Zirkus Feraro in Ebersberg:Die Show geht weiter - endlich

Zirkus Feraro in Ebersberg: Hermann Schmidt-Feraro und sein Sohn Miguel freuen sich, dass sie endlich wieder in der Manege stehen dürfen.

Hermann Schmidt-Feraro und sein Sohn Miguel freuen sich, dass sie endlich wieder in der Manege stehen dürfen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gut zwei Jahre lang hatte der Familienzirkus Feraro wegen Corona schwer zu kämpfen. Nun hofft man dort auf einen unbeschwerten Sommer. Gibt es also für die Zirkusbranche den langersehnten Neustart?

Von Mathilde Wicht, Ebersberg

Strahlend blauer Himmel über dem Volksfestplatz in Ebersberg und eine Hitze, die nur erahnen lässt, wie heiß es in den nächsten Tagen sein wird. Familie Feraro ist an diesem sommerlichen Nachmittag mitten in den Vorbereitungen, um rechtzeitig für die erste Vorstellung am Donnerstag fertig zu werden.

Zirkus Feraro in Ebersberg: Vor dem großen Auftritt: Ein Lama liegt entspannt auf der Wiese neben dem Zirkuszelt in der Sonne.

Vor dem großen Auftritt: Ein Lama liegt entspannt auf der Wiese neben dem Zirkuszelt in der Sonne.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die zahlreichen Fahrzeuge stehen auf dem Platz, und es wird unter der prallen Sonne ohne Pause gearbeitet. Das Aufbauen dauert ungefähr acht Stunden, wenn nichts dazwischen kommt, erzählt Hermann Schmidt-Feraro, der mit seinen 66 Jahren das Familienoberhaupt und gleichzeitig Zirkusdirektor ist und den ganzen Tag mit anpackt. Der Großfamilienbetrieb besteht aus insgesamt 26 Personen, unter ihnen seine zehn Kinder, die seit ihrer Kindheit den Zirkusalltag miterleben. Hier wird alles alleine gemeistert, alle sind motiviert und legen Hand an: Aufbau und Abbau, Wartung der Fahrzeuge und die Pflege der Tiere

Die Tiere ruhen im Schatten auf der Wiese neben dem Volksfestplatz. "Wir sind der Stadtverwaltung sehr dankbar, dass wir die Tiere hier auf die Wiese stellen durften", sagt Schmidt-Feraro. Insgesamt besteht der Zirkus neben den Artisten aus etwa 40 Tieren, darunter Pferde, Ponys, Lamas, Schweine, dressierte Ziegen und dem Highlight aller Kinder: den dressierten Enten. Während der Corona-bedingten Auszeit konnten die Tiere in der Nähe von Freising auf großen Koppeln und in Stallungen verweilen, was den Verantwortlichen im Großbetrieb eine Last von den Schultern nahm. "Wenn man Tiere hat, kümmert man sich auch um sie, sie sind ja unser Kapital", sagt der 66-Jährige.

Zirkus Feraro in Ebersberg: Mini-Pony Maximus ist einer von etwa 40 tierischen Stars in der Manege.

Mini-Pony Maximus ist einer von etwa 40 tierischen Stars in der Manege.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)
Zirkus Feraro in Ebersberg: Schlangenbeschwörer Aaron mit einer Boa Constrictor und einer Tiger-Python.

Schlangenbeschwörer Aaron mit einer Boa Constrictor und einer Tiger-Python.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)
Zirkus Feraro in Ebersberg: Die dressierten Gänse sind die Lieblinge der Kinder, die den Zirkus besuchen.

Die dressierten Gänse sind die Lieblinge der Kinder, die den Zirkus besuchen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Corona stürzte viele deutsche Zirkusse in existenzielle Krisen, die kleinen, traditionsreichen Familienbetriebe waren dabei am härtesten betroffen. Aber letztendlich egal ob klein oder groß, alle Betriebe in dem Milieu hatten stark zu kämpfen. Von der Politik habe man keine Hilfe erhalten, klagt Schmidt-Feraro. "Wir haben mehrmals an Frau Merkel und auch an Herrn Söder geschrieben. Nicht nur wir, sondern auch andere Zirkusbetreiber und Schausteller, aber es kam nichts. Wir waren in diesen zwei Jahren Pandemie die Vergessenen."

Dank Lebensmittel- und Futterspenden konnte sich der Zirkus über Wasser halten

Vom Staat habe es für die Feraros einmalig 2200 Euro gegeben, sagt er, was weitaus nicht für alle Kosten, die anfielen, ausgereicht habe. Es sind Kosten, die ohne gesicherte Einnahmen nicht zu bewältigen sind: Fahrzeugwartungen, TÜV für Zelte und Fahrzeuge, Futter für die Tiere, Standmieten, Tanken. Aber auch alltägliche Ausgaben wie Lebensmittel, Strom und Wasser zählen dazu und müssen mit eingerechnet werden. "Wir haben sehr viele Lebensmittel- und Futterspenden erhalten, viele Leute waren hilfsbereit und haben uns unter die Arme gegriffen", erzählt Hermann Schmidt-Feraro. Es gab auch Privatpersonen, die bereit waren, die Feraros finanziell zu unterstützen.

Das Schwierigste während der Pandemie-Jahre war die Ungewissheit, erinnert sich der 66-Jährige. An einem Tag waren 100 Gäste zugelassen, dann nur noch 50. Die nötigen Vorkehrungen wurden getroffen, und doch waren dann eine Woche später sogar nur noch 25 Gäste pro Vorstellung erlaubt. "Das lohnt sich dann nicht mehr. Die Standmieten sind zu teuer und es ist unmöglich, Gewinn zu machen." Die Hoffnungen sind jetzt groß, dem Herbst sieht die Zirkusfamilie aber trotzdem mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Im vergangenen Jahr waren durch die Corona-Beschränkungen alle Versuche, den Zirkusbetrieb regulär aufrecht zu erhalten, gescheitert.

Deshalb erhofft sich die Familie Feraro nun einen Neustart. Einen, der - anders als die Versuche in den vergangenen zwei Jahren - den Zirkusbetrieb langfristig wieder ins Rollen bringt. In der Kreisstadt läuft es jedenfalls schon mal gut. "Wir sind der Stadtverwaltung sehr dankbar und sind glücklich über die einwandfreie Zusammenarbeit. Hier geht alles Hand in Hand, man versteht sich, und die Leute sind nett und hilfsbereit. So macht das auch Spaß", betont der Zirkusdirektor und lobt die Verantwortlichen in Ebersberg in den höchsten Tönen.

Doch wie es mit den kleinen Zirkusbetrieben weiter geht, hängt nicht nur davon ab, ob das Coronavirus im Herbst eine neue Welle mit sich bringt. Auch andere Entwicklungen machen den Verantwortlichen Sorgen. Fragt man danach, wie denn die Zukunft der Zirkusbranche und konkret des Zirkus Feraro aussieht, kommt die Antwort prompt: "Tiere sind alles für den Zirkus. Ohne Tiere stirbt der Zirkus aus. Das würde ich den Tierschützern gerne sagen." Und ohne den Zirkus würde die Familie Feraro, wie auch andere Familien in dem Milieu, ihre komplette Existenzgrundlage verlieren. Corona habe man gerade so mit einem blauen Auge überstanden, sagt Schmidt-Feraro, und trotz der immer wiederkehrenden Angst, alles wieder stoppen zu müssen, schaue man nun mit Hoffnung in die Zukunft: "Wir sind alle motiviert und haben große Lust." Auch in den vergangenen zwei Jahren habe man nicht den Spaß daran verloren, den Gästen mit ihrem Programm Freude und unbeschwerte zwei Stunden zu bereiten.

Der Zirkus Feraro ist bis Montag, 20. Juni, in Ebersberg. Vorstellungen sind am Freitag, 17. Juni, um 18 Uhr und Samstag, Sonntag und Montag jeweils um 15 Uhr. Danach geht die Tour weiter, unter anderem nächste Woche in Aßling, wo es Freitag, Samstag, Sonntag und Montag die Möglichkeit gibt, die Vorstellung zu genießen. Bei Fragen kann man den Circus Feraro unter der Telefonnummer (0160) 650 01 75 erreichen. Weitere Informationen gibt es unter www.circus-feraro.de.

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