Zorneding:"Wir werden eine Vorreitergemeinde sein"

Glaserfaserausbau Zorneding - erster POP

Die Verteilstation an der Georg-Münch-Straße ist das Herzstück für das neue Glasfasernetzwerk in Zorneding.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Ein Jahr noch, dann ist das Internet in Zorneding deutlich schneller. Gerade hat dort die Verlegung der Glasfaserkabel begonnen, andere Orte dürften folgen.

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Sanft setzt der riesige Baukran das kleine, nordisch anmutende Häuschen in eine Grube abseits des Weizenfelds. Ein paar Schaufeln liegen auf den Erdhäufchen ringsum. "Wie eine große Beerdigung", scherzt ein Mann. Was tatsächlich etwas an ein Begräbnis erinnert, soll der Anfang vom Ende vom langsamen Internet in Zorneding sein.

Denn der sechs mal 2,5 Meter große und 25 Tonnen schwere "Point of Presence" (PoP), also der Knotenpunkt, der am Mittwoch an der Georg-Münch-Straße im Ortsteil Pöring aufgestellt wurde, ist eine von zwei Hauptverteilerstationen für Glasfaserkabel durch Zorneding. Die Leitungen für schnelle Internetverbindungen der Unternehmensgruppe "Deutsche Glasfaser" werden dann von August an durch alle Zornedinger Wohngebiete verlegt. Damit sollen die Bewohner mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Gigabyte in der Sekunde im Netz surfen können.

"Ein kleiner Schritt für die Deutsche Glasfaser, ein großer Schritt für Zorneding", scherzt Bürgermeister Piet Mayr (CSU), der im Frühjahr selbst wochenlang in persönlichen Gesprächen und bei Informationsveranstaltungen für das Projekt geworben hatte. Denn damit das Unternehmen die Kabel in einem Ort auf eigene Kosten verlegt, müssen sich 40 Prozent der Bewohner für einen Vertrag mit dem nordrhein-westfälischen Unternehmen entscheiden.

In Zorneding hatte das noch kurz vor knapp geklappt: Erst am 13. Februar, dem Stichtag der elfwöchigen sogenannten Nachfragebündelung, hatten 40 Prozent der Bewohner in den vier Ortsteilen einen Vertrag mit der Deutsche Glasfaser unterschrieben. Ansonsten wäre die Gemeinde in das landesweite Förderprogramm zum Breitband zurückgefallen, was auch einen mindestens sechsstelligen Eigenanteil aus der Gemeindekasse bedeutet hätte.

Auch umliegende Gemeinde liebäugeln mit einem Glasfasernetz

"Wir werden eine Vorreitergemeinde sein", freut sich Fritz Rudert (58), der wie alle Zornedinger bisher über die Kupferdrähte der Telekom im Netz unterwegs war. Zur Aufstellung des PoP ist er extra in die Georg-Münch-Straße gekommen. In der Tat liebäugeln auch umliegende Gemeinden mit einem Glasfasernetz: In Oberpfaffenhoffen etwa hätten sich gerade erst genügend Bewohner für eine Verlegung entschieden, berichtet Martin Herkommer, zuständiger Regionalleiter der Deutschen Glasfaser.

Und in Glonn habe das Unternehmen jetzt auch die Förderung gewonnen. Fritz Rudert aus Pöring erzählt, bei der Arbeit von zuhause aus sei er langsam an seine Grenzen gestoßen, "besonders bei Telefonkonferenzen". Pöring werde jetzt "eine Insel des High-Tech", sagt er. "Wenn die Geschwindigkeit so sein wird wie angegeben, dann ist jeder zufrieden." Auch Patrick Birnstiel (16), dessen Vater ein Systemhaus für EDV und Kommunikation im Ort betreibt, zeigt sich begeistert: "Ich kann es kaum erwarten", sagt er, bald könne er endlich Fotos schnell hoch- und runterladen.

Für die Haushalte, die sich nicht für einen Anschluss entschieden haben - ändert sich nichts. Die neuen Glasfaserkabel verlaufen zwar in ihrer Straße, aber nicht bis in ihr Haus hinein. Die Zornedinger, die einen zweijährigen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen haben, aber gleichzeitig auch noch das Vertragsende mit der Telekom abwarten, können ihr neues Internet bis zu einem Jahr lang kostenlos nutzen. Dann zahlen sie für das Basispaket mit Telefon und einer Internet-Flatrate 34,95 Euro im Monat. Dafür wird das beauftragte Ingenieursunternehmen VPT Consulting bis zu 80 Zentimeter tief in die Zornedinger Straßen bohren. Nachdem die Rohre eingelegt sind, werden die Glasfasern mit Luftdruck durchgeblasen und die Schnittstellen mittels Lasertechnik verschweißt.

Innerhalb eines Jahres sollen dann alle teilnehmenden Haushalte angeschlossen sein. Wer sich spontan doch noch für eine Glasfaserleitung bis ins eigene Haus entscheidet, nachdem das Netz in seiner Straße schon verlegt worden ist, muss den Anschluss für mindestens 750 Euro selber zahlen. "Aber solange die Bagger noch nicht durch die Straße sind, gilt das Angebot für den kostenlosen Anschluss", verspricht Herkommer. Der aktuelle Ausbau betrifft lediglich die Wohnviertel der Gemeinde, die Nachfragebündelung für die Zornedinger Gewerbegebiete läuft noch. Die Gemeindeverwaltung hat sich den kostenlosen Anschluss im Februar zeitig gesichert: Auch in ihren Liegenschaften - also Rathaus, Feuerwehr, Schulen und Bücherei - sollen die Zornedinger demnächst besonders schnell surfen können.

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