Zorneding:Unter den Linden

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Die Bäume des Anstoßes in der Zornedinger Grünlandstraße. 40 Anwohnern sind sie zu hoch und verursachen zu viel Dreck. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einer Petition wollten Anwohner der Zornedinger Grünlandstraße eine maximale Wuchshöhe der Bäume in ihrem Wohngebiet erreichen. Der Gemeinderat hat das jetzt abgelehnt.

Von Anselm Schindler, Zorneding

Die Gemeinde Zorneding wird die Linden in der Grünlandstraße nicht zusammenstutzen. Das entschied der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend. Einige Anwohner wird das wohl gar nicht freuen: Sie hatten mit Sachverständigen telefoniert, sich bei Baumschulen Rat eingeholt und schließlich eine Petition gestartet: 40 Unterschriften überreichten sie Anfang August im Rathaus und forderten die Gemeinde damit auf, die Linden, die die Grünlandstraße säumen, kürzer zu schneiden. Fünf Meter, höher sollten die Bäume künftig nicht mehr sein, forderten die Anwohner.

Die Begründung: Der sogenannte Honigtau der Linden verklebe Gartenzäune und parkende Autos. Bei dem grün-gelben Sekret handelt sich um ein Ausscheidungsprodukt von bestimmten Blattläusen - und die sitzen besonders gerne in den Baumkronen von Linden.

Doch das ist nicht das einzige Problem, das die Anwohner mit den Bäumen vor ihrem Gartenzaun haben. Sie berichten, dass die Wurzeln der Bäume ins Erdreich ihrer Gärten eindringen und dort die Bepflanzung erschweren. Zudem werfe der hohe Wuchs der Bäume viel Schatten, was nicht zuletzt die Photovoltaik-Anlagen auf manchen Dächern beinträchtige und außerdem Moos auf den Rasenflächen sprießen lasse.

Wöchentliche Beschwerden im Bauamt

Die Petition der Grünlandstraßen-Anwohner hatte prompt für Nachahmer gesorgt, heißt es aus dem Zornedinger Bauamt. Auch anderen Zornedingern seien die Bäume vor ihren Häusern zu hoch. "Ich bekomme solche Beschwerden inzwischen wöchentlich, aus dem gesamten Gemeindegebiet", sagte Diana Saiger, Leiterin des Bauamtes. Doch so einfach sei das nicht.

Selbst wenn sie denn wollte, die Gemeinde könne die Linden gar nicht einfach umschneiden: Diese fungieren im Bebauungsplan als ökologische Ausgleichsfläche - und auf die sind gerade Wachstumsgemeinden wie Zorneding stark angewiesen. Jeder Rückschnitt erfolge so fachgerecht und naturnah wie möglich, betonte sie. Ein Kürzen der Linden auf fünf Meter sei deshalb nicht vertretbar.

Die Gemeinde hatte als Reaktion des Bürgeranliegens einen Sachverständigen aus dem Landratsamt eingeschaltet. Dieser kam zu einem recht eindeutigen Ergebnis: "Würden die Linden, wie beantragt, auf fünf Meter zurückgeschnitten, würden die Bäume unwiederbringlich zerstört", heißt es in dem Gutachten des Landratsamtes.

"Unsinnige Pflegeschnitte"

Denn schneide man die Baumkrone einfach ab, dann könne es sein, dass der Baum zu faulen beginne. Man rate deshalb dringend von den "geforderten unsinnigen Pflegeschnitten" ab, heißt es in dem Gutachten. Wenn beim Zuschneiden Schäden an den Bäumen entstünden, dann müsse dafür die Gemeinde aufkommen, ergänzte Bauamtsleiterin Saiger. "Wenn da was kaputt geht, dann müssen wir die Ersatzpflanzungen zahlen."

Und die verklebten Autos? Was das betrifft, rät das Landratsamt-Gutachten den Bewohnern der Grünlandstraße, ihre Autos künftig nur noch auf den dafür vorgesehenen Parkflächen abzustellen - und nicht auf den Grünstreifen. Bei "ordnungsgemäßem Parken" bestehe auch keine Beeinträchtigung durch die Linden.

Die Anwohner hatten der Gemeinde auch vorgeworfen, sie bei der Pflanzung der Linden vor falsche Tatsachen gestellt zu haben. Es würden "klein und langsam wachsende Linden" gepflanzt, habe es vom Bauamt in Bezug auf die Linden damals geheißen, monieren die Anwohner. In der Realität sei aber das Gegenteil der Fall: Die Bäume hätten sich "prächtig entwickelt" und seien inzwischen bis zu neun Meter hoch. Auch das sieht das Gutachten des Landratsamtes anders. Es bescheinigt den Bäumen einen "langsamen Zuwachs".

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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