Zorneding:Die erste mietbare Klimaschutzmanagerin

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Kleine Kommunen verzichten oft auf eine eigene Stelle für den Klimaschutz im Ort. Nun bietet die Energieagentur Ebersberg-München Fachpersonal zur Miete an. Es gibt bereits eine Testgemeinde.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Zorneding

Im Rathaus der Gemeinde Zorneding ist seit vier Wochen eine junge Frau unterwegs, die eine Mission hat. Ihr Auftrag: ein globales Phänomen lokal anpacken. Elisabeth Buchmann, 25 Jahre alt und Mitarbeiterin der Energieagentur Ebersberg-München. Sie soll den Klimaschutz im Ort vorantreiben. Buchmann ist die erste mietbare Klimaschutzmanagerin der Region. Und Zorneding die Pionier-Gemeinde.

"Rent a Klimaschutzmanager*in" nennt die Energieagentur Ebersberg-München ihr neuestes Konzept, das vergangene Woche in Ebersberg präsentiert wurde. Hintergrund ist, dass kleine Gemeinden in aller Regel auf eine eigene Stelle für den Klimaschutz verzichten. "Hier setzt unsere Idee an", erklärte Willie Stiehler, Geschäftsführer der Energieagentur und in dieser Funktion Nachfolger des langjährigen Landkreis-Klimaschutzbeauftragten Hans Gröbmayr. "Klimaschutz ist für viele immer noch ein Nebenthema, dabei ist es das absolute Megathema unserer Zeit."

Das Ebersberger Konzept: Die Mitarbeiterin, eine Vollzeitkraft, verwendet die Hälfte ihrer Arbeitszeit für Belange der Gemeinde und kommt - so der Plan - einmal pro Woche in den Ort. Die restliche Arbeit erledigt sie von ihrem Schreibtisch in der Zentrale der Energieagentur in Ebersberg aus. Also die Belange Zornedings, und alles, was sonst in den Landkreisen Ebersberg und München an Aufträgen anfällt.

Zorneding hat den Schritt per Gemeinderatsbeschluss bewirkt. Buchmanns Position als vermietbare Pionierin ist offiziell bestätigt. "Die Zornedinger haben mich gut aufgenommen", berichtete sie Ende der Woche am Telefon. Bisweilen begegnen ihr dennoch überraschte Gesichter von Rathausmitarbeitern. Nicht jeder ist gewöhnt, dass sich seine Abteilung mit Klimaschutz beschäftigen soll. Oft gilt in vielen Teilen der Gesellschaft die unausgesprochene Devise: Umweltschutz ja, falls noch Zeit und Geld übrig ist. An diesem Punkt setze sie an, sagt Buchmann "Das gehört dazu, Barrieren abbauen."

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Im Zornedinger Rathaus hat Elisabeth Buchmann einen eigenen Arbeitsplatz, ihr Schreibtisch steht im technischen Bereich des Bauamts, einer Art Schnittstelle. "Weil dort die meisten Angelegenheiten zum Thema Energie anfallen", erklärte Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU). In ihren ersten vier Wochen hat sich die Klimaschutzmanagerin Gremien wie etwa dem Gemeinderat vorgestellt, erzählte Mayr. Nun beginnen konkrete Projekte, etwa die Installation von Ladesäulen im Ort. "Und wir wollen die Energieprozesse in den Gemeindegebäuden optimieren", sagte Mayr.

Zorneding zählt zu einer jener Gemeinden, in denen die Einstellung einer Fachkraft für das Thema Klimawandel seit längerem auf der Agenda steht. Dennoch konnte sich die Gemeinde nicht dazu durchringen. "Wir haben jemanden gesucht, der das halbtags für uns macht", sagte Bürgermeister Mayr. Ohne Erfolg. "Es ist schwierig, auf dem Markt jemanden zu finden, der nicht auf Vollzeit besteht", erklärte Stiehler von der Energieagentur. Diese Erfahrung teile Zorneding mit anderen Gemeinden. Aus diesem Grund bietet seine Agentur jetzt die Teilzeitkraft zur Miete.

Elisabeth Buchmann hat Erneuerbare Energien und anschließend Energieeffizienz studiert, den Bachelor in Freising, den Master in Kassel gemacht. Des Bairischen ist die Finsingerin (Kreis Erding) mächtig, das dürfte die Überzeugungsarbeit in Zorneding erleichtern. Konkret geht es auch um kleine Dinge, etwa um den Energieverbrauch einer Raumlüftungsanlage. Oft sei die verbaute Technik in der Lage, effizient zu sein. "Es funktioniert aber nicht, weil niemand die Kapazitäten hat, sich um die Einstellungen zu kümmern." Ob ihre Zeit, eine halbe Stelle, für den Zornedinger Klimaschutz-Bedarf reicht? Soviel könne sie jetzt schon sagen: Es wäre "genügend Arbeit" für eine volle Stelle da.

Die Gemeinde Grasbrunn (Kreis München) unweit von Zorneding hat kürzlich eine eigene Klimaschutzmanager-Stelle für den Ort ausgeschrieben, "mit 39,0 Wochenstunden in Voll- oder Teilzeit, auf zwei Jahre befristet", wie es heißt. Zornedings Vertrag mit Elisabeth Buchmann gilt auch für zwei Jahre, die Gemeinde zahlt dafür einen Preis, der laut Energieagentur niedriger wäre, würde die Gemeinde die Klimamanagerin selbst anstellen. Das weiß auch Bürgermeister Piet Mayr, der das Ganze nun zwei Jahre beobachten und dann entscheiden möchte, ob das Modell fortgeführt. Oder ob auf Vollzeit umgestellt wird. "In dem Fall würden wir die Person dann komplett selber einstellen."

© SZ vom 05.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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