weise. Das Hinspiel hatten sie noch mit 8:32 verloren. Den Ärger der Grafinger Spielerinnen über ihre Gegenwehr hätten sie als Ansporn und Genugtuung gesehen, sagen sie.

Mit dem Handball aufhören will kaum eine Spielerin. "Ich weiß gar nicht, was ich Donnerstags machen soll, wenn ich nicht zum Training gehe", sagt Nina Pansy. In nächster Zeit werden alle aber erst einmal Abstand vom Sport gewinnen. Das Abitur steht an. Alle Spielerinnen von Gibtners Mannschaft stehen gerade kurz vor dem Schulabschluss. Danach haben alle schon Pläne, die sich nicht unbedingt mit regelmäßigem Handball-Training in Zorneding vertragen, ob Work-and-Travel in Neuseeland oder ein Umzug nach Berlin.

Das letzte Spiel der Mannschaft geht am Sonntag gegen den TSV Forstenried. Da wollen sie noch einmal befreit und ohne Druck aufspielen, sagt Trainerin Gibtner. Danach und nach dem Abitur wollen alle noch einmal zusammenkommen, um den Abschluss zu feiern und vielleicht einfach noch etwas Handball spielen.

In ihrem allerletzten Spiel treffen die Handball-A-Juniorinnen des TSV Zorneding am Sonntag auf den TSV Forstenried. Beginn ist um 13.30 Uhr in der Zornedinger Dreifachturnhalle.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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