Mitfiebern möglich:Löffelweise zu den Sternen

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Tobi Pecher hat es bis ins Finale der Koch-Show "The Taste" geschafft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Tobias Pecher, ein junger Koch aus Zorneding, stellt derzeit sein Können in der TV-Show "The Taste" unter Beweis. Begonnen hat seine Karriere am Herd der "Alten Posthalterei", nun will er die Welt der besten Restaurants erobern.

Von Vera Koschinski, Zorneding

Ein Löffel Platz und eine Stunde Zeit stehen Tobias Pecher aus Zorneding jede Woche zur Verfügung, um die Juroren der Koch-Casting-Show "The Taste" von seinem Talent zu überzeugen. Mit 18 Jahren ist Pecher, genannt Tobi, der Jüngste unter den Teilnehmenden der Sendung, deren zehnte Staffel derzeit auf Sat 1 ausgestrahlt wird. Bei seinem allerersten Auftritt servierte er folgende selbst entworfene Kreation: ein gedämpftes Hefeteigbrötchen, genannt Bun, gefüllt mit gebratenem Schweinebauch, angerichtet auf einer Paprikasalsa, daneben einen Tropfen Guacamole mit einer Haube Süßkartoffelpüree, vollendet mit einer Blüte - und das alles kunstvoll angerichtet auf einem einzigen Löffel.

Mit der Teilnahme an der Koch-Show sei für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, sagt Pecher. Bereits mit zehn Jahren habe er am Frühstückstisch gesessen und sich per Handy die Highlights der vergangenen Sendung angeschaut. Neben 31 weiteren Teilnehmenden hat sich der Zornedinger nun in mehreren Casting-Runden, noch hinter der TV-Bühne, gegen 4000 Bewerber durchsetzen können. Mit einem Gericht, in dem sich die frische Leichtigkeit der asiatischen und die eindrucksvolle Würze der mexikanischen Küche vereinten, konnte er die vier Juroren offenbar von seiner Kunst überzeugen.

Bei der Kochshow "The Taste" müssen die Kandidatinnen und Kandidaten die Jury löffelweise für sich gewinnen. (Foto: Sat1/oh)

Seit seiner Kindheit ist das Kochen Pechers größte Leidenschaft. "Schon zu Schulzeiten hat er lieber beim Kochen mitgeholfen, als seine Hausaufgaben zu machen", bestätigt seine Mutter mit einem Augenzwinkern, während sie am gemütlichen Ecktisch in der Zornedinger Familienküche eine Maultaschensuppe auslöffelt. Diese habe ausnahmsweise sie zubereitet, sagt sie, denn ursprünglich sei das Kochen mal ihr Hobby gewesen.

Vor allem die Leidenschaft seiner Mutter und Großmutter seien es gewesen, die früh auch seine Neugierde geweckt hätten, sagt denn auch Tobias Pecher. Bereits mit 13 habe er sein erstes Praktikum in der Küche der "Alten Posthalterei" in Zorneding absolviert. Und es folgten weitere Hospitanzen im Schwabinger Restaurant "La Bohème", im Restaurant "Sansibar" auf Sylt sowie in einer Zwei-Sterne-Küche von Alexander Hermann. "Genauso wie andere Jungs in meinem Alter davon träumten, Fußballer zu sein, wusste ich schon immer, dass ich Koch werden wollte." Nach der Ebersberger Realschule trat Pecher also gleich eine Lehre beim "Käfer" in München an, die er im Januar abschließen wird.

Eine Sterneküche bietet viel Ausgefallenes, etwa mexikanischen Schiefertrüffel oder eine Kreuzung aus Mandarine und Limette

Dass das Kochen im Leben der Familie Pecher eine große Rolle spielt, fällt schon beim ersten Blick in die Küche auf. Während in anderen Haushalten ein Obstmesser auch zum Schneiden der Speckstreifen hinreicht, hängt hier eine großzügige Sammlung hochwertiger Klingen über der Arbeitsplatte. Auf dieser wartet bereits ein tieforanger, wohlgeformter Kürbis, nebst einigen Eiern von selbst gehaltenen Hühnern, auf die Zubereitung. Schnell wird klar: Tobias Pecher experimentiert gerne. Nach einem kurzen Blick in ein Grundrezept fängt für ihn der Entwicklungsprozess eigentlich erst an. Vor allem in den Gewürzen liege für ihn der Charakter einer Speise, sagt er. Wochen könne es dauern, den optimalen Hefeanteil für einen Pizzateig zu finden, die feinen Falten im Blätterteig eines Croissants richtig zu schichten oder die passende Gewürzmischung für ein Frühstücksomelett zu entwerfen.

Auch wenn der junge Koch den Anblick seiner Gerichte häufig per Kamera einfängt, hält er ihre Zubereitung selten fest. "Auch wenn man an manchen Rezepten nichts mehr ändern müsste, kann man viele dann doch noch weiterentwickeln", erklärt er. In der Sterneküche jedenfalls dürfe man seiner Kreativität bei jedem Gericht auf ein Neues freien Lauf lassen. Durch eine vielfältige Auswahl an Zutaten stünden hier zudem viele Möglichkeiten offen, dies auch auszuleben, zum Beispiel mit mexikanischem Schiefertrüffel oder eine Kreuzung aus Mandarine und Limette.

Manchmal könne man mit einem vegetarischen Gericht mehr punkten als mit Fleisch - wegen des Überraschungseffekts

"Als Koch lernt man so wirklich jeden Tag dazu." Regelmäßig entstünden auch an seinem Arbeitsplatz neue Kreationen, die nicht nur den Geschmackssinn, sondern auch das Auge fesseln könnten. Der erste Blick auf einen kunstvoll angerichteten Teller im Zusammenspiel mit dem anschließenden Mahl sei ein einmaliges Erlebnis, von dem man lange zehren könne, schwärmt Pecher. Und diesen Moment bei seinen Gästen beobachten zu können, bereite ihm stets besondere Freude.

Die Zutaten für seine Heimküche bezieht der Zornedinger meistens von einem Markt. Besonders bei Fleisch- und Fischprodukten, an denen er sich gerne ausprobiere, beeinflussten die Frische und Qualität das geschmackliche Ergebnis sehr. Manchmal könne man aber auch mit einem vegetarischen Gericht mehr punkten als mit einer Fleischspeise - wegen eines Überraschungseffekts: Die vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten und Geschmacksrichtungen, die man bei Gemüse entwickeln könne, lägen meist jenseits der Erwartungen von Gästen.

Ein ganzes Leben lang will Pecher nicht unter dem Druck einer herkömmlichen Sterneküche arbeiten

Bevor Tobias Pecher jedoch sein eigenes Restaurant eröffnet, möchte er sich erst einmal inspirieren lassen auf einer Work-and-Travel-Reise durch Frankreich und Spanien. Seine Vorstellungen weichen jedoch bereits jetzt von den herkömmlichen Restaurants etwas ab: "Ich würde gerne eine etwas lockere, moderne, nicht allzu steife Küche mit einer bodenständigen Ader etablieren", sagt der 18-Jährige Denn ein ganzes Leben lang wolle er unter dem Druck einer herkömmlichen Sterneküche nicht arbeiten.

"Essen sollte überraschen, Kochen sollte Spaß machen", fasst Tobias Pecher die Beziehung zwischen der Zubereitung und dem Verzehr zusammen. Gerade bei sich zuhause könne er seine Leidenschaft nicht nur auf eine professionelle, sondern zugleich entspannte Art ausleben. "Dann stelle die Musik extrem laut und tanze durch die Küche."

Pechers Vater übrigens steht im Gegensatz zur restlichen kochbegeisterten Familie bloß einmal im Jahr am Herd, an Weihnachten nämlich, wenn er ein Spezialrezept seiner Großmutter zubereite: schlesische Weißwürste mit Lebkuchensoße. Auch wenn Tobias Pecher dieses freilich nicht verrät, könnte das Gericht ja vielleicht eines Tages den Gästen in seinem unkonventionellen Sternerestaurant über die Gabel laufen.

"The Taste" ist zu sehen immer mittwochs um 20.15 Uhr auf SAT 1.

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