Zorneding:Entscheidung verkniffen

Gemeinderat vertagt erneut einen Beschluss zu öffentlicher Toilette am Bahnhof

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Wer am Bahnhof in Zorneding ankommt und ein dringendes Bedürfnis verspürt, findet auf der Suche nach einem stillen Örtchen - nichts. Für den ein oder anderen werden die diskreten Büsche ringsum herhalten, bei Rentnern oder Menschen im Rollstuhl dürfte das dann schon wieder anders aussehen. Bereits seit Jahren sind ein neuer Bahnhofskiosk und eine Toilette Gespräch im Ort, einigen konnten sich die Gemeinde und die Deutsche Bahn wegen verschiedener Auflagen aber bisher nicht.

Zorneding: Seit dem Abriss des Empfangsgebäudes 2008 gibt es am Zornedinger Bahnhof keine Toilette mehr.

Seit dem Abriss des Empfangsgebäudes 2008 gibt es am Zornedinger Bahnhof keine Toilette mehr.

(Foto: EBE)

Eigentlich sollte eine Lösung solch unangenehmen Momenten am S-Bahnhof Zorneding jetzt endlich Einhalt gebieten: Denn der Gemeinderat war am Donnerstag aufgefordert, die Mittel für eine mobile, barrierefreie Toilettenanlage zu beschließen. Anlass dafür war, dass sich ein möglicher Betreiber eines Döner-Imbiss' vor Ort angeboten hatte, der im Herbst probeweise aufgestellt werden soll. Je nach Resonanz der Passanten und Reisenden will die Deutsche Bahn nach der Testphase dann einen Reisepavillon am Bahnhof errichten.

"Die Toilettenanlage wäre selbstreinigend", sagte Bürgermeister Piet Mayr bei der Vorstellung des Lokus-Konzepts. "Eine autarke Anlage, wie es sie auch in Freising gibt." Jetzt oder nie, möge man denken - einig aber waren sich die Gemeinderäte dann doch nicht. Denn die vorgeschlagene Lösung, eine mobile, behindertengerechte und auch selbstreinigende Toilette hat einen stolzen Preis: 120 000 Euro sollten dafür nachträglich in den Haushalt eingetragen werden.

"Ungemein teuer", befand nicht nur die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD), auch wenn der Seniorenbeirat eine solche Lösung "ausdrücklich begrüßen" würde. Auch der Verein "Alter erleben in Zorneding" hatte immer wieder ein öffentliches WC am Bahnhof gefordert. "Wir sollten an eine mobile Lösung denken, die man auch bei Veranstaltungen wie dem Maibaumfest aufstellen kann", argumentierte Poschenrieder. "Da muss das Pinkeln aber ein kulturelles Erlebnis sein", resümierte Wilhelm Ficker (FWG). Auch Helmut Obermaier (Grüne) kritisierte den Vorschlag und bemerkte, dass genau eine solche Anlage in Kirchseeon wieder abgestellt worden war, da sie jährlich 12 000 Euro Unkosten für die Gemeinde verursacht hatte.

Zorneding: Schick, selbstreinigend, aber im Unterhalt viel zu teuer. Die Kirchseeoner haben die öffentliche Toilette am Bahnhof wieder stillgelegt.

Schick, selbstreinigend, aber im Unterhalt viel zu teuer. Die Kirchseeoner haben die öffentliche Toilette am Bahnhof wieder stillgelegt.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Während Poschenrieder einen Katalog über eine mobile und barrierefreie, aber nicht selbstreinigende Toilette für knapp 20 000 Euro herumreichen ließ, hatte Obermaier einen anderen Vorschlag: Das Konzept einer "netten Toilette", bei dem Gastronomen ihre stillen Örtchen öffentlich anbieten und sich die Gemeinde finanziell an den Reinigungskosten beteiligt. "Auch die Stadt Aalen hatte damit beste Erfahrungen", argumentierte Obermaier. Die Stadt ist als Rechenbeispiel auf der Homepage des Franchise-Projekts aufgelistet. Demnach fallen für Aalen im Jahr 17 000 Euro an Zuschüssen für die Lokale an, dafür könnten die Bürger zwischen 17 netten Toiletten wählen. Die Franchisekosten für die nette Toilette sind in dem Beispiel nicht gelistet.

Eine Idee, die sich freilich so einfach nicht auf Zorneding übertragen lässt. Dort ist die Gastronomie in Bahnhofsnähe rar gesät. Die nächstgelegene Gastronomie liegt bereits 350 Meter entfernt, von einer Barrierefreiheit ganz zu schweigen. "Da ist den Rollstuhlfahrern nicht geholfen", befand die Seniorensprecherin des Gemeinderates Ursula Roth (Freie Wähler).

Einig war sich das Gremium am Schluss nur darin, dass noch Beratungsbedarf herrscht. Alle 20 Gemeinderäte plädierten dafür, die Verwaltung im Rathaus erst einmal alternative Klo-Konzepte ausarbeiten zu lassen. Bis dahin müssen die umliegenden Büsche wohl weiterhin als Notfall-WC für den ein oder anderen Pendler herhalten.

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