Zorneding:Wohnen nach Zahlen

Kriterienkatalog für kommunale Behausungen aufgelegt

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Eine Wohnung in München und Umgebung zu bekommen, gestaltet sich zumeist recht schwierig. Nicht einfach haben sich die Zornedinger Gemeinderäte am Dienstagabend deshalb auch die Entscheidung darüber gemacht, wer in die gemeindeeigenen und dadurch vergünstigten Liegenschaften einziehen darf. Nach knapp zweistündiger Diskussion standen dann aber die Grundpfeiler eines Kriterienkatalogs fest, der auch für 50 neue Wohnungen im Baugebiet südlich der Georg-Münch-Straße - besser bekannt als Wimmerwiese - angewendet werden soll. Diese Wohnungen sollen in zwei, drei Jahren bezugsfertig sein und zur Entlastung auf dem Immobilienmarkt beitragen. Zum Zug kommen sollen dann vor allem Zornedinger Bürger, die es auf dem freien Mietmarkt schwer haben.

Bisher waren die Wohnungen in Gemeindebesitz stets nach einer Beurteilung der Rathausverwaltung vergeben worden. Das soll sich nun durch den Kriterienkatalog ändern, der zweierlei Prüfverfahren umfasst: Mit Hilfe eines Punktesystems werden die Bewerber anhand harter Fakten, wie der Gemeindezugehörigkeit oder dem Familienstand, bewertet. Zu jeder Kategorie sind aber auch Erläuterungen möglich. "Wir wollen das nicht nur mit dem Rechenschieber machen", sagte Alexander Grothe, der am Ort für kommunale Liegenschaften zuständig ist, in der Sitzung des Sozialausschusses. Man werde bei allen Bewerbern die individuelle Notlage berücksichtigen.

Von den harten Faktoren schlägt indes die Gemeindezugehörigkeit am stärksten zu Buche. Berücksichtigt werden aber auch ehemalige Zornedinger, die den Ort vorübergehend wegen Ausbildung oder Studium verlassen mussten. Wer bisher nicht am Ort wohnt, dort aber arbeitet, hat auch Chancen auf eine Bleibe in der Gemeinde. Das Gleiche gilt für Zornedinger, die sich ehrenamtlich engagieren und dadurch zusätzliche Punkte sammeln können.

Eine lange Debatte gab es im Gremium darüber, wie der Familienstand zu werten ist. Im ursprünglichen Entwurf der Verwaltung waren verheiratete Paare mit Alleinerziehenden gleichgestellt - dagegen sprachen sich aber alle Fraktionen geschlossen aus. "Eine alleinerziehende Mutter gehört für mich am allermeisten berücksichtigt. Die haben es am schwersten", sagte etwa Patrick Eichler (CSU). Paare hingegen seien finanziell ohnehin besser dran und könnten leichter eine andere Wohnung finden. Schließlich einigten sich die Gemeinderäte darauf, Partnerschaften jeglicher Form komplett aus dem Katalog zu streichen. Das wiederum bedeutet aber nicht, dass sich keine Paare auf die Zornedinger Wohnungen bewerben können. Nur sind deren Chancen eben schlechter.

Dieses könnte aber etwa durch Kinder ausgeglichen werden - je mehr, desto mehr Punkte gibt es. Eine Begrenzung, wie sie ursprünglich von der Gemeinde vorgesehen war, ließ das Gremium streichen. Weitere Punkte gibt es etwa für Menschen mit Behinderung oder solchen, die einem Pflegegrad unterliegen. Auch wer durch seinen Umzug eine andere gemeindeeigene Wohnung freimacht, bekommt einen Bonus. Vorerst keine Rolle spielt dagegen das Einkommen und das Beschäftigungsverhältnis. Die Gemeinderäte waren sich einig, dass vor allem solche Bewerber zum Zug kommen sollen, die einen Dienst für die Allgemeinheit leisten. Wie sich das in den Katalog aufnehmen lässt, muss nun geprüft werden.

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