Zorneding:Elslein, Ännchen und die Königskinder

Cover der CD Ich hör ein süß Getöne des Vokalchors a cappella Zorneding

Ein klein Wildvögelein. . . schmückt die CD. Das Foto zeigt ein Motiv aus dem Schloss Favorite in Rastatt

(Foto: oh)

Der Zornedinger A Cappella-Chor gibt CD mit alten und neuen deutschen Volksliedern heraus

Von Rita Baedeker, Zorneding

Es ist keine Linde, sondern eine Birkenfeige, unter deren immergrünen Blättern der Chor Aufstellung nimmt. Auch steht der Brunnen nicht vor dem Tore, sondern vor dem Rathaus Zorneding, doch Stimmung und Akustik im lichten Foyer sind geradezu ideal für das Konzert des Vokalchors a cappella mit dem das Ensemble seine neue CD "Ich hör ein süß Getöne" präsentiert. 26 deutsche Volkslieder - die meisten davon kann man auswendig - hat Chorleiter Eckhard Meißner mit seinem Ensemble aufgenommen.

Die Chorsätze stammen aus verschiedenen Zeiten, von der Renaissance bis zur Gegenwart. "Deutsche Volkslieder wurden seit jeher gemeinsam gesungen und von Generation zu Generation weitergereicht", sagt Meißner. Doch gerade in heutiger Zeit drohe diese alte Tradition verloren zu gehen. Dabei, so Meißner, seien die besungenen Gefühle ewig aktuell. Noch immer verliebten sich Menschen, noch immer gebe es Abschiedsschmerz, Liebe zur Natur, das Bedürfnis nach Ruhe, die Ahnung des Todes. Die Lieder sind in drei Themengruppen gegliedert: Liebe, Jahreszeiten, Abend und Nacht. Die Mehrzahl der Arrangements stammt aus dem vor einigen Jahren erschienenen Liederband "Lore-Ley" (Carus-Verlag). Die "moderne" Gestaltung macht sich bei einigen Chorsätzen sehr gut, etwa wenn das Lied von der klappernden Mühle mit lautmalerischen Klacklauten begleitet oder ein trauriges Winterlied mit klirrenden Dissonanzen eingeleitet wird. In anderen Fällen, wie bei dem Wiegenlied "Guten Abend, gut Nacht" klingt zwar das Arrangement (Matthias Seitz) interessant, aber man fragt sich trotzdem, was das soll. Schöner, als Brahms die Verse vertont hat, kann das Lied nicht klingen. Und so fehlt es dem Satz zwar nicht an musikalischen Ideen, dafür aber der schlichte, innige Charakter, für den der Klassiker geliebt wird. Der Chor, der 2013 beim Bayerischen Wettbewerb für Kammerchöre so erfolgreich war, singt es jedoch so, dass auch die moderne Fassung zu Herzen geht.

Vor allem die eng und sauber geführten Stimmen der Sänger und Sängerinnen verdienen Lob. Mal wecken sie zart und leise des "Herzens Schöne", mal lassen sie munter und temporeich alle Brünnlein fließen - in einem einfühlsamen Arrangement des Lieds von Eckhard Meißner.

Zum Schatz der Volkslieder gehört auch das süße "Du, du, liegst mir im Herzen". Bei diesem Arrangement von Peter Schindler gewinnt man allerdings den Eindruck, dass das geliebte Wesen auch noch auf den Magen drückt, so schwermütig klingt das im wiegenden Dreivierteltakt gesetzte Lied. Herrlich die Ode ans Elslein von Ludwig Senfl aus dem 16. Jahrhundert. Ein polyphoner Satz, den der Chor im genau richtigen Maß zwischen Elegie und Schlichtheit interpretiert. Genauso gefühlvoll: Meißners Arrangement des "Ännchen von Tharau" und die Ballade von den Königskindern von Max Reger. Sollten Zuhörer im Rathaus gewesen sein, die "platt schnacken können", dann hatten sie viel Freude an dem Lied "Dat du min Leevsten büst" ("dass Du mein Liebster bist"). Was die Aufforderung "kumm bi de Nacht" bedeutet, haben bestimmt alle verstanden.

Die Lieder zum Jahreslauf beginnen im Winter, im bitteren Winter, den der Chor mit fast monotonem Gesang begrüßt. Doch es dauert nicht lange, dann spannt der Bauer im Märzen die Rösslein an. Das Lied vom Brunnen vor dem Tore singen dann nur die Herren. Ist ja auch ein ernstes Lied. Dann kommt auch schon der Mai mit der Botschaft, wie schön doch die weite weite Welt sei. Schön wär's ja!

Höhepunkte sind Regers feiner Chorsatz "Wenn ich ein Vöglein wär'" und das Lied "O, du stille Zeit!" (arrangiert von Simon Wawer) mit zartem Beginn, schwebendem Klang, leuchtendem Sopran und sicherer Intonation. Als der Chor es anstimmt, wird es draußen gerade dunkel. Doch die Besucher - leider nur etwa 50 - wollen noch nicht gehen. Als Zugabe singt der Chor das Lied von der Loreley und schließlich - weil der Trabant gar so stille geht - ein Lied, bei dem alle mitsingen: "Der Mond ist aufgegangen."

Die CD "Ich hör ein süß Getöne" mit 26 deutschen Volksliedern vom Zornedinger Kammerchor a cappella, Leitung Eckhard Meißner, kann man über www.zacappella.de beziehen, Preis 15 Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: