Das Zornedinger Verkehrskonzept dürfte inzwischen einen Weg hinter sich haben, der länger ist, als alle Straßen im Gemeindegebiet zusammengenommen. Seit drei Jahren arbeiten verschiedene Gremien an dem Maßnahmenpaket, das die Verkehrssituation am Ort nachhaltig verbessern soll. Nun, nach der jüngsten Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend, scheint es, als würde die Gemeinde endlich auf die Zielgerade einbiegen. Zumindest haben sich die Ausschussmitglieder jetzt auf eine Prioritätenliste verständigt, anhand derer die einzelnen Probleme angegangen werden sollen.
Ein ganz konkretes Problem stellte sich zunächst aber in der Sitzung selbst: Wie soll das Gremium angesichts der unterschiedlichen Interessenlage auf einen gemeinsamen Nenner kommen? „Wir sind uns selbst in der Fraktion nicht einig, was wo hingehört“, brachte CSU-Gemeinderat Robert Strobl das Dilemma auf den Punkt. Auch bei den Grünen habe man sich „sehr schwergetan“ eine Reihenfolge aufzustellen, wie Moritz Dietz einräumen musste. Die Problematik lag jedoch nicht an der mangelnden Entscheidungsfreudigkeit der Gemeinderäte, sondern am Maßnahmenpaket selbst. Denn jede Einzelne kann ihren Beitrag dazu leisten, dass der Verkehr in Zorneding in geregelte Bahnen gelenkt wird.
Alle Maßnahmen haben ihre Berechtigung, nun geht es um die Reihenfolge zur Umsetzung
Konkret sieht der Katalog etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30 in der Münchner Straße, der Wasserburger Landstraße sowie der Bahnhof-, Anzinger- und Bucher Straße vor. Langsamer fahren, nämlich nur noch mit 70 Kilometern pro Stunde, sollen Autofahrer künftig auch zwischen Kreisverkehr und Ortsschild am Sportpark. Auch jener Verkehr, der gar nicht fährt, wird im Konzept berücksichtigt: Für Lastwagen, Wohnmobile und Anhänger soll ein generelles Parkverbot im innerörtlichen Bereich geprüft werden. Dorthin sollen schwerere Lkw künftig sowieso nicht mehr fahren dürfen, denn in der Münchner Straße, der Wasserburger Landstraße sowie der Bucher- und Lärchenstraße soll ein Verbot für Schwerverkehr über 3,5 Tonnen verhängt werden.
Weitere Maßnahmen aus dem Verkehrskonzept betreffen vor allem Radfahrer und Fußgänger. So ist etwa eine Gehwegverbreiterung an der Parkstraße vorgesehen, auf der Wasserburger Landstraße soll ein Fahrradstreifen angebracht und an der Eglhartinger Straße sollen Querungsmöglichkeiten für Fußgänger geprüft werden. Auch einige neue Verkehrsschilder sollen dafür sorgen, dass Autofahrer in Zorneding künftig aufmerksamer unterwegs sind – etwa am Sportpark, wo angesichts der vielen Kinder per Hinweisschild zur besonderen Vorsicht aufgerufen werden soll.
Weil all diese Maßnahmen ihre Berechtigung haben, taten sich die Mitglieder des Bauausschusses zunächst schwer, eine Priorisierung zu erstellen. Eine solche sei angesichts der Vielzahl aber notwendig, wie Bürgermeister Piet Mayr (CSU) erklärte. „Es wird lange dauern, bis das alles abgearbeitet ist. Wir können das nur nach und nach machen.“ Zunächst gehe es ohnehin nur darum, eine rechtliche Prüfung der einzelnen Vorhaben auf den Weg zu bringen. Erst dann könne man in die Umsetzung gehen. Allzu lange sollte man damit aber nicht mehr warten, wie Moritz Dietz sagte: „Wir müssen jetzt mal was auf die Straße bringen und den Bürgern zeigen: wir tun etwas.“
Und die Ausschussmitglieder taten tatsächlich etwas, und zwar ihre jeweiligen Favoriten aus der Maßnahmenliste zu küren, aus denen sich dann wiederum die Prioritätenliste zusammensetzen sollte. Die meisten Stimmen bekam dabei das Verbot für Schwerlastverkehr über 3,5 Tonnen, gefolgt von den Geschwindigkeitsreduzierungen auf Tempo 30 und dem Fahrradstreifen auf der Wasserburger Landstraße. An diesen Stellschrauben will die Verwaltung im Zornedinger Rathaus nun als erste drehen – was nicht bedeutet, dass die restlichen Maßnahmen nicht umgesetzt werden, oder wie Bürgermeister Mayr sagte: „Die anderen Punkte fallen nicht unter den Tisch, sondern werden eben später abgearbeitet.“