Der Marienplatz ist frisch gestrichen, zumindest die Fassade im nordwestlichen Teil, was irgendwie ganz gut passt. Dort hat sich am frühen Mittwochabend eine Gruppe versammelt, die CSU-Stadtratsfraktion hat eingeladen zu einem Rundgang zu den Ebersberger Großprojekten - das größte und langwierigste ist zweifellos die Umgestaltung des Marienplatzes. Die frische Farbe an der Fassade hat damit im Übrigen nichts zu tun, und vermutlich werden die Wände noch des öfteren einen neuen Anstrich erhalten, bis die Stadtmitte eine Umgestaltung erfährt.
"Es ist eines der langfristigsten Themen", sagte CSU-Stadtrat Alexander Gressierer, "und es wird uns mit Sicherheit noch längere Zeit begleiten". Er referierte über die jüngere Geschichte der Planung für die Stadtmitte, den Architektenwettbewerb von 2014, die daraus resultierenden Debatten in der Stadt - etwa über die Zukunft der Bäume, über eventuell reduzierte Parkplätze - und über das große Problem, das einer echten Umgestaltung des Marienplatzes im Weg steht: "Das wird erst möglich, wenn klar ist, was mit der Straße passiert." Denn solange die Staatsstraße mitten durch die Stadt führt, ist das aus dem Wettbewerb hervorgegangene Konzept nicht umsetzbar. "Der Stadtrat sollte sich des Themas zeitnah annehmen", so Gressierer, man könne nicht weitere zehn Jahre warten. Leider sei der Arbeitskreis Verkehr - ein Gremium aus Mitgliedern aller Stadtratsfraktionen sowie von Verbänden - "etwas eingeschlafen", sagte Gressierer, seine Fraktion werde darum im Stadtrat "darauf dringen, dass eine Entscheidung herbeigeführt wird".
Diese obliegt beim nächsten Projekt, das die Gruppe besichtigt, dem Verwaltungsgericht: Auf dem Grundstück des mittlerweile abgerissenen Gasthauses Hamberger soll neu gebaut werden, CSU-Fraktionschef Florian Brilmayer erläuterte die Pläne. Zwei Gebäude planen die Bauwerber, ein großes mit elf Wohnungen Richtung Sieghartstraße und ein kleineres im Süden des Grundstücks. Im Stadtrat war ein erster Entwurf des Projektes noch durchgefallen, wegen der "nicht besonders attraktiven Fassade", so Brilmayer und auch die Dichte war den Stadträten zu hoch. Aber es sei unumstritten im Gremium, dass an der Stelle gebaut werden soll. Den Nachbarn ist das, was entstehen soll, aber immer noch zu viel, geklagt wurde wegen Abstandsflächen. Brilmayer sagt, er gehe aber davon aus, dass die Baugenehmigung Bestand haben werde.
Positiv an dem Vorhaben sei, dass es eine große Tiefgarage beinhalte. Schließlich seien "Parkplätze ein knappes Gut", je mehr davon unterirdisch untergebracht würden, desto mehr entlaste dies die Straßen. Was ein Teilnehmer der Runde bestätigen kann: Als damals auf dem alten Grundstück seiner Spedition neben dem Hamberger-Grundstück das Pflegeheim gebaut wurde, sei er "fast ausgelacht worden", als man dazu eine Tiefgarage mit 120 Plätzen gebaut hat, sagte Georg Reischl. Mittlerweile "könnten wir leicht 50 Plätze mehr haben und wären ausgelastet".
Tiefgaragenplätze sind auch das große Thema beim geplanten Neubau auf dem Hölzerbräugelände. Stadtrat Josef Riedl erläuterte die Pläne: In zwei Bauabschnitten sollen bis zu 85 Wohneinheiten entstehen. Im vergangenen Jahr wurden in einem Wettbewerb drei Entwürfe prämiert, mittlerweile habe sich einer als Sieger durchgesetzt - allerdings sei der Investor mit der Dichte noch nicht zufrieden und wolle mehr Wohneinheiten. Dabei, so Riedl, seien aber zwei Dinge wichtig: Die Höhenentwicklung müsse zur Umgebung in der Innenstadt passen - Stichwort: Sichtachsen - und es müssten genügend Parkplätze vorhanden sein.
Riedl bekräftigte die Position seiner Fraktion - und jene der Mehrheit im Stadtrat - dass man am Stellplatz-Schlüssel nichts ändern solle. Derzeit sind für eine Wohnung 1,5 Parkplätze zu bauen, für das Hölzerbräu-Projekt, wo neben Wohnungen auch Büros und anderes Gewerbe entstehen sollen, wären es 195 Stück. Der Investor hatte versucht, hier weniger bauen zu müssen, indem er ein sogenanntes Mobilitätskonzept vorgelegt hat. Die künftigen Bewohner sollten dadurch mit weniger Autos zurecht kommen können. Dieses "Fahrradkonzept" sei ja grundsätzlich gut, so Riedl, aber nicht im Austausch gegen Parkplätze. Er verwies auf die jetzt schon starke Belastung der Nebenstraßen durch den Parkverkehr - weshalb der Investor sicher nicht zu viele Parkplätze bauen könne: Sollten die künftigen Bewohner wirklich weniger Autos haben, könnte man die überzähligen Plätze ja vermieten.
Noch offen ist, wie lange es dauert, bis auch der zweite Bauabschnitt verwirklicht ist, auf dem Grundstück wo derzeit noch das Feuerwehrhaus steht. "Wir wären dafür, es möglichst schnell hintereinander zu machen", sagte Brilmayer - aber dafür müsste man eben ein anderes Grundstück für die Feuerwehr haben. Die CSU favorisiert dafür schon länger das Areal der Straßenmeisterei - das allerdings je zur Hälfte dem Landkreis Ebersberg und dem Freistaat gehört. Es habe schon Gespräche gegeben, so Brilmayer, allerdings sei in der Sache "seit einem Jahr nicht mehr so viel passiert".
Viel passieren wird demnächst dagegen zwischen Ulrich- und Pfarrer-Bauer-Straße, der Kindergarten St. Sebastian wird endlich neu gebaut. Zweiter Bürgermeister Günter Obergrusberger stellte vor, was dort geplant ist - und natürlich ging es auch hier um Verkehrliches. Denn im Zuge des Neubaus soll auch eine große Tiefgarage entstehen, darauf hatten sich die Stadt und das Ordinariat als Träger der Einrichtung in langen Verhandlungen geeinigt. Wegen des Höhenunterschieds könne die Garage ebenerdig zur Ulrichstraße liegen, was den Bau einfacher und damit auch günstiger mache. Bis zu 74 Stellplätze könnten so entstehen, die auch für Besucher der umliegenden Geschäfte, etwa am Marienplatz, oder des Alten Kinos genutzt werden sollen. Eine Teilnehmerin äußerte die Sorge, dass dadurch mehr Verkehr in die Ulrichstraße geleitet werde. Dies sei nicht auszuschließen, räumte Brilmayer ein - andererseits würde durch eine neue Garage aber auch der "Suchverkehr" nach Parkplätzen weniger werden.
