Zerwürfnis in Anzing:CSU ohne Kettner

Früherer Ortsvorsitzender verlässt Partei und Gemeinderat

Georg Reinthaler

Das Zerwürfnis zwischen Anzings CSU und ihrem früheren Ortsvorsitzenden und Fraktionschef ist endgültig: Berthold Kettner ist aus dem Ortsverband ausgetreten, am Dienstag will er außerdem sein Mandat als Gemeinderat niederlegen. "Nach langer und reiflicher Überlegung" sei er zu dem Entschluss gekommen, seine Aufgabe nicht mehr länger "mit der nötigen Hinwendung und Intensität" ausüben zu können, schreibt Kettner in seinem Antrag, in dem er seine Gemeinderatskollegen um Entlassung aus dem Amt bittet.

Er habe sich stets mit Freude für die Belange der Gemeinde Anzing und ihrer Bürger eingesetzt, so Kettner, aber seine "emotionale respektive mentale Verfassung" reichten für eine weitere Mitwirkung im Gemeinderat nicht mehr aus. Seine Fraktionskollegen sowie die Verantwortlichen des Anzinger CSU-Ortsverbands hat Kettner bereits im Vorfeld über seinen Schritt informiert.

Bernhard Haimmerer, der stellvertretende Ortsvorsitzender der Anzinger CSU, bedauert nach eigenen Worten die Entscheidung Kettners. "Es ist natürlich schade und auch ein Verlust für unseren Ortsverband, aber wir müssen die Entscheidung respektieren." Seit Beginn der Amtsperiode im Jahr 2008 hätten bereits drei Gemeinderäte ihr Amt niederlegen müssen, erinnert Haimmerer. Als Grund vermutet er, dass der zeitliche Aufwand und die immer höher werdenden Anforderungen ihren Tribut von den Mandatsträgern forderten. "So ein wichtiges Amt kann man nicht einfach nebenbei erledigen. Da ist es dann besser, wenn man rechtzeitig erkennt, wann der Punkt zum Aufhören gekommen ist", so der CSU-Ortschef.

Im Fall Kettner scheinen aber noch andere Gründe hinzugekommen zu sein. Wie Peter Moossmann, der CSU-Fraktionschef im Anzinger Gemeinderat, der SZ sagte, soll Kettner zuletzt Schwierigkeiten mit der eingeschlagenen Richtung seiner Fraktion gehabt haben. Die Zusammenarbeit sei ihm deshalb zunehmend schwerer gefallen. "Der Berthold steht eben zu seinen Prinzipien und lässt sich nicht verbiegen", so Moossmann. Die Differenzen zwischen Kettner und der CSU währen schon länger: Nach der Kommunalwahl 2008, bei der Kettner als Bürgermeisterkandidat nur den enttäuschenden dritten Platz belegt hatte, kam es zur Überwerfung mit seiner damaligen Stellvertreterin, der heutigen Regierungssprecherin Sabine Heimbach. In der Folge trat Kettner als Ortsvorsitzender zurück.

Was nun konkret zu dem endgültigen Bruch geführt hat, bleibt offen. Kettner selbst war die vergangene Woche für eine Stellungnahme nicht erreichbar. In seinem Antrag an den Gemeinderat schreibt er lediglich, seine "emotionale respektive mentale Verfassung" reichten für eine weitere Mitwirkung im Gemeinderat nicht mehr aus. Ob das reicht, dass der Gemeinderat seiner Entlassung zustimmt, ist fraglich. Nach der Gemeindeordnung müssen wichtige Gründe vorliegen. Als solche gelten gesundheitliche oder berufliche Gründe oder der Wegzug aus der Gemeinde.

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