Zorneding:Eisdiele und Wochenmarkt

SPD-Bürgermeisterkandidatin Bianka Poschenrieder sammelt Ideen für die Wiederbelebung des Herzogplatzes.

Von Karin Kampwerth

So voll wie am Sonntagabend wünscht sich Ulrich Fischer sein Café am Zornedinger Herzogplatz wohl alle Tage - wobei der Hobbygastronom und Gemeinderatskandidat der Freien Wähler nicht gerade seine engsten politischen Freunde bewirtet hat. Zu Gast war SPD-Bürgermeisterkandidatin Bianka Poschenrieder, die zu einer Informationsveranstaltung zur Wiederbelebung des Platzes eingeladen hatte. Wie sehr sie mit dem Thema ins Zentrum Zornedinger Befindlichkeiten getroffen hat, zeigte die Resonanz: Etwa 70 Bürger, darunter auch eine ganze Reihe Jugendlicher, drängten sich in dem kleinen Café, das damit bis auf den letzten Stehplatz gefüllt war.

Zorneding: (c)HR Archivnr: 14hr0225_04 / 02.03.2014 / Zorneding, Cafe Herzog, SPF Bianka Poschenrieder zur Zukunft des Herzogplatzes, mit auf Bild Ulrich Fischer

(c)HR Archivnr: 14hr0225_04 / 02.03.2014 / Zorneding, Cafe Herzog, SPF Bianka Poschenrieder zur Zukunft des Herzogplatzes, mit auf Bild Ulrich Fischer

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der großen Resonanz entsprechend waren die für die Ideensammlung aufgehängten zwei Plakate schnell von Poschenrieders Wahlkampfhelferin Ingrid Sendrowski gefüllt. Unter den Anregungen der Anwohner, die spätestens seit Schließung des Bäckereigeschäftes im vergangenen Jahr unter der zunehmenden Verödung des Platzes im Herzen Zornedings leiden, fand sich Bekanntes genauso wie längst Gescheitertes, aber auch durchaus Machbares.

So wird vermutlich weder ein Wohnzimmerkino noch ein Fastfood-Restaurant oder eine Art Kulturstrand nach Münchner Vorbild eine Chance haben - und einem Lebensmittelgeschäft erteilte Poschenrieder ohnehin eine Absage. Dessen nicht vorhandene Überlebenschance hatte eine Analyse zu den Einkaufsmöglichkeiten in Zorneding ergeben, die vom Gemeinderat in Auftrag gegeben worden war.

Als realisierbar sah die Bürgermeisterkandidatin aber einen Wochenmarkt an. Ergänzend dazu könnte eine mobile Bäckerei den Herzogplatz vielleicht einmal wöchentlich anfahren - etwa, um gerade die Älteren mit frischen Backwaren und haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Zucker oder Kondensmilch zu versorgen. Vorgeschlagen wurden außerdem eine Physiotherapiepraxis, ein Friseur, ein Buchladen mit Zeitschriftenverkauf, eine Kunstgalerie und eine Parfümerie. Zu Poschenrieders Favoriten gehört darüber hinaus eine Eisdiele. Und ein Internetcafé, das die Flüchtlinge, die in der Gemeinde erwartet werden, nutzen könnten. "Ich weiß, dass viele Probleme haben, mit ihren Verwandten in der Heimat Kontakt zu halten", sagte die SPD-Kandidatin.

Einen Bäcker und den Buchladen würde auch ein Ehepaar aus Aschheim befürworten. "Wir renovieren hier gerade eine Wohnung", sagte die zukünftige Zornedingerin. "Auch ein Flohmarkt wäre genau mein Ding." Abendveranstaltungen, die viel Publikum anziehen, werden allerdings kaum eine Chance auf dem Herzogplatz haben, lautet ein Fazit der Veranstaltung. "Viele wollen zwar, dass mehr los ist", sagte eine Anwohnerin. Allerdings gelte dabei offenbar das Motto: "Wasch mich, aber mach mich nicht nass."

In die Pflicht nahmen die Gäste auch den Wirt des Cafés. Ulrich Fischer ist Besitzer der benachbarten Ladenzeile, deren Geschäfte weitgehend leer stehen. So fragte Grünen-Gemeinderatskandidat Florian Stadler nach den Mietpreisen, die dem Vernehmen nach zu hoch und damit uninteressant für Geschäftsleute seien. "Das kann man pauschal nicht sagen", wich Fischer aus. "Man kann mit mir aber über alles reden."

Über Mietpreise muss Martina Schott, die die Tassilo-Apotheke am Herzogplatz betreibt und das Sterben der Geschäfte seit Jahren mit Sorge verfolgt, mit Ulrich Fischer nicht reden. Einen Wunsch an ihn hat sie dennoch. Er könne mit seinem Café den Herzogplatz durchaus beleben. Bisher, bedauerte Martina Schott, habe das Lokal allerdings häufiger geschlossen als geöffnet.

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