Zorneding:Afrikanische Erfolgsgeschichte

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Tingatinga-Malerei aus Tansania im Rathaus Zorneding

Von Rita Baedeker, Zorneding

Edward Saidi Tingatinga hat Ende der 60er Jahre in seinem Heimatland Tansania eine Vereinigung begründet, zu der heute Künstler zählen, die zumindest teilweise vom Verkauf ihrer Bilder leben können: eine Erfolgsgeschichte in einem von Armut gebeutelten Land! Dabei fing alles eher zufällig an. Als Arbeitsloser in der Großstadt Dar es Salaam begann Tingatinga damit, mit buntem Fahrradlack auf quadratische Spanplatten Tiere, Pflanzen und Dorfszenen zu malen. Vielleicht war es Langeweile, vielleicht der Versuch, dem Alltag Sinn und Schönheit abzugewinnen. Verwandten und Freunden Tingatingas gefielen jedenfalls die Bilder und sie betätigten sich ebenfalls in dieser Kunst.

"Tingatinga hat aus Spaß an der Freude gemalt", sagt Gertrud Raabe-Gruber vom Partnerschaftsausschuss Christophoruskirche, der von Freitag an, 19. Juni, im Rathaus Zorneding eine Ausstellung tansanischer Tingatinga-Malerei zeigen wird. Die Exponate steuert Angelika Brockhaus von der Schweizer Hilfsorganisation Helvetas, die das Kunstprojekt in den Jahren von 1996 bis 2006 mit Geld und Material gefördert hat, bei. "Seither ist solche Unterstützung nicht mehr nötig", sagt Raabe-Gruber. Da der Partnerschaftsverein mit der tansanischen Gemeinde Makoga verbandelt ist, lag es nahe, sich auch dieser Künstlerinitiative anzunehmen. Die Angehörigen des Gründers sorgten dafür, dass die Tingatinga-Malerei nach dem Tod ihres Begründers - er wurde 1972 versehentlich von einer Polizeistreife erschossen - sich zu einem kulturellen Zentrum entwickelte - der "Tingatinga Arts Cooperative Society" (TACS). "Anfangs waren es nur Männer", berichtet Raabe-Gruber. "Jetzt sind die Frauen erfolgreich, etwa Agnes Mwidadi-Mpata, die das Kinderkrankenhaus von Dar es Salaam künstlerisch gestaltet und eine zauberhafte Fabel, "Wie die Tiere ihre Farbe bekamen", illustriert hat.

Seit dem Tod Tingatingas - dessen ebenfalls malender Sohn ist vor drei Wochen ums Leben gekommen - hat sich manches verändert. Einige der Künstler arbeiten nach der Tradition, andere experimentieren mit neuen Formen. Zusammen mit den Familien der Maler, die weder Kunst studiert noch eine höhere Ausbildung genossen haben, lebten heute fast 300 Personen von der Kooperative, die einen Beitrag zur tansanischen Kultur und Identität leiste, heißt es auf der Website von Helvetas.

Die Motive zeugen von einer innigen Beziehung zur Natur, zu Tieren wie Giraffe, Flusspferd, Fisch und Leopard, zu Blumen und Pflanzen. Die Bilder, fröhlich-fantasievoll und ästhetisch, erzählen von Schönheit und Frieden. "Den Künstlern und uns ist es wichtig, ein positives Gegengewicht zum negativen Bild vom hungernden und gewalttätigen Afrika zu setzen", sagt Gertrud Raabe-Gruber.

Die Ausstellung von Tingatinga-Malerei aus Tansania wird am Freitag, 19. Juni, um 19 Uhr im Rathaus Zorneding eröffnet und dauert bis 24. Juli

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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