Wirtschaftsempfang:Hartnäckige Partnerschaften

Plieninger Bürgermeister will Geschäftsleuten Wege zu einer effizienten Vernetzung ebnen

Von Max Nahrhaft

Nach den Vorträgen geht die Unterhaltung munter weiter. Der eine bekundet Interesse für die andere, die schiebt im Gegenzug einen Vertrag über den Tisch und erklärt die einzelnen Details der Abmachung. Was wie eine Kontaktbörse wirkt, ist es auch - aber nicht etwa eine Kontaktbörse für Alleinstehende, sondern eine für Unternehmen. Nicht zum Knüpfen einer amourösen Beziehung kommt man hier zusammen, sondern zum Netzwerken. Vertreter lokaler Unternehmen versammelten sich am vergangenen Donnerstag zum zweiten Wirtschaftsempfang der Gemeinde Pliening. Eingeladen hatte Bürgermeister Roland Frick (CSU) ins Bürgerhaus. Nach bayerischer Manier ließen die Teilnehmer die Stehtische schnell links liegen und nahmen auf den wuchtigen Eckbänken der Bürgerstube Platz. Und darum ging es auch bei dem Treffen, ums Zusammenrücken. "Nur gemeinsames Handeln ist erfolgversprechend und macht uns stark", sagte Frick und eröffnete damit den Empfang. Dies galt als Aufruf an die Unternehmen, man solle aufeinander zugehen und Erfahrungen austauschen. Kurz und gut: Auch die Plieninger Unternehmen vom Autohändler bis zum Kieswerk müssen netzwerken. Nur so sei der Betrieb gesichert. "Heutzutage wird der Wettbewerb zwischen Unternehmen, Kommunen und Nationen immer härter", sagte Frick. Alle versuchen, Gewinne zu erzielen, und dies sei auch legitim. Dementsprechend müsse die Kommune flexibler und dynamischer werden, ihr Angebot an die Unternehmen müsse stimmen. Denn eines ist für den Bürgermeister klar: Die Förderung von mittelständischen Unternehmen steht in Pliening sehr weit oben auf der politischen Agenda.

Ungefähr 600 Betriebe sind laut Angaben der Gemeinde in deren vier Teilen Pliening, Gelting, Landsham und Ottersberg registriert. Viele davon sind Kleinstunternehmer. Der Einladung des Bürgermeister zum Wirtschaftsempfang sind 25 Männer und Frauen gefolgt. "Es hätten natürlich mehr sein können, aber wir sind zufrieden", so Frick. Beim ersten Wirtschaftsempfang vor drei Jahren traf man sich zum Ausprobieren, jetzt sei man einen Schritt weiter und wolle Erfahrungen austauschen.

Die, die gekommen waren, konnten dann auch lernen, wie man sich untereinander vernetzt. Als Referentin gab Gertrud Eichinger, stellvertretende Vorsitzende des Gewerbeverbandes Finsing und stellvertretende Landrätin in Erding (SPD), zahlreiche Tipps, wie man nachbarschaftliche Strukturen aufbaut. "Wir versuchen zu erreichen, dass der Euro lieber bei uns als woanders ausgegeben wird", erklärte Eichinger. Um an dieses Ziel zu gelangen, gebe es verschiedene Möglichkeiten, die der Gewerbeverband nutzt.

Zum einen sprechen sich die lokalen Unternehmen gegenseitig Empfehlungen aus, um ihre Kunden an den Ort zu binden. Basis hierfür ist ein reger Kontakt und Vertrauen der einzelnen Betriebe ineinander. Die andere, etwas direktere Methode sei gezieltes Lobbying. "Wir bringen unsere Vorschläge direkt in die Politik ein", erklärte Eichinger, "Leider gibt es da in den Gemeinden nicht immer so viel Spielraum, wie wir gerne hätten." Es gelte hartnäckig und partnerschaftlich zugleich zu agieren. Ähnlich müsse man sich gegenüber Vereinen verhalten. Wenn Spendengelder fließen, könne man durchaus eine Gegenleistung einfordern.

Bürgermeister Frick ist froh, dass es seiner Gemeinde wirtschaftlich so gut geht: "Pliening ist ein attraktiver Standort und will es auch in Zukunft bleiben. Das sichert uns Arbeitsplätze und Steuereinnahmen." Der Ort sei nicht abhängig von einem großen Betrieb. Stattdessen floriere eine gut durchmischte Vielfalt aus allen Wirtschaftssektoren. Doch trotz aller betrieblichen Unterschiede, die Herausforderung blieben die selben, so Frick: "Diese geht man am besten in der Kooperation an."

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