Wohnung für Flüchtlinge gesucht:Neue Hoffnung für Asylbewerber

Am Dienstag entscheidet der Grafinger Stadtrat, ob 21 leerstehende Wohnungen für Flüchtlinge genutzt werden.

Thorsten Rienth

Grafing könnte eine Schlüsselrolle bei der Unterbringung von Asylbewerbern im Landkreis Ebersberg übernehmen. Am kommenden Dienstag entscheidet der Stadtrat, ob in bis zu 21 leerstehende Grafinger Wohnungen Asylbewerber einziehen könnten. Grafings Bürgermeister Rudolf Heiler (Freie Wähler) hätte "kein Problem" damit, die Wohnungen dem Landratsamt offiziell anzubieten.

Der neuerliche Vorstoß kommt vom Bündnis für Grafing (BfG). Dessen Vorsitzender Heinz Fröhlich will auf Nachfrage im Rathaus die Auskunft bekommen haben, dass aktuell 21 Wohnungen leer stünden. Diese könnten ertüchtigt und bereitgestellt werden, schlägt das Bündnis vor. Im Kern zielt der Antrag auf die Sozialwohnungen in der Wasserburger Straße ab. Sie werden sukzessive abgerissen und durch energieeffiziente Neubauten ersetzt. "Solange sie aber noch stehen, müssen wir die Chance nutzen", sagte Fröhlich. Nach Angaben von Bürgermeister Heiler stünden die derzeitigen Wohnungen in der Wasserburger Straße "längstens bis Frühjahr 2013 zur Verfügung".

Wir suchen händeringend und sind über jede einzelne Wohnung glücklich", erklärte Marion Wolinski, Sachbietsleiterin der Sozialhilfeverwaltung im Ebersberger Landratsamt, am Mittwoch im Gespräch mit der SZ. 21 Grafinger Wohnungen seien daher weit mehr als nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wie die Diskussion ausgeht, ist - vor allem angesichts der oft unklaren Mehrheitsverhältnisse im Grafinger Stadtrat - völlig offen. Vergangene Woche erst war ein ähnlicher Antrag in Zorneding gescheitert, obwohl es in diesem Fall gerade einmal um drei Wohnungen ging.

Anders als in Zorneding steht allerdings in Grafing der Bürgermeister hinter dem Vorhaben. "Ich habe keine Bedenken, wenn in einzelnen Wohnungen unserer Anlagen Asylbewerber ihre vorübergehende Bleibe bekommen könnten", erklärte Heiler. Derzeit seien die Wohnungen aber "im Großen und Ganzen nicht bezugsfertig", teilweise hätten sie gar "erhebliche Mängel". Die Frage sei daher vor allem, inwieweit die Regierung von Oberbayern bereit wäre, beispielsweise für notwendige Renovierungen die Kosten zu übernehmen.

Geht es nach den BfG-Stadträten Heinz Fröhlich und Marlene Ottinger, könnte sich die Stadt an etwaigen Sanierungskosten durchaus in einem gewissen Rahmen beteiligen. Täte man dies, sollten aber gleichzeitig staatliche finanzielle Fördermöglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Grundsätzlich geht es dem Polit-Ehepaar um eine "würdevolle Behandlung dieser Menschen, die oft schweres Leid hinter sich haben". Viele von ihnen waren aus Afghanistan oder Syrien geflüchtet. Grafing sei "moralisch verpflichtet, ihnen vernünftig zu helfen und sie - soweit wie möglich - zu integrieren", heißt es in dem Antrag.

In zentralen Sammelunterkünften, in denen die Asylbewerber unter sich sind, gelänge dies nicht. Verteilt auf die Grafinger Wohnungen sei aber genau das Gegenteil der Fall. "Gerade deshalb müssen Asylbewerber verschiedener Länder, unterschiedlicher Kulturen, anderen Glaubens, verschiedener Sprachen und unterschiedlichen Alters ihr humanitäres Recht auf selbstbestimmtes Wohnen auch bei der Unterbringung im Landkreis Ebersberg bekommen." Grafing sei ein guter Ort, wo dies gelingen könnte.

Parallel zu dem Angebot an Landratsamt und Regierung, die Unterkünfte tatsächlich bereitzustellen, müsse die Stadt eine "gezielte Informationskampagne" starten. Damit solle sie die Bürgerschaft aufklären und den "verständlichen Nachfragen" vorbeugen.

Die Stadtratssitzung beginnt am Dienstag, 8. Mai, um 19 Uhr im Rathaus und ist öffentlich.

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