Zorneding:Ein Christbaum, der drei Jahre hält

Nachhaltige Weihnachtsbäume Zorneding.

Nachhaltige Weihnachtsbäume in der Zornedinger Baumschule Schwanenland von Dietmar Pick.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Landwirt Dietmar Pick bietet in Zorneding Weihnachtsbäume an, die viel länger leben als herkömmliche - und trotzdem echt sind.

Von Nathalie Stenger, Zorneding

Das Kaminfeuer flackert vor sich hin, als Dietmar Pick den frisch gebrühten Kaffee zu den Plätzchen auf den Tisch stellt. Von hier aus, der gemütlichen Essecke in der Küche der Baumschule Schwanenland in Zorneding, hat man den spärlich geschmückten, aber hübschen Weihnachtsbaum am anderen Ende des Raumes gut im Blick. Dass dieser bei Weitem umweltfreundlicher ist als regulär geschlagene Tannen und stattdessen in einem Topf wächst, fällt gar nicht auf. Ein Jutesack bedeckt das Behältnis.

Mit der Tanne, seinem Projekt, im Fokus, beginnt der gelernte Landwirt zu erzählen. In Statistiken sei von etwa 30 Millionen Tannen und Fichten die Rede, die in Deutschland jedes Jahr aufs Neue ins Wohnzimmer gestellt, geschmückt und spätestens am Dreikönigstag wieder hinausgeworfen werden. "Das ist doch Irrsinn", sagt Pick zu den Zahlen.

Deshalb biete er seit diesem Jahr in seiner Baumschule Schwanenland jeden Adventssamstag umweltfreundliche Weihnachtsbäume im Topf, in der Fachsprache im Container, an. Nach der Adventszeit werden die zurückgebrachten Nordmanntannen in seinen Gewächshäusern und auf dem Gelände gepflegt, bis sie zum nächsten frohen Fest wieder abgeholt beziehungsweise geliefert werden. Ein Leihweihnachtsbaum sozusagen, der schließlich nach drei Jahren als Klimawandelbaum ausgepflanzt wird. Klimawandelbaum deshalb, weil die Nordmanntanne, ursprünglich aus dem Kaukasus stammend, sehr robust ist und auch längere Trockenperioden im Sommer übersteht.

Wer sich schon ein wenig mit dem Thema Öko-Christbaum auseinander gesetzt hat, wird bemerkt haben, dass auch in Baumärkten in der Gegend Weihnachtsbäume im Container angeboten werden. Pick weist darauf hin, dass es jedoch einen erheblichen Unterschied zwischen diesen getopften und seinen im Topf gewachsenen Bäumen gebe. Erstere werden maschinell in einem Ballen aus der Erde gestochen und dann in ein passendes Behältnis umgepflanzt. "So halten die Weihnachtsbäume sechs statt nur drei Wochen, haben aber durch das Hinausstechen nicht die nötigen Faserwurzeln, um danach im Garten fachgerecht ausgepflanzt zu werden", erklärt der gebürtige Franke.

"Viele verbringen Stunden, bis sie den perfekten Baum ausgewählt haben"

Das sieht bei den im Topf gewachsenen Exemplaren anders aus. Wie der Begriff schon impliziert, wächst hier der Baum aus einem Samen im Topf heran, und kann, nachdem der Dienst als Weihnachtssymbol ein paar Jahre getan ist, umgepflanzt werden und in der Natur weiterwachsen. Aktuell, so erzählt Pick, sei er in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister der Gemeinde Piet Mayr und in Absprache mit der Naturschutzbehörde auf der Suche nach geeigneten Flächen.

Ob mit oder ohne Topf, die Wachstumsperiode einer Nordmanntanne beträgt je nach Größe acht bis zwölf Jahre. Folglich kann die Baumschule, die Pick vor sieben Jahren zusätzlich zu seinem Fachbetrieb Kunst und Garten gegründet hat, zu Beginn des Projekts noch keine eigenen Bäume anbieten - die jetzigen Tannen im Schwanenland stammen aus Dänemark, aus pestizidfreiem Anbau. Bei erfolgreichem Verkauf plant der Landschaftsgärtner, der seit mehr als 40 Jahren im Geschäft ist, eigene Setzlinge für die Zukunft.

"Die Suche nach der perfekten zwei Meter hohen Tanne für Heilig Abend ist ein Ritual. Viele Familien verbringen Stunden, bis sie den perfekten Baum ausgewählt haben", sagt der fünffache Vater. Seine Weihnachtsbäume sind mit 1,30 und 1,60 Metern zwar lange nicht so hoch, wie das Prestige es eigentlich verlangt, und mit bis zu 65 Euro auch ein bisschen teurer als gewöhnliche Bäume, doch Pick glaubt trotzdem, dass sein Konzept gut angenommen wird. "Die Leute denken um und wollen mehr auf die Umwelt achten. Hier können sie mit Bedacht ein Exemplar aussuchen und zusehen, wie es jedes Jahr wie ein Familienmitglied wächst und gedeiht." Zehn bis 15 Zentimeter wächst so eine Nordmanntanne im Jahr, damit das richtige Exemplar zur nächsten Adventszeit wieder im zugehörigen Haushalt steht, bekommt jeder Baum ein Schild mit dem Familiennamen.

Wer es nicht persönlich schafft samstags von 10 bis 16 Uhr in Zorneding vorbeizuschauen, kann seine Nordmanntanne auch im Internet bestellen. Etwa 300 Exemplare stehen noch zur Verfügung. Unter www.schwanenland-baumschule.de gibt es die Möglichkeit, sich den Baum mit Jutesack liefern und später wieder abholen zu lassen. Das übernehmen dann unter anderem Tochter und Ideengeberin Rafaela Pick und die Enkelkinder des 64-Jährigen. Als Weihnachtsmann und kleine Engel verkleidet, wollen sie alle beim Verkauf helfen und das Projekt unterstützen. Von einer vergleichbaren Aktion im Landkreis weiß Pick nichts. Aber selbst wenn es Konkurrenz gebe, wolle er kein Urheberrecht beantragen, stellt er klar. Das sei eine so schöne Sache, da solle jeder mitmachen.

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