Es gilt als klimafreundliches Vorzeigeprojekt – das Bahnhofsgebäude in Zorneding ist komplett aus Holz gebaut, mit einer Photovoltaikanlage und Wärmepumpe ausgestattet und wird über einen Speicher aus recycelten E-Auto-Batterien mit Energie versorgt.
Was vielversprechend klingt, sorgt bei einigen Fahrgästen allerdings für Ärger: „Warum ist bitte die so tolle Öko-Bahnhofswartehalle nicht zugänglich? Es ist saukalt draußen! [...] Die S-Bahn hat heute wieder massive Störungen – wir standen schon ewig im Freien, bis mal ne S-Bahn kam. Und jetzt darf man noch im Freien auf den Bus warten – obwohl es eine Wartehalle gibt“, schreibt eine S-Bahn-Nutzerin in einem Forum. Mit dem Unmut ist sie nicht allein: „Unfassbar beschissen, muss man bei einem Grad draußen eine Stunde auf den Bus warten. [...] Absolute Frechheit, sowas hier hinzubauen und dann nicht zu benutzen [...]“, beschwert sich ein weiterer Fahrgast in einer Rezension.

Alles andere als barrierefrei:Kein Weg zur S-Bahn
In Vaterstetten wird der Aufzug repariert und fällt bis zum Frühjahr aus, auch in Baldham geht gerade gar nichts.
Die eingeschränkten Öffnungszeiten der Wartehalle haben einen simplen Grund: Sie hängen mit den Öffnungszeiten der Bäckerei im Gebäude zusammen, sagt Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Auf Nachfrage erklärt ein Bahnsprecher: Die Erfahrungen aus der Vergangenheit würden leider zeigen, „dass Wartebereiche regelmäßig Ziel von Vandalismus werden. Das Bahnhofsgebäude ist daher aktuell gezielt nur zu den Öffnungszeiten unseres Pächters geöffnet, um die soziale Kontrolle sicherzustellen und dadurch Vandalismus vorzubeugen.“ Die Bäckerei hat montags bis samstags von 6 bis 18 Uhr und sonntags von 8 bis 13 Uhr geöffnet.
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Dass Fahrgäste unter der Woche tagsüber vor verschlossenen Türen des Bahnhofsgebäudes stehen, habe er nicht mitbekommen, sagt Bürgermeister Piet Mayr. Auch das Gerücht über einen Pächterwechsel der Ladenfläche im Gebäude könne er nicht bestätigen. „Das ist alles eine Vertragsgeschichte mit der Bahn“, so Mayr. Ein Sprecher der Bahn erklärt, dass es sich beim Vertragspartner für die Mietfläche in Zorneding nach wie vor um denselben Bäcker wie zu Beginn handele.
Dass die Bahnhofsbäckerei erhalten bleibt, dazu könne, so der Hinweis des Bürgermeisters, jeder beitragen. „Es liegt an den Fahrgästen, dort einzukaufen. Wir haben etwa 5500 Fahrgastbewegungen am Tag in Zorneding – die Leute müssten sich einfach mal eine Semmel oder eine Zeitung dort kaufen“, rät Mayr.