Zorneding:Die Helfer stehen bereit

Zorneding bereitet sich auf die Ankunft von 50 Asylbewerbern vor. Versucht man, aus den vielen Fragen, die die Zornedinger bei einer Infoveranstaltung an die Mitarbeiter von Landratsamt und Gemeinde gerichtet haben, ein Stimmungsbild zu zeichnen, so würde dieses wohl Vorfreude zeigen.

Von Carolin Fries

Gibt es einen Termin zur Supervision für die ehrenamtlichen Helfer? Sind Arbeitgeber im Landkreis informiert, die Asylbewerber gegebenenfalls beschäftigen würden? Wie lange dauert ein Asylverfahren durchschnittlich? Und: Weiß man schon, wer kommt? Versucht man, aus den vielen Fragen, die die Zornedinger am Dienstagabend im Restaurant "Limone" an Mitarbeiter von Landratsamt und Gemeinde gerichtet haben, ein Stimmungsbild zu zeichnen, so würde dieses wohl Vorfreude zeigen. Inzwischen stehen laut Helferkreis-Leiterin Angelika Burwick 115 Ehrenamtliche bereit, um Mitte bis Ende Februar etwa 50 Asylbewerber in ihrer Gemeinde zu begrüßen. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sprach von einer "gewissen Überversorgung", die ihn allerdings hoffnungsvoll stimme, dass die Flüchtlinge hier "gut ankommen".

Etwa 200 Zornedinger waren gekommen, um sich über die Unterkunft in der Bahnhofsstraße zu informieren, die in den kommenden Wochen belegt werden soll. Die Container seien fertig errichtet, es fehle nur mehr die Ausstattung, berichtete Marion Wolinski aus dem Landratsamt. Die Außenanlagen sollen im Frühjahr gestaltet werden, sobald die Witterung das zulasse. Am kommenden Montag soll sich entscheiden, ob die Einrichtung als Gemeinschaftsunterkunft von der Regierung von Oberbayern betrieben wird. Im Sommer könnte sich dieser dann womöglich eine weitere Unterkunft in Vaterstetten anschließen. "Dann würde das Haus von einer Verwaltungskraft vor Ort geleitet", sagte Stefanie Geisler, Abteilungsleiterin im Landratsamt. Andernfalls müsse der Landkreis die Verwaltung übernehmen. Woher die Flüchtlinge kommen, ob es sich um Familien oder Alleinstehende handle, könne man noch nicht sagen.

Marion Wolinksi schloss nicht aus, dass möglicherweise auch bereits im Landkreis lebende Asylbewerber umverteilt werden. Aktuell betreut das Landratsamt etwa 350 Asylbewerber, weitere 50 Plätze sind von bereits anerkannten Asylbewerbern belegt, die auf dem freien Markt noch keine Wohnung finden konnten. Die meisten von ihnen kommen aus Eritrea, Pakistan oder Senegal. Derzeit stehen dem Landkreis 35 Unterkünfte in 18 Gemeinden zur Verfügung. "Probleme mit der Bevölkerung gab es bislang nicht", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Er zitierte die ehemalige Münchner Landrätin Johanna Rumschöttel: "Probleme mit Asylbewerbern gibt es eigentlich nur dort, wo es noch keine gibt."

Im Landkreis Ebersberg hat sich die Zahl der Asylbewerber laut Niedergesäß von "fast niedlichen" 100 bis Ende 2013 auf 200 verdoppelt - und 2014 erneut verdoppelt. Für 2015 wird dem Landkreis wiederum eine 50-prozentige Zunahme an Asylbewerber prognostiziert - "wenn es gut läuft", wie der Landrat betonte. "Wenn es nicht gut läuft, sind es bis zum Jahresende laut Prognose 1193." Ein Wegducken sei nicht möglich, auch wenn Niedergesäß europaweit mehr Gerechtigkeit forderte. Der Landkreis muss die Asylbewerbern unterbringen, die die Regierung zuteilt.

Zorneding: Landrat Robert Niedergesäß wirbt in einem vollen Saal für ein gutes Miteinander.

Landrat Robert Niedergesäß wirbt in einem vollen Saal für ein gutes Miteinander.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Da klingelt dann abends um 22 Uhr mein Handy, und der Regierungspräsident kündigt für den Folgetag 20 Personen an", schilderte Niedergesäß die "harte Realität". Real sei aber auch ein motiviertes Team im Landratsamt sowie landkreisweit etwa 400 Ehrenamtliche, die beim Erlernen der neuen Sprache, Behördengängen, Arztbesuchen , Vereinsaktivitäten und vielem mehr helfen. "Das entspricht einem Betreuungsschlüssel von 1:1", folgerte Niedergesäß - "besser als in jeder Kita". Das große Engagement zeige, wie leistungsfähig die Gesellschaft sei.

Auch in Zorneding ist man bereit. Als im Oktober vergangenen Jahres überraschend unbegleitete jugendliche Flüchtlinge von der Stadt München im "Eschenhof" untergebracht wurden, stand den jungen Männern binnen weniger Tage ein Helferkreis zur Seite. Angelika Burwick organisiert die Ehrenamtlichen, die immer mehr werden. "Die kommen alle von alleine", sagte sie. Aus ihrem Team kamen die meisten Wortmeldungen am Dienstagabend. Ein Herr aus dem Helferkreis regte an, die ganze Anlage müsse "noch netter gestaltet werden".

Da gab ihm Bürgermeister Piet Mayr recht. "Es ist unser Plan, dass die Asylbewerber sich ihr eigenes Umfeld gestalten sollen. Wir geben ihnen das dafür erforderliche Gerät an die Hand." Gemeinsam soll dann geplant und gepflanzt werden. Kritische Stimmen gab es im "Limone" keine. Ein Gast warnte lediglich davor, die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung nicht überzustrapazieren.

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