Wolfram Staude aus Grafing:Vielseitiger Lesekerl

Wolfram Staude aus Grafing: Nimmermüde: Wolfram Staude leitet immer noch seine Firma - und liest montags Kindern vor.

Nimmermüde: Wolfram Staude leitet immer noch seine Firma - und liest montags Kindern vor.

(Foto: Christian Endt)

Der engagierte Gründer des Tourismusvereins engagiert sich in zahlreichen Ehrenämtern. Nun feiert er seinen 75. Geburtstag

Von Thorsten Rienth, Grafing

Irgendwie will das nicht so recht passen: Da ist einer der sprichwörtliche harte Hund, betreibt als Mitte-70-Jähriger noch eine Industrievertretung für schweres Logistikgerät wie Verladetechnik, Systemräume oder Scherenhubtische - und dann klemmt er montags einen Stapel Bücher auf den Gepäckträger und radelt los. Als einer der Grafinger Lesekerle liest Wolfram Staude dann Grundschulkerlen spannende Geschichten vor. Um Piraten, Helden, Superkräfte geht es zum Beispiel. Aber eigentlich darum, dass Lesen nicht nur Mädchensache ist.

Überhaupt, das Lesen. So vieles, worauf es später im Leben ankomme, hänge doch irgendwie mit dem Lesen zusammen. Fantasie und Spracherwerb, Selbstbeschäftigung und Konzentrationsfähigkeit. Die ganzen schnellen Fernseh- und Youtube-Bilder, die könnte so ein wachsendendes Kindergehirn doch gar nicht verarbeiten. Kein Wunder, dass sich so viele beim Einschlafen schwertäten. "Aber beim Lesen kommen sie richtig runter." Und er selbst hätte das schöne Gefühl, "was für die Gemeinschaft" getan zu haben.

Apropos Gemeinschaft. Pfadfinder darf sich Staude seit seinem 14. Geburtstag nennen. Seit 20 Jahren ist er ehrenamtlicher Sprecher der Radwege-Projektgruppe im Landkreis Ebersberg und der "ARGE Fernradwege" im Münchner Osten. Die Sempt-Mangfall- und Isar-Inn-Radwege gehören zum Beispiel dazu.

Geboren in Pirna, getauft in Danzig, Höhere Wirtschafts-Fachschule und selbständiger Altbausanierer. Bevor der seine Industrievertretung großzog pendelte Staude einige Jahre als Vertriebs- und Logistikleiter einer großen Handelskette zwischen Potsdam und Grafing. Mitte der 1990er-Jahre habe ihm seine Frau Margitta dann den Riegel vorgeschoben, erzählt er.

Für die Grafinger CSU wird das ein Glücksfall. Als Reservemajor ist Staude dort für seine strategische Brille bekannt. Ob er sich nicht als Wahlkampfmanager um die Kommunalwahlen 1996 kümmern möge? Staude mag. Die CSU gewinnt haushoch. Auch die Wahlen 2002 und 2008 laufen unter seinem Management - und für die Grafinger Christsozialen ziemlich gut. Wer Staudes Wertigkeit für den Ortsverband beschreiben mag, verweist an dieser Stelle auf den Urnengang 2014. Da durfte Staude nicht mehr allein managen und organisieren. Prompt verlor die CSU einige Stadtratssitze und das Bürgermeisteramt.

Aus dem 1996er-Wahlkampf spinnt Staude die Idee eines Grafinger Tourismusvereins. "Einfach nur einen Ortsverschönerungsverein, das wäre doch ein bisschen wenig gewesen", sagt er. Über 20 000 Übernachtungen in Grafing organisiert der Verein zu seinen besten Zeiten. Außerdem könne man den Besuchern Geheimtipps im Umfeld geben - und so auch die regionale Wirtschaft stärken. Nur ein Geheimnis, das werde er sicher nicht verraten. "Wo ich im Herbst meine Steinpilze sammele." An diesem Mittwoch, 9. Oktober, dürfte er sich zu seinem 75. Geburtstag wohl eine kurze Pause gönnen.

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