Süddeutsche Zeitung

Zorneding:Lebensretter und Ausnahmetalente

In Martinstadl zeichnet Bürgermeister Piet Mayr beeindruckende Leistungsträger aus

Von Franziska Langhammer, Zorneding

Mit dem Datum der Kommunalwahl hat er es an diesem Samstagabend nicht so. Zweimal kommt Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) beim Neujahrsempfang im Martinstadl auf die anstehende Wahl zu sprechen, und zweimal kommt es dabei zu erheiternden Versprechern: Einmal erinnert Mayr die über 300 anwesenden Gäste daran, dass die Wahl in zwei Wochen sei, später verlegt er sie in den Mai. Aus dem Publikum wird dies mit einem wohlwollenden Lachen abgegolten, und Piet Mayr schiebt lächelnd hinterher: "Man merkt wohl die Anspannung."

Merkt man, abgesehen von den falschen Daten, nicht. Auch wenn die Kommunalwahl im März latent ein Thema ist, geht es an diesem Abend heiter und herzlich zu in Zorneding. Obwohl es zum Beispiel nur wenige Stuhlreihen zum Sitzen gibt, wird auch unter den Stehenden die gute Laune hoch gehalten. Viele Feuerwehrleute in Uniform sind anwesend, Kinder sitzen auf dem Boden und spielen mit dem Handy, Alte und Junge aus der Gemeinde wollen sich diesen Abend nicht entgehen lassen.

Zum Glück sei das vergangene Jahr für die Zornedinger ein unspektakuläres gewesen, so Mayr in seiner Begrüßungsrede; ein spannendes jedoch stehe an. Sechs Gemeinderatslisten und vier Bürgermeisterkandidaten würden in der kommenden Wahl um die Wählergunst werben; für ihn selbst, sagt Mayr, sei es die fünfte Kommunalwahl. Dann wird er allerdings ein wenig nachdenklich. "Neuerdings lässt sich ein gewisser Hang beobachten, öffentlich getroffene Verbindlichkeiten zu relativieren", so Mayr. Über Jahre entwickelte Projekte etwa würden mit einem Federstrich hinfällig. Umso schwieriger sei es, politische Beständigkeit nach außen zu vermitteln. "Ich bin aber der Überzeugung"; sagt Mayr, "dass manche dieser Handlungen und Entscheidungen leider den kommenden Wahlen geschuldet sind." Seine Hoffnung sei es, dass sich dies wieder nach dem Wahltag beruhigen werde.

Dann leitet Mayr zu den Ehrungen von Bürgern über, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben. Als erster Ehrenamtlicher wird Stephan Kruip auf die Bühne gebeten. Er ist Vorsitzender der Mukoviszidose-Stiftung und im vergangenen Jahr für sein Engagement schon mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Auch Kruip selber leidet an der unheilbaren Stoffwechselerkrankung. "Umso bewundernswerter" nennt Mayr seinen Einsatz, unter anderem auch als Mitglied des Deutschen Ethikrats. Die nächste Ehrenurkunde geht an den Polizisten Christoph Kosmus, der durch einen beherzten Sprung ins Wasser einen Menschen vor dem Ertrinken gerettet hat. Dafür wurde Kosmus bereits 2019 die Bayerische Rettungsmedaille aus den Händen von Markus Söder überreicht.

Der Pöringer Wilhelm Ficker erhält für sein Engagement die silberne Verdienstmedaille der Gemeinde Zorneding. 30 Jahre lang war er im Vorstand des Vereins "D'Bianga", seit 2003 auch Vorsitzender, nun tritt er ab. Auch Leon Wall, der seine Gesellenprüfung zum technischen Modellbauer als bayerischer Innungssieger und Zweiter im Bundeswettbewerb abgeschlossen hat, wird geehrt.

Unter die sportlichen Ehrungen fällt die 17-jährige Kampfsportlerin Annalina Mak. Mit ihren 17 Jahren könne sie schon auf eine unglaubliche Zahl von Trophäen zurückblicken, so Mayr. 2019 etwa machte sie bei den Deutschen Meisterschaften in Poomsae, einer technischen Variante des Taekwondo, den zweiten Platz in zwei Kategorien. Auch die Ingoltschützen Maria Glaser, Wolfgang Glaser, Alexander Glaser, Doris Armster und Ludwig Kohl werden auf die Bühne gebeten und für ihr Erfolgsjahr 2019 ausgezeichnet. So schafften sie es etwa als erste Luftpistolen-Mannschaft zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die Bezirksliga. Martina Glaser, gerade mal 14 Jahre alt, wurde zweite Landesjugend-Schützenkönigin. Matthäus Eberl bekommt für seine langjährige Vereinsführung der Ingoltschützen ebenfalls die silberne Verdienstmedaille überreicht.

Bevor der gemütliche Teil des Abends beginnt, kommt Georgina Schneid auf die Bühne, mit ihrer Dolmetscherin. Sie ist eine der erfolgreichsten deutsche Gehörlosen-Leichtathletinnen, wurde etwa Vizeweltmeisterin im Siebenkampf. Nun hat sie ihre aktive Sport-Karriere beendet. "Ich hab mit einer Silbermedaille angefangen und mit einer aufgehört", übersetzt ihre Dolmetscherin. "Das ist das perfekte Ende."

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SZ vom 13.01.2020
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