Zorneding:Von singenden Ranzen und einem sanften Rauswurf

Zorneding: Die Vorschulkinder Lena, Manuu, Jakob, Naya, Finja und Angelina (von links) haben bei dem Gedanken, dass sie bald in die Schule dürfen, ein breites Lächeln im Gesicht.

Die Vorschulkinder Lena, Manuu, Jakob, Naya, Finja und Angelina (von links) haben bei dem Gedanken, dass sie bald in die Schule dürfen, ein breites Lächeln im Gesicht.

(Foto: Christian Endt)

Für die Schulanfänger können die Ferien gar nicht schnell genug vergehen: Sechs Buben und Mädchen aus dem Naturkindergarten Pöring haben recht genaue Vorstellungen, was sie im September so erwartet

Von Carolin Schneider, Zorneding

Sie kichern viel, haben ziemlich verrückte Ideen im Kopf, zeigen beim Lächeln ihre riesengroße Zahnlücken und wollen endlich in die Schule: Sechs Buben und Mädchen aus dem Naturkindergarten Pöring erzählen, worauf sie sich freuen, was ihre Geschwister bereits vom Alltag in der Schule berichtet haben und wie sie mit ihrem Ranzen Musik machen wollen.

"Meine große Schwester hat gesagt, die Schule ist dann am Ende nicht mehr so toll. Aber ich freue mich trotzdem", erzählt die sechsjährige Angelina. Dass die Schule auch blöd sein kann - das können sich Naya (5) und Finja (6) gar nicht vorstellen. Sie freuen sich riesig, bis es endlich losgeht. "Am meisten freue ich mich auf das Rechnen. Das hat mir nämlich mein Papa schon beigebracht", sagt Naya und lächelt dabei stolz. Auch der fünfjährige Manuu weiß schon, wie er mit Zahlen umgehen muss. "Das geht so leicht", ruft er, dann legt er los: "Eins plus eins gibt zwei, drei plus eins gibt vier!" Die sechsjährige Lena fügt hinzu: "Und zehn mal zehn ist 100!"

Obwohl sie an der Welt der Zahlen Spaß haben, können sich die Kinder nicht vorstellen, einen Job zu machen, der mit Mathematik zu tun hat. "Ich werde Tierarzt", erklärt der sechsjährige Jakob. "Weil ich bin ja so ein Tierfreund." Manuu möchte einmal in einem Tierheim, Naya in einem Zoo arbeiten. Und Lena und Finja sagen wie aus einem Mund: "Ich will Reitlehrerin werden!" Tiere stehen bei den Schulanfängern hoch im Kurs - das bemerkt man auch als sie anfangen, von ihren Schultüten und Ranzen zu erzählen. "Auf meinem Schulranzen sind Einhörner drauf", erzählt Angelina. "Und Glitzer!" Einen Ranzen mit Einhörnern hat sich auch Finja ausgesucht: "Aber bei mir sind noch Feen dabei!" Wie die Schultüten aussehen, wissen die Vorschulkinder ganz genau: Sie haben sie im Kindergarten gemeinsam mit ihren Eltern gebastelt. Dazu hatten sie viele verschiedene Materialien und durften sich ein Motiv aussuchen. "Meine ist gelb. Da ist ein Sonnenuntergang drauf und zwei Delfine, die bilden ein Herz", schwärmt Naya. Was im September jedoch in der Tüte stecken wird, ist noch ein Geheimnis.

Die Jungs hingegen wollen auf ihren Schulranzen keine Tiere durch die Gegend tragen. "Meiner ist echt cool", sagt Jakob. "Mit einem Feuerwehrmann von Lego drauf." Manuu jedoch findet seinen eigenen Ranzen noch viel cooler: "Auf meinem ist ein Transformer!" Er erzählt, wie das Material seines Schulranzens laute Geräusche von sich gibt, wenn man darüber kratzt. "Damit nerv ich die Lehrer", beschließt Manuu schon jetzt. Jakob schlägt vor: "Wenn ihr Musikunterricht macht, kannst du ja auf deinem Schulranzen spielen!" Die beiden fangen an, Luftgitarre zu spielen, um ihre Idee zu verbildlichen und lachen laut.

Auch bei den Dingen, auf die sie sich am meisten freuen, unterscheiden sich die Jungs von den Mädchen. "Ich freue mich auf das Lesen, Rechnen und Schreiben", sagt Lena. "Meine Schwester hat es mir schon beigebracht." Lesen, rechnen, schreiben - davon möchte Manuu nichts hören. "Ich freu mich schon auf die große Pause!", erklärt er. "Weil da kann ich immer Fußball spielen." Auch Jakob freut sich am meisten auf die Pause. "Da werde ich meinen großen Bruder ärgern." Er kichert. "Dann rennt er vor mir weg." Noch mehr Gekicher. "Find ich toll." Jetzt kann er nicht mehr an sich halten und lacht laut los. Die Vorstellung, mit seinen zwei Freunden, die auch große Brüder haben, die Älteren zu ärgern, erfüllt Jakob mit einer großen Vorfreude.

Doch bevor die Kinder in der großen Pause spielen, klettern und große Brüder nerven können, werden sie noch von ihrem Kindergarten verabschiedet. "Als ich gehört habe, dass wir rausgeschmissen werden, dachte ich, die schmeißen uns aus dem Fenster", erzählt Angelina mit großen Augen. Naya und Finja wissen besser Bescheid, denn im letzten Jahr haben sie zugeschaut. "Die Erzieherinnen halten uns an Armen und Beinen fest und schwingen uns hin und her. Dabei müssen sie einen kleinen Reim mit den Namen der Kinder aufsagen", erklärt Naya. "Und dann werfen sie uns auf eine große Matte. Manche landen sogar auf dem Po!", ergänzt Finja und kichert. Manuu weiß noch mehr: "Wir bekommen sogar noch ein Gummibärchen", sagt er und reibt sich beim Gedanken daran über den Bauch. "Oh, Mann", ruft Jakob. "Ich hasse Gummibärchen!" Manuu und Lena zögern nicht lange und sagen beide: "Dann gib es mir!" Als Jakob aber verkündet, dass er es stattdessen seiner Mama schenken möchte, ist Manuu traurig. Aber nur kurz: "Egal, dann frag ich halt jedes Kind, ob ich sein Gummibärchen bekomme und esse dann alle!" Dass es in der Schule statt Gummibärchen Hausaufgaben gibt - dessen sind sich alle bewusst. "Das könnte anstrengend werden", gibt Finja zu. "Ich weiß von meinem Bruder, dass das echt langweilig ist", erzählt Jakob. Naya macht sich darüber jetzt noch keine großen Gedanken: "Ich hoffe, dass uns die Lehrer am Anfang noch leichte Aufgaben stellen."

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