Mobilität:Bahn bitte Pendler zur Kasse

Mobilität: Der Zornedinger Bahnhof wird in den nächsten Monaten modernisiert. Dafür erhebt die Deutsche Bahn künftig Parkgebühren für den angrenzenden Stellplatz.

Der Zornedinger Bahnhof wird in den nächsten Monaten modernisiert. Dafür erhebt die Deutsche Bahn künftig Parkgebühren für den angrenzenden Stellplatz.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zornedinger Zuggäste müssen seit April für den Parkplatz an der S-Bahn-Station zahlen. Auch andere Bahnhöfe im Landkreis Ebersberg könnten künftig kostenpflichtig werden.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Von einer "Frechheit" schreibt eine Nutzerin, ein anderer vermutet gar einen Aprilscherz dahinter: Die Empörung in einer Zornedinger Ortsgruppe auf Facebook ist groß, nachdem dort bekannt geworden ist, dass die Deutsche Bahn künftig Parkgebühren für den örtlichen S-Bahn-Halt erheben wird. Auf SZ-Nachfrage bestätigt der Schienenkonzern nun, dass Autofahrer dort tatsächlich seit April dieses Jahres zur Kasse gebeten werden. Und der Bahnhof in Zorneding könnte da keine Ausnahme in der Region bleiben, wie die Bahn in einer Stellungnahme schreibt: "Grundsätzlich kommen für eine Bewirtschaftung auch andere Parkflächen im Landkreis in Betracht."

Während Pendler in Ebersberg oder Kirchseeon ihre Fahrzeuge derzeit aber nach wie vor kostenfrei am Bahnhof abstellen dürfen, müssen die Zornedinger von nun an dafür bezahlen. Was zunächst unfair klingt, ist aus Sicht der Bahn allerdings durchaus nachvollziehbar. Die Station in der Gemeinde wird in den nächsten Monaten komplett umgestaltet und modernisiert. Neben einem neuen und nachhaltigen Bahnhofsgebäude entstehen in Kooperation zwischen Bahn und Kommune auch neue Fahrradstellplätze und der Vorplatz soll aufgehübscht werden.

Im Zuge dessen werden seit April auch die Parkflächen professionell durch die DB BahnPark GmbH bewirtschaftet, wie die Bahn mitteilt. Diese umfassen rund 200 Parkplätze auf DB-Flächen an der Bahnhofstraße und an der Anzinger Straße. Betreiber ist laut Bahn die Contipark Parkgaragengesellschaft mbH. "Sie stellt sicher, dass die Flächen und Stellplätze sauber und in höherer Verfügbarkeit nutzbar sind", so das Unternehmen.

Auch andere Parkplätze in der Region könnten kostenpflichtig werden

Für die Bürger am Ort scheint der Schritt hin zu Parkgebühren dagegen weit weniger nachvollziehbar zu sein. "Da sollen die Menschen auf Öffis umsteigen und werden nochmal zusätzlich zur Kasse gebeten", schreibt etwa ein Nutzer in dem Zorndinger Internetforum. Dieses Argument will man bei der Bahn allerdings nicht gelten lassen, schließlich sei die erhobene Parkgebühr vergleichbar mit P+R-Anlagen anderer Betreiber, beispielsweise in München, so ein Konzernsprecher. Ein Monatsticket für den Zornedinger Bahnhof kostet 15 Euro, das Wochenticket ist für sechs Euro zu haben. Für ein Tagesticket verlangt der Parkplatzbetreiber 1,50 Euro, die stündliche Gebühr beträgt 50 Cent. Durch das, wie die Bahn schreibt, "niedrige Niveau" der Ticketpreise wolle man die Nutzung des Parkplatzes attraktiv machen.

Auf die Frage, ob künftig auch für andere Parkplätze im Landkreis Ebersberg Gebühren erhoben werden könnten, hat die Deutsche Bahn unterdessen eine klare Antwort: Ja. Eine solche Bewirtschaftung komme durchaus in Betracht, konkrete Standorte würden derzeit aber nicht feststehen. Allerdings hatte der Schienenkonzern bereits im vergangenen Jahr in einer Stellungnahme zum Umbau des Ebersberger Bahnhofsparkplatzes die Absicht bekundet, diese dann von der Bahn-Park GmbH bewirtschaften zu lassen und von den Parkern Gebühren zu verlangen.

Dass Pendler von der Bahn über eine Betreibergesellschaft zur Kasse gebeten werden, ist indes keine Seltenheit. Wie der Konzern mitteilt, sei die DB Bahn-Park GmbH derzeit an 164 Bahnhöfen präsent und biete in über 300 Parkhäusern, Tiefgaragen und Parkplätzen knapp 34 000 Einstellmöglichkeiten für Autos und Fahrräder. Der Schienenkonzern weist allerdings auch darauf hin, dass viele Parkflächen an Haltestellen gar nicht der Bahn, sondern den Kommunen gehören würden. Das jedoch dürfte die Zornedinger Pendler in ihrem Ärger wohl kaum beschwichtigen.

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