Süddeutsche Zeitung

Zählung:Fledermäusen im Landkreis Ebersberg auf der Spur

Biologen wollen herausfinden, wie viele heimische Arten es in der Region gibt - und hoffen dabei auf Unterstützung aus der Bevölkerung.

23 verschiedene Fledermausarten sind derzeit in Bayern heimisch. Alle sind sie streng geschützt und viele in ihrem Bestand gefährdet. Dabei kommen einige von ihnen in enger Nachbarschaft zu den Menschen vor und besiedeln Dachböden oder verstecken sich hinter Holzverkleidungen, Fensterläden oder unter Flachdachabdeckungen. Nacht für Nacht vertilgen sie jede Menge Insekten, darunter auch viele Schädlinge und Stechmücken. Jetzt soll im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde untersucht werden, welche Fledermausarten im Landkreis Ebersberg vorkommen und wo sie verbreitet sind.

Schon vor 20 Jahren fand eine Fledermauserfassung im Landkreis statt. Damals waren Quartiere von 15 verschiedenen Fledermausarten bekannt, wobei der Landkreis mindestens 17 Fledermausarten beherbergte, eine beachtliche Anzahl, wie die Untere Naturschutzbehörde in einer Pressemitteilung anmerkt. Aber in den vielen Jahren bis heute kann sich viel verändert haben und Quartiere erloschen oder ganze Arten verschwunden sein. Oder aber es kamen Arten neu hinzu, da sie zum Beispiel im Zuge der Klimaerwärmung den Landkreis mittlerweile besiedeln können.

So kehrt beispielsweise dank der seit einigen Jahren durchgeführten, intensiven Schutzbemühungen die nur fünf Gramm schwere, in Deutschland vom Aussterben bedrohte Kleine Hufeisennase wieder in einige ihrer ehemals bewohnten Gebiete Südbayerns zurück. Vor ungefähr 50 Jahren war das Leichtgewicht mit der markanten Nase hier noch häufig anzutreffen, wurde dann aber innerhalb von nur 20 Jahren aufgrund des Einsatzes hochgiftiger Insektenvernichtungs- und Holzschutzmitteln im vergangenen Jahrhundert nahezu ausgerottet. Heute zählt sie mit zu den seltensten Säugetierarten Bayerns. Ihr Rückgang ist aber mittlerweile gestoppt und die im Alpenvorland überlebenden Restbestände können sich wieder ein wenig erholen. Möglicherweise kommt die Kleine Hufeisennase, die für ihren Quartierstandort warme Dachböden bevorzugt mittlerweile auch wieder im Landkreis Ebersberg vor.

Um dies, aber auch die Bestandsituation aller anderen Fledermausarten zu untersuchen, ist im Landkreis dieses und nächstes Jahr ein fünfköpfiges Team aus vier Biologinnen und einem Biologen unterwegs, um zum Beispiel in Kirchen nach Fledermausvorkommen zu suchen oder ehemals bekannte Kolonien an Wohngebäuden zu zählen. Das Landratsamt bittet daher die Bürgerinnen und Bürger, die Fledermausexperten bei ihrer Arbeit zu unterstützen, falls diese sich bei ihnen melden oder um die Erlaubnis bitten, die Tiere zählen oder die bei ihnen vorkommende Fledermausart bestimmen zu dürfen. Natürlich würden dabei die derzeit geltenden Verhaltensregeln zum Infektionsschutz wie etwa die Wahrung des Mindestabstandes eingehalten, unterstreicht die Naturschutzbehörde in der Pressemitteilung.

Das Fledermausteam benötige aber auch die Mithilfe der Menschen im Landkreis Ebersberg beim Auffinden von bislang unbekannten Quartieren. Die Biologen wären über Hinweise auf Fledermausvorkommen auf Dachböden, in Scheunen oder Ställen oder sonst wo an Gebäuden dankbar. Das Landratsamt bittet daher, Fledermausquartiere unter folgender Telefonnummer zu melden: (08092) 82 31 74 beziehungsweise auch per E-Mail an roswitha.holzmann@lra-ebe.de. Die Nachricht wird dann an die Fledermausspezialisten weitergeleitet.

Auf eines weisen die Fachleute übrigens noch hin: Falls bei jemandem Fledermäuse am oder im Haus lebten, müsse man keine Angst bezüglich der Übertragung von Krankheiten haben. Von einem Fledermausquartier gehe bei normalem Umgang keine gesundheitliche Gefahr für den Menschen aus. Wer eine verletzte, geschwächte oder kranke Fledermaus außerhalb des Quartiers auffinde, sollte diese aber nur mit dicken Handschuhen anfassen, um nicht gebissen zu werden. Denn natürlich könnten Fledermäuse, wie alle Wild- und Haustiere verschiedenartigen Krankheitserregern zum Opfer fallen, die durch einen Biss übertragen werden können.

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SZ vom 22.05.2020 / SZ/aju
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