Zorneding:Nach der Wahl ist vor der Wahl

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Alexander Müller, Susanne Markmiller und Renate Will treten für die FDP bei den Landtags- und Bezirkstagswahlen im kommenden Jahr an. (Foto: Christian Endt)

Die Kreis-FDP stellt ihre Kandidaten für Land- und Bezirkstag auf - und warnt vor einem Wettrennen um rechte Wähler

Von Wieland Bögel, Zorneding

Noch sind die Folgen der Bundestagswahl noch nicht verarbeitet, da steht schon die Vorbereitung auf den nächsten Urnengang an. Die FDP hat am Dienstag - als erste Partei im Landkreis - ihre Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahl im kommenden Herbst nominiert. Direktkandidat für den Landtag wurde Kreisvorsitzender Alexander Müller, für den Bezirkstag bewirbt sich Susanne Markmiller um das Direktmandat. Auch die Listenkandidaten sind nominiert, Renate Will wird sich für den Landtag und Helmut Reinold für den Bezirkstag bewerben. Außer der Nominierung beschäftigten die Kreis-Liberalen auch die gescheiterten Verhandlungen über eine mögliche Koalition im Bund.

Dass die Partei nicht um jeden Preis in eine Regierung einsteigen muss, darüber waren sich die Mitglieder einig - Kritik gab es allerdings an der Art und Weise, wie die Verhandlungen beendet wurden. "Das hat mich wahnsinnig aufgeregt", fand etwa Brigitte Bencker von den Vaterstettener Liberalen. Man könne doch nicht vier Wochen diskutieren und dann plötzlich abbrechen. Außerdem, so die Landtagskandidatin des Jahres 2003, wäre eine Kombination aus FDP und Grünen vielleicht ausgeglichener gewesen als wieder eine große Koalition. Kreisvorsitzender Müller meinte, auch er habe sich über das abrupte Ende etwas gewundert, "dass wir rausgehen, wenn das liberale Profil nicht gegeben ist, verstehe ich, aber das hätte man wesentlich früher machen können". Für Martin Hagen, der Baldhamer ist Direktkandidat in Rosenheim, war hingegen klar: "Lindner wollte nicht regieren." Auch er fand den Abgang nach vier Wochen Verhandlung etwas unglücklich, es bleibe der Eindruck, "die FDP ist gegen Flüchtlinge, Klimaschutz und Europa".

Dass es zu keiner Einigung kam, sei aber auch die Schuld der Union, speziell von Kanzlerin Angela Merkel. Deren Verhandlungsführung habe darin bestanden, "über jedes Komma zu diskutieren, aber die großen Brocken nicht anzufassen", kritisierte Müller. Das Scheitern der Gespräche sei aber weder eine Staatskrise, noch mache es Neuwahlen erforderlich, waren sich die Anwesenden einig. "Schon alleine, weil es im Winter nicht lustig ist, am Infostand zu stehen", wie Müller anmerkte.

Was nun aber nötig werde, sei "Wege zu finden, wie wir in die Verantwortung kommen", so Müller, hier erwarte er sich bald Antworten vom Bundesvorsitzenden. "Wir müssen Zukunftsperspektiven finden." Und sich vor allem auf Kernforderungen konzentrieren, sagte Will, es nütze nichts, "mit einem Bauchladen an Themen in den Wahlkampf zu ziehen". Zumindest für den Landtag hatte Direktkandidat Müller schon einige im Angebot. So müsse dringend mehr für Bildung getan werden, etwa durch den Ausbau der Ganztagesbetreuung an den Schulen. Auch das "Totsparen" bei Polizei und Justiz müsse ein Ende finden, mehr Investitionen brauche auch der öffentliche Nahverkehr, "München steht kurz vor dem Verkehrsinfarkt".

Angesichts der "Phase der Selbstzerlegung" bei der CSU seien die Chancen für die FDP, wieder in den Landtag zu kommen, nicht schlecht, befand Müller - jedenfalls, wenn man nicht den Fehler mache, und versuche, die CSU rechts zu überholen, "das ist in Bayern tödlich". Ob die Liberalen mit einer eventuell weiter in Richtung AfD gerückten CSU koalieren sollten, war für den Kreisvorsitzenden zumindest fraglich, da seien andere Partner vielleicht besser geeignet: "Wenn Herr Söder die Freien Wähler haben will, dann soll er sie auch bekommen."

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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