Zorneding:Kein Kommentar

Zorneding: "Wie können Menschen so schnell und kommentarlos umkippen?", fragt sich Angelika Burwick, die Vorsitzende des Helferkreises Asyl.

"Wie können Menschen so schnell und kommentarlos umkippen?", fragt sich Angelika Burwick, die Vorsitzende des Helferkreises Asyl.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Erst distanzieren sich CSU-Vorstandsmitglieder von Sylvia Boher, dann stärken sie ihr den Rücken

Von Carolin Fries, Zorneding

Die gemeinsame Presseerklärung des Zornedinger CSU-Ortsvorstands und der Gemeinderatsfraktion bleibt von den Vorstandsmitgliedern unkommentiert.

Obwohl sich Bohers Stellvertreter Johannes Schott und Jutta Sirotek zunächst von den rechtspopulistischen Äußerungen Bohers im "ZornedingReport" distanziert hatten, gab der Ortsvorstand einstimmig eine Stellungnahme heraus, in der lediglich die "undifferenzierte Betrachtung in dem Artikel" bedauert und die Meinungsfreiheit betont wird. Auch Bürgermeister Piet Mayr, der Beisitzer im Vorstandsgremium ist, hatte sich von dem Artikel zunächst distanziert.

"Wortwahl und Beispiele sind aus meiner Sicht nicht tragbar für eine christlich-soziale Partei", hatte Sirotek zu Bohers Kolumne "Kritisch angemerkt" erklärt. Darin hatte die Ortsvorsitzende unter anderem die Hilfsangebote für die Flüchtlinge aus den Krisenregionen der Welt infrage gestellt mit Verweis auf die Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die derartige Hilfe nicht erhalten hätten.

Wieso der Vorstand schließlich Bohers Worte und Beispiele unwidersprochen stehen ließ, wollte Sirotek auf Nachfrage nicht sagen. Auch Schott war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Zornedinger Helferkreis fragt in einer Presseerklärung am Freitag: "Wie können Menschen so schnell und kommentarlos umkippen?"

Auf der Facebookseite des Ortsverbands bleibt ein rechter Post unkommentiert stehen

Auch Sylvia Boher selbst wollte sich nicht zu der Pressemitteilung äußern. Ihr Ortsverband scheint geschlossen hinter ihr zu stehen. Lediglich Angelika Burwick, Leiterin des Helferkreises Asyl, ist aus der Partei ausgetreten. Aktuell hat der Ortsverband 85 Mitglieder. Geschäftsführer Christian Czirnich, der sein Amt aus Protest gegen Bohers Kolumne niedergelegt hatte, ist inzwischen "freundlich im Ortsverband Kirchseeon" aufgenommen worden, wie er sagt.

Czirnich hatte auch die Facebook-Seite des Ortsverbands betreut, auf der in Kommentaren geschrieben steht, dass sich "der Islam in Europa wie eine Seuche ausbreitet" und "Refutschies-Grölerinnen an den Bahnhöfen (...) die Invasoren begrüßen". Die Zornedinger CSU hat den Kommentaren bislang weder widersprochen noch diese gelöscht. Laut Boher ruht der Facebook-Auftritt momentan.

Zu den in der Pressemitteilung ebenfalls angekündigten Änderungen im redaktionellen Ablauf des "Zorneding Reports" wollte sich Boher nicht äußern. Ob sie weiterhin auf den ersten Seiten "kritisch anmerken" werde? "Kein Kommentar."

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