Energieversorgung:Warme Gedanken zur kalten Jahreszeit

Energieversorgung: Bereits vor 14 Jahren hat die Gemeinde Poing eine Geothermie-Bohrung vorgenommen. Nun wollen auch Vaterstetten und Zorneding das warme Tiefenwasser nutzen.

Bereits vor 14 Jahren hat die Gemeinde Poing eine Geothermie-Bohrung vorgenommen. Nun wollen auch Vaterstetten und Zorneding das warme Tiefenwasser nutzen.

(Foto: Stefan Salger)

Die Gemeinde Zorneding treibt ihre Pläne für ein eigenes Nahwärmenetz voran. Dieses soll an die Geothermie der Nachbarn aus Vaterstetten angeschlossen werden.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Frostig kalt war es am Donnerstagabend in Zorneding - zumindest vor dem Rathaus. Drinnen hingegen nutzten die Mitglieder des Gemeinderates die anberaumte Sitzung, um sich warme Gedanken über die Zukunft zu machen. Diese nämlich sieht für die Gemeinde ein eigenes Nahwärmenetz vor, das von der Geothermie der Nachbarn aus Vaterstetten gespeist werden soll. Damit ist Zorneding die erste Kommune in der Region, die konkrete Schritte unternimmt, um sich an die geplante Pipeline anzuschließen.

Ursprünglich geisterte die Idee im Landkreis herum, die in Vaterstetten gewonnene Erdwärme sogar bis nach Ebersberg und Grafing weiterzuleiten. Doch das stellte sich schnell als zu ambitioniert heraus, wie Zornedings Klimaschutzmanagerin Elisabeth Buchmann nun in der Sitzung sagte. "Damit hätten 50 Prozent aller Landkreisbewohner versorgt werden können." Dennoch ist das Vorhaben nicht gänzlich im Papierkorb gelandet, denn der grundsätzliche Gedanke lebt laut Buchmann weiter. Nur wird das Projekt nun nicht in einem Schritt umgesetzt werden, stattdessen soll jede interessierte Gemeinde ihre eigene Planung für ein Nahwärmenetz vorantreiben, das letztlich dann an die Vaterstettener Geothermie angeschlossen werden kann.

Reich wird die Gemeinde durch ein eigenes Nahwärmenetz nicht werden

In Zorneding geht die Planung nun bereits in eine recht konkrete Phase. Am Donnerstag ließen sich die Gemeinderäte darüber informieren, wie man ein solches Wärmenetz überhaupt betreiben könnte. Dazu stellte Werner Weber vom bayerischen kommunalen Prüfungsverband die möglichen Gesellschaftsformen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vor. Etwa die Möglichkeit, dass Zorneding sein eigenes Kommunalunternehmen gründet, das dann das Wärmenetz wirtschaftlich verwaltet. Diese Rechtsform liege im Freistaat derzeit stark im Trend. "Wenn man sich die Entwicklung in Bayern anschaut, dann ist das Kommunalunternehmen sehr beliebt", so Weber. Die Gemeinde hätte dabei über die Satzung und den Verwaltungsrat Mitspracherecht.

Deutlich stärker wäre das Rathaus allerdings beim Regie- oder Eigenbetrieb ins Tagesgeschäft der Wärmeversorgung eingebunden. Bei Ersterem direkt über den kommunalen Haushalt, bei Letzterem über ein Sondervermögen. Laut Weber bestehe aber auch die Möglichkeit, die Wärmeversorgung privatrechtlich über eine GmbH zu regeln - das berge jedoch die Gefahr, dass das Unternehmen dann insolvent gehen könne. Bei allen anderen Rechtsformen sei das nicht der Fall. Eine goldene Nase werde sich die Gemeinde durch das Nahwärmenetz aber ohnehin nicht verdienen. "Das ist keine Geldruckmaschine", so Weber, vielmehr könne man bereits bei einem Plus-Minus-Null-Geschäft von einer guten Wärmeversorgung sprechen.

Der Förderantrag ist gestellt, nun wartet Zorneding auf eine positive Rückmeldung

Mit welcher Rechtsform das Netz letztlich betrieben werden soll, müssen nun die Gemeinderäte in den nächsten Wochen entscheiden. Auf einen weiteren Schritt in Richtung Geothermie in Zorneding hat sich das Gremium aber bereits am Donnerstag festgelegt: Auf dringende Empfehlung von Klimaschutzmanagerin Elisabeth Buchmann gibt die Gemeinde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die Teil eines neuen Förderprogramms des Bundes ist, für das sich Zorneding bereits im Herbst vergangenen Jahres beworben hatte. Es umfasst neben Zuschüssen zu eben jener Studie auch eine Beteiligung an den Kosten für den Netz-Ausbau. Den positiven Förderbescheid erwarte man in den nächsten Wochen, so Buchmann.

So schnell wird es mit dem gesamten Geothermie-Projekt indes nicht gehen. Vergangenes Jahr im Sommer hatte sich der Vaterstettener Gemeinderat ohne Gegenstimme für das Vorhaben entschieden - und sich einen ambitionierten Zeitplan gesteckt: Bereits im Winter 2025/2026 soll das warme Tiefenwasser ins gemeindliche Nahwärmenetz eingespeist werden. Dann könnte sich auch Zorneding an dem Vorhaben beteiligen, vorausgesetzt, das eigene Netz ist bis dahin betriebsfertig. Und noch eine Frage gilt es zu klären: Woher eigentlich das Geld für das Geothermie-Projekt kommen soll. Denn dieses ist alles andere als günstig, Experten zufolge kostet allein die Bohrung rund 20 Millionen Euro.

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