Zornedinger Koch auf dem Weg nach obenEin Jobwechsel - und eine große Ehre

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Gut ein Jahr war Tobias Pecher in Wirsberg bei seinem Mentor Alexander Herrmann auf dem Posten des Sauciers tätig. Jetzt kocht er wieder mehr à la carte.
Gut ein Jahr war Tobias Pecher in Wirsberg bei seinem Mentor Alexander Herrmann auf dem Posten des Sauciers tätig. Jetzt kocht er wieder mehr à la carte. (Foto: privat)

Koch-Shootingstar Tobias Pecher aus Zorneding hat viel erlebt in den vergangenen anderthalb Jahren. Mittlerweile hat er im „Port Victoria“ im Neusser Hafen angedockt, wo sich das Team jüngst die erste rote Gault&Millau-Haube erkochte.

Von Michaela Pelz, Zorneding

Bei „The Taste“ galt er in gleich zwei Staffeln als Sieger der Herzen – und der Landkreis Ebersberg war ohnehin mehrheitlich im „Team Tobi“. Die Rede ist von Tobias Pecher aus Zorneding, der 2022 und 2023 bei der TV-Kochshow Furore machte. Seit Januar 2025 darf er sich nun rühmen, mit dem Team an seinem neuen Wirkungsort Neuss die erste rote Gault&Millau-Haube erkocht zu haben.

Schon 2023 hatte Pecher bei den „Jugendmeisterschaften in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen“ mit Gold und Silber hervorragende Leistungen gezeigt – sich für die Vorbereitung sogar extra Urlaub genommen von der Arbeit als Jungkoch in Alexander Herrmanns Restaurant „Aura“.

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Bei der letzten Staffel von "The Taste" verfehlte Tobi Pecher zwar knapp das Podest, in der Gunst der Zuschauer lag der 19-Jährige aber stets ganz oben. Mitte August tritt der Zornedinger nun im Gourmetrestaurant seines Mentors Alexander Herrmann eine Stelle als Jungkoch an.

SZ PlusVon Michaela Pelz

Dort, in dem Zwei-Sterne-Haus seines Mentors, hatte Pecher im Sommer 2023 auf dem Posten des Sauciers angefangen, war also zuständig für Fleisch, Fisch und Soßen. „Das habe ich ein gutes Jahr gemacht und sehr viel dabei gelernt“, sagt Pecher am Telefon. Diese Erfahrung in der Sterne-Gastronomie sei wirklich ungemein wertvoll gewesen. Dann allerdings habe er das Gefühl gehabt, es sei Zeit für eine neue Herausforderung. Und auch dafür, dem beschaulichen Ort Wirsberg im Landkreis Kulmbach den Rücken zu kehren.

Da traf es sich gut, dass seine Bekannte Victoria Fonseka ein Jahr zuvor zusammen mit Theresa Putz im Neusser Hafen ein Lokal namens „Port Victoria“ eröffnet hatte. Pecher kannte beide von „The Taste“, wo man sich zwar in Rivalität gegenübergestanden sei, aber dennoch gut verstanden habe. „Also bin ich während eines Urlaubs zum Essen hingefahren“, erzählt der junge Koch.

Rein spaßeshalber hätten sie überlegt, wie es wäre, wenn er ebenfalls dort kochen würde. Als kurz darauf Theresa Putz auf Reisen ging und Victoria einen Nachfolger suchte, liefen die Telefondrähte heiß zwischen Oberfranken und Nordrhein-Westfalen.

Tobias Pecher mit der früheren Rivalin Victoria Fonseka (Mitte), die ihn nach Neuss geholt hat, und Restaurantleiterin Anja Wienands.
Tobias Pecher mit der früheren Rivalin Victoria Fonseka (Mitte), die ihn nach Neuss geholt hat, und Restaurantleiterin Anja Wienands. (Foto: privat)

„Der Gedanke, in Neuss anzufangen, fühlte sich super, super gut an. Darum entschied ich mich relativ schnell – sozusagen aus Herz und Bauch -, und hörte zum September bei Alexander Herrmann auf“, berichtet Pecher mit viel Enthusiasmus in der Stimme.

Man sei in Wirsberg – das zu betonen, ist dem Zornedinger sehr wichtig – „total im Guten auseinandergegangen“. Es sei klar gewesen, dass er nach dem Jungkoch den nächsten Schritt tun wollte. Aber noch einen anderen Grund habe er gehabt: „Ich wollte auch mal wieder à la carte kochen, zur Arbeit gehen, ohne zu wissen, was mich an diesem Tag erwartet“, verdeutlicht Pecher den Unterschied zu seiner damaligen Stelle, wo das meiste aufgrund der Vorbestellungen vorhersehbar und berechenbar gewesen sei.

Das Konzept ist ein bisschen wie bei einer Tapas-Bar

„Und hier kochen wir mit Gas – ein echt cooles Ding!“, erzählt der immer noch erst 21-Jährige. Mittlerweile sei er auch zum Küchenchef aufgestiegen - „nachdem Vicky und ich uns die ersten Monate angeschaut haben, ob und wie alles funktioniert. Doch schnell hat sich herauskristallisiert, dass ich bleibe.“

Die Karte habe er gleich umgeschrieben, den kreolischen Touch verstärkt, für den die Inhaberin, die von den Seychellen stammt, steht. „Das Konzept ähnelt dem einer spanischen Tapas-Bar – aber auf sehr hohem Niveau“, erklärt der Zornedinger die Besonderheit des Lokals: Man bestelle immer gleich mehrere Speisen und verzehre sie dann gemeinsam. Er habe nach seiner Ankunft viel von der französischen Küche einfließen lassen, wobei die kreolische Küche von Haus aus bereits Elemente aus Frankreich, England, China, Indien „und viel Fisch von den Inseln“ in sich vereine. „Wir kombinieren sehr viel.“

Das wurde nun auf unerwartete Weise belohnt: Im Januar 2025 verlieh der Gault&Millau – neben dem Michelin der wichtigste Restaurantführer – dem „Port Victoria“ die erste rote Haube.

Da läuft nicht nur dem Restauranttester das Wasser im Mund zusammen: Zander im Bananenblatt gegrillt in Krustentiersud ...
Da läuft nicht nur dem Restauranttester das Wasser im Mund zusammen: Zander im Bananenblatt gegrillt in Krustentiersud ... (Foto: Sascha Perrone/oh)
... und das indische Gebäck Moulouk mit Grießknödel und  Mirabellenröster.
... und das indische Gebäck Moulouk mit Grießknödel und  Mirabellenröster. (Foto: Sascha Perrone/oh)

„Wir hatten keine Ahnung – im November und Dezember waren unangekündigt jeweils zwei Tester da, die sich natürlich nicht zu erkennen gegeben haben“, schildert Pecher. Alle habe die Auszeichnung überglücklich gemacht, zumal es sich um eine Gemeinschaftsleistung handle. „Jeder aus unserem Team ist gleich wichtig. Anja, die die Restaurantleitung macht, genauso wie Vicky und ich als die beiden Küchenchefs.“

Sie würden sich wunderbar ergänzen, hätten beide „super Ideen“ und zudem lerne er von Fonseka alles, was es betriebswirtschaftlich zu wissen gebe. Seine Hauptaufgabe sei es, sich neue Gerichte auszudenken. „Unser Hauptfokus liegt auf dem À-la-carte-Restaurant mit seinen 40 Plätzen und ständig wechselnder Karte“, beschreibt Pecher seinen Tätigkeitsbereich. Auch Events wie Firmenfeiern fänden zahlreich auf dem alten Fabrikgelände statt. Erste Kochkurse habe man ebenfalls veranstaltet.

Dem WG-Leben kann der junge Koch viel abgewinnen

Weil seine Arbeitsstelle nur 15 Minuten von der Düsseldorfer Stadtgrenze entfernt ist, hat er sich natürlich dort eine Bleibe gesucht. „Ich wohne in einer sogenannten Business-WG – das ist mega“, sprudelt es aus ihm heraus. Rund 30 Personen auf mehreren Etagen mit jeweils einem eigenen Zimmer teilten sich Gemeinschaftsküche, Fitness-Studio, Sauna und sogar einen Filmraum. In der Mischung aus Studierenden, Auszubildenden oder „Leuten mit eigenem Business“ finde sich immer jemand zum Kicker spielen, Sport machen, eine Theatervorstellung oder Ausstellung besuchen oder einfach nur zum Reden. „Und weil die zum Glück was ganz anderes machen, hat man endlich auch andere Gesprächsthemen!“

In den Landkreis Ebersberg kehrt Pecher zwar hin und wieder zurück – aber lediglich, um den Kontakt zur Familie zu halten. „Kochmäßig sehe ich das derzeit eher nicht.“ Nicht nur zur Entspannung, sondern auch aus beruflichen Gründen führt ihn in wenigen Wochen sein Weg auf die Seychellen. „Zusammen mit Vicky besuche ich auf der Suche nach Inspiration ihre Familie, die dort ein Lokal betreibt“, verrät Pecher. Dann fügt er noch hinzu, worauf er sich ganz besonders freut: „Beim kreolischen Barbecue wird nicht ein Gericht zelebriert, sondern ein gemeinsames Fest gefeiert. Da geht es um das Zusammenkommen, Unterhalten, Tanzen – kurzum: diese Küche ist ein Lebensgefühl.“

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