Zorneding:Musik braucht nur eine Sprache

Zorneding: Junge Gesichter im Zornedinger Martinstadl, auf der Bühne und im Publikum: Die Munich Classical Players wollen die Jugend mitreißen.

Junge Gesichter im Zornedinger Martinstadl, auf der Bühne und im Publikum: Die Munich Classical Players wollen die Jugend mitreißen.

(Foto: Christian Endt)

Das junge Orchester "Munich Classical Players"debütiert in Zorneding mit Werken von Mozart und Vivaldi

Von Sandra Langmann, Zorneding

"Die kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart darf im Repertoire nicht fehlen, wenn man jungen Menschen die klassische Musik näher bringen möchte. Schließlich ist das ein Stück, das immer wieder unter die Haut geht, vor allem, wenn es so engagiert und liebevoll vorgetragen wird wie von den Munich Classical Players (MCP). Dieses Kammerorchester ist erfrischend anders - und zwar in dem Sinne, dass es aus lauter jungen Instrumentalisten unterschiedlicher Nationen besteht. Im Zornedinger Martinstadl präsentieren 21 Studenten der Musikhochschule Musik auf hohem Niveau.

Gegründet wurde das Orchester Anfang des Jahres von dem jungen Dirigenten Maximilian Leinekugel aus Vaterstetten. "Seine Begeisterung ist ansteckend, da wollte ich dabei sein", verrät Ewa Lovrenović, die von Beginn an beim MCP spielt. Die gebürtige Österreicherin hat Leinekugel während seines internationalen Meisterkurses für Dirigenten in Graz kennengelernt. Er dirigierte die Kammerphilharmonie Graz und Lovrenović spielte Oboe. Die beiden jungen Musiker kamen ins Gespräch und Leinekugel erzählte von seinem Vorhaben, ein Orchester zu gründen. Da die 23-Jährige gerade ihr Auslandsjahr in München plante, war sie sofort begeistert. "Ich war froh, in München gleich jemanden zu kennen und dann auch noch in einem Orchester spielen zu können", erinnert sich Ewa Lovrenović, an diesem Tag Solistin im Konzert für Oboe, RV 447, von Antonio Vivaldi.

Die Augen sind auf die schmale Silhouette der jungen Frau gerichtet, als sie zu spielen beginnt. Nach einem Nicken des Dirigenten schließt sie kurz die Augen, atmet noch einmal tief durch und versinkt in ihrer musikalischen Welt. Lovrenović wippt zu den Klängen ihres Instruments leicht mit dem Kopf, bewegt ihren ganzen Körper zur Musik, zum heiteren Allegro non molto, zum elegisch-schwebenden Larghetto und dem fröhlichen Minuetto. Das junge Orchester fügt sich zu einem harmonischen Ganzen, es ist ein Genuss, den Instrumentalisten zuzuhören und zu sehen. Die Studenten wirken locker, tauschen freche Blicke aus, lächeln einander zu.

"Es ist immer unterschiedlich, wie viele Musiker mitspielen", erklärt der 21-jährige Leinekugel. Gerade im Winter käme es oft zu krankheitsbedingten Ausfällen, ergänzt Lovrenović. Die Oboistin empfindet es als sehr angenehm, mit Musikern aus Fernost, Australien, Spanien und Kroatien zu musizieren. "Bei den Proben wird englisch gesprochen. Doch wenn man zusammen spielt, macht das keinen Unterschied, welche Sprache man spricht," ist die Österreicherin überzeugt. Denn die Sprache der Musik sei für alle dieselbe. Was ihr auch gefällt, ist die Atmosphäre: Es gebe keinen Konkurrenzkampf, und wenn ein Kollege in ein Berufsorchester aufgenommen werde, freue man sich für diesen mit.

Dem Oboenkonzert folgt die "Symphonie Nr. 40" in g-Moll von Mozart. Zu Streichern und Oboe gesellen sich nun Fagott, Querflöte und weitere Blasinstrumente. Das anspruchsvolle Stück erfordert vollste Konzentration, doch auch hier stellt das junge Orchester sein Können unter Beweis. Als Mozart die Sinfonie schrieb, so wird berichtet, quälten ihn Geldsorgen und schwarze Gedanken. Daher gilt der Tonfall des Werks als "düster". Leinekugels Dirigat wirkt nun ausdrucksvoller, zackiger, weit holt er mit dem Taktstock aus.

Bis das Orchester vollständig war, sei es ein schwerer Weg gewesen, sagt Leinekugel. Als Cellist kannte er zwar viele Geiger, aber kaum Bläser. Ewa Lovrenović sei ihm da eine wichtige Stütze gewesen. "Ohne Ewa wäre es wahrscheinlich gar nicht so weit gekommen", sagt der junge Dirigent. Er habe dann aber doch Glück gehabt und Musikbegeisterte gefunden, die auch sofort aufgesprungen seien. Eine große Rolle habe auch der Flötist Mark Xion aus Australien gespielt, der mit seiner Energie viel zum Projekt beigetragen habe. Mit 29 Jahren ist Xion das älteste Mitglied des Orchesters, das jüngste Mitglied ist gerade einmal 20 Jahre alt.

Das Ziel der Munich Classical Players ist es, ein junges Publikum zu erreichen und mitzureißen. Die klassische Musik habe wieder an Beliebtheit zugenommen, doch gestalte es sich schwer, junge Leute für Klassik zu begeistern, sagt der Dirigent. Die jungen Besucher im Martinstadel sind vom Orchester und vor allem vom Dirigenten fasziniert. Die meisten kennen Leinekugel aus der Schulzeit und sind als Unterstützung angereist. Über Facebook und Printmedien seien sie auf die Veranstaltung aufmerksam geworden, verrät ein Freund aus der Schulzeit. Auch Marius Körlin ist durch die Zeitung auf das Konzert gestoßen und hat sich kurzerhand seine Eltern geschnappt und sie mitgenommen. Er wünsche sich mehr Engagement von den Musiklehrern, die mit ihren Schülern Klassikkonzerte besuchen sollten. "Das nimmt die Hemmung und könnte den einen oder anderen für klassische Musik begeistern", so der 19-Jährige. Maximilian Leinekugel hofft hingegen auf Mundpropaganda. "Wenn es den Leuten gefällt, was wir machen, erzählen sie es hoffentlich weiter." Und wer weiß, vielleicht führt das ein jüngeres Publikum in das Kleine Theater Haar, wo am 2. Februar das nächste Konzert des neuen Kammerorchesters stattfinden wird.

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