Noch ist das heiße Tiefenwasser weit unter der Vaterstettener Erde verborgen. Schon im kommenden Jahr allerdings könnte es sich nach oben wagen. Dann nämlich soll die erste Bohrung für das interkommunale Geothermieprojekt stattfinden, an dem neben Vaterstetten auch Zorneding sowie Haar und Grasbrunn aus dem Landkreis München beteiligt sind. Um die Wärme abzuzapfen, brauchen die Gemeinden allerdings eigene Fernwärmenetze, durch die das heiße Wasser fließen kann. In Zorneding beginnen nun die ersten Vorbereitungen für den Bau eines solchen. Die Frage, die sich dabei allerdings stellt, lautet: Welche Ortsteile sollen als erste zum Zug kommen?
Darüber hat der Zornedinger Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend diskutiert. Warum es überhaupt eine solche Priorisierung braucht, erklärte Klimaschutzmanagerin Marina Schweigert mit den Rahmenbedingungen der Förderung. Diese würden vorsehen, den Netzausbau in verschiedene, jeweils vier Jahre andauernde Bauabschnitte zu untergliedern. Eine erste grobe Unterteilung hat ein Ingenieurbüro inzwischen vorgenommen. „Die Planungen werden derzeit immer genauer und konzentrieren sich auf einzelne Ortsteile“, sagte Schweigert dazu. Welches Zornedinger Gebiet als erstes von der Fernwärme profitieren soll, haben die Planer anhand einer recht simplen Rechnung ermittelt: einer Gegenüberstellung des erwarteten Energiebedarfs mit der zur Erschließung nötigen Trassenlänge. All das vor dem Hintergrund, dass die Wärme aus Vaterstetten stammt, also im Westen von Zorneding ankommen wird.
Entsprechend hat sich in der Analyse auch das Zornedinger Zentrum südlich der Bahnlinie als Startgebiet herauskristallisiert. Der gesamte Ortsteil Pöring sowie der südliche Teil von Zorneding sollen demnach im ersten Planungsabschnitt noch nicht zum Zug kommen. „Von diesem Gebiet aus sollen dann die restlichen Areale erschlossen werden“, erklärte Schweigert, die von einem „sukzessiven Planungsprozess“ sprach. Ein Beschluss über ein Startareal sei jedoch nötig, um die weiteren Projektschritte einzuleiten – und dann auch zu wissen, mit welchen Zeiträumen und Kosten man zu rechnen habe.
Mit diesem Ablauf waren jedoch nicht alle im Gremium glücklich. „Man müsste doch erstmal das Interesse der Leute ermitteln“, wandte etwa Renate Pfluger (CSU) ein. In eine ähnliche Richtung äußerte sich ihre Fraktionskollegin Jutta Sirotek: „Warum beschließen wir jetzt etwas und fragen danach: Wollt ihr das eigentlich?“ Sie gab zu bedenken, dass sie in anderen Gebieten womöglich mehr Bürger an der Fernwärme beteiligen würden als das in dem von Ingenieurbüro und Verwaltung festgelegten Areal der Fall sein könnte. Dem entgegnete Bürgermeister Piet Mayr (CSU), man brauche erst ein konkretes Gebiet, um dann in den dortigen Straßen das Interesse der Leute abklopfen zu können. „Wir müssen jetzt schärfen, um genauere Zahlen zu bekommen“, so der Bürgermeister, der überzeugt ist, dass das Interesse an dem Projekt steigen werde, je weiter die Planung voranschreitet.
Die Quartiere am Herzogplatz und im Birkenhof sind potenzielle Abnehmer der Fernwärme
Dieser Meinung schloss sich dann auch der Großteil des Gremiums an. Helmut Obermaier (Grüne) etwa verwies auf die Wohnquartiere am Herzogplatz und im Birkenhof, die potenziell große Abnehmer der Fernwärme seien. „Es ist eine ausgesuchte Fläche, die logisch ist“, sagte er deshalb über das Startgebiet im Zornedinger Ortskern. Auch Obermaier ist sicher, dass das Interesse an der Fernwärme stetig wachsen werde. Dafür brauche es eine gewisse Zuversicht, die auch die Mitglieder des Gemeinderates nach außen transportieren sollen, wie Franz Lenz (FWG) ergänzte: „Wir müssen mit Mut an die Sache rangehen, weil wir der Überzeugung sind, dass es richtig ist.“
Gegen die Stimme von CSU-Gemeinderat Robert Strobl, der bezweifelte, dass man den anstrebten Versorgungsgrad von 70 Prozent erreichen werde, segnete das Gremium schließlich das Startgebiet ab. Bis dort aber tatsächlich Fernwärme in die Häuser fließt, wird es noch Jahre dauern. Ende 2025 sollen Marina Schweigert zufolge alle notwendigen Anträge gestellt sein, dann erst geht es an die Umsetzung. Immerhin ist Zorneding bei dem Projekt nicht komplett auf sich alleine gestellt, wie Bürgermeister Mayr sagte: „Wir stimmen uns eng mit der Gemeinde Grasbrunn ab, die im selben Planungsstadium ist wie wir.“