Winterbilanz:Streusalz mit Frühbucherrabatt

Die Winterdienste haben eine anstrengende Saison hinter sich. Doch schon jetzt werden die Lager wieder aufgefüllt

Von MATTHIAS REINELT, Ebersberg

Früher bezahlten die Römer ihre Soldaten damit, es ist das einzige Mineral, das wir essen können, und es geht die Legende, dass es einmal so wertvoll war wie Gold: das Salz. Dass es heutzutage an Wert verloren hat, zeigt sich auch daran, dass es jeden Winter wieder auf den Straßen landet, als Streusalz. Im vergangenen Winter verbrauchte die Straßenmeisterei Ebersberg 3900 Tonnen auf insgesamt 380 Kilometern Bundes-, Staats- und Kreisstraßen im Landkreis Ebersberg und Altlandkreis Wasserburg. Johannes Bachmeier, der Leiter der Straßenmeisterei, spricht von einem "durchschnittlichen Verbrauch". 5000 Tonnen Streusalz hatte er in drei Salzhallen und einem Silo gelagert. Probleme habe es aber weniger durch Glatteis, sondern vor allem durch den Schneedruck auf den Bäumen gegeben. "Wir sind immer noch beim Aufräumen", sagt Bachmeier. Derzeit befreiten seine Mitarbeiter die Mähflächen vom Schneebruch.

Die Straßen sind nach festen Strecken für die Räumfahrzeuge eingeteilt, die ab drei Uhr morgens unterwegs sind, damit der Berufsverkehr fließen kann. Eine Route abzufahren dauert etwa zweieinhalb Stunden, doch aufgrund der intensiven Schneefälle hätten die 15 Lastwagen teilweise länger gebraucht, sagt Bachmeier. Dass die Straßen komplett schneefrei sind, gehe eben nicht, "doch das wird von der Bevölkerung nicht immer akzeptiert", sagt Bachmeier. Das Streusalz werde sehr dosiert eingesetzt, zwischen fünf und 20 Gramm Salz pro Quadratkilometer. Die Fahrzeuge nutzen dabei Feuchtsalz. Das garantiere, dass es keine "Wehverluste" gebe, das Salz also am Ende dort liegen bleibe, wo es liegen soll und durch den Fahrtwind nicht "zu sehr verwirbelt" werde.

In Vaterstetten streuten die 14 Fahrzeuge des Winterdienstes insgesamt 350 Tonnen Splitt und 400 Tonnen Steinsalz aus. Das halte lange an, werde durch die Autofahrer zermahlen und so in die Straßen getragen, erklärt Vaterstettens Bauhofleiter Gerd Jansen. "In 16 Jahren habe ich noch nie diese Art von Schnee gesehen", sagt er. Der "nasse, schwere und extrem pappige Schnee" habe ihm Sorgen bereitet, da die Räumfahrzeuge schwerer durch die Straßen gekommen seien. Jede Art von Schnee bereite andere Probleme, bei Pulverschnee gebe es mehr Verwehungen. "Den perfekten Schnee gibt es nicht", sagt Jansen. Er ist für die gesamte Planung und Organisation des Winterdienstes, bei dem 27 Mitarbeiter im Einsatz sind, zuständig. Sein Dienst beginnt jetzt im Frühjahr, wenn der eine Winter vorbei ist und der nächste geplant werden muss. Zum Beispiel kauft er wieder Salz zum Frühbucherrabatt ein, damit das Lager mit Platz für 400 Tonnen Salz für den nächsten Winter gefüllt ist.

Laut Jansen ist Vaterstetten die einzige Gemeinde, die überall streut. Man habe ein Netz an Salzstrecken, doch in Nebenstraßen und sogar auf allen Gehwegen werde Splitt verteilt, obwohl man das nicht müsse, erklärt Jansen. Allerdings würden viele Gemeinden "mehr machen, als sie müssten", sagt er. Für ihn ist der Winterdienst ein Tagesgeschäft, bei dem man nichts voraussehen könne. Deshalb sei es wichtig, dass es jeden Morgen ab 3 Uhr einen "Schaudienst" gebe, der die Straßen abfährt und abschätzen kann, wie viele Fahrzeuge in den Einsatz müssen. Für Jansens Mitarbeiter sei es diesen Winter durch die enormen Schneemengen sehr anstrengend gewesen, doch er habe sich auf seine "tolle Mannschaft" verlassen können.

Mehr Personal habe man diese Saison zwar nicht gebraucht, doch auch für die 15 Mitarbeiter von Marinus Greithanner, Bauhofleiter in Grafing, sei die Arbeitsbelastung durch den extremen Winter hoch gewesen, dennoch habe man alles "gut bewältigt". Egal ob viel oder wenig Schnee, "Glatteis muss man immer bekämpfen", sagt er. Die 125 Tonnen Streusalz, die in der Grafinger Halle lagerten, wurden auch verbraucht, genauso wie 50 Tonnen Splitt. In Grafing werden alle Gemeindestraßen geräumt und gestreut, alle Siedlungsstraßen gemischt gestreut: weniger Salz, mehr Splitt. "Das Salz wirkt straßenbefreiend", sagt Greithanner. Es helfe beim Tauen des Schnees und löse Eis. Der Splitt dagegen habe eine lang anhaltende Wirkung. Wenn es abends kalt und glatt werde, helfe der Splitt auf den Gehwegen vor Stürzen, sagt er. Probleme seien immer wieder durch parkende Autos entstanden, die den Räumdienst behinderten oder neben abgelagertem Schnee parkten und so die Straßen immer enger machten. Er weiß auch, dass das Streusalz nicht optimal ist für die Straßen. Gerade an Stellen, wo bereits Straßenschäden sind, kann das Salz Schaden anrichten. Derzeit gebe es aber auch für Greithanner keine bessere Lösung. Man müsse daher einen Kompromiss finden, damit die Straßen befahrbar sind.

In Glonn wurde im Vergleich zu Vaterstetten fünfmal weniger Salz und Splitt eingesetzt. Die 130 Tonnen Salz und zehn Tonnen Splitt wurden vor allem auf Gemeindestraßen, an Schulbusstrecken und an Bergen, also Stellen mit viel Gefälle, gestreut. "Bei uns ist es halt nicht so eben wie in Vaterstetten", sagt Thomas Reiser, Glonns Bauhofleiter. Für ihn war es zwar kein "außergewöhnlicher Winter", dennoch hatte sein Team auch mit Problemen zu kämpfen: Durch den vielen Schnee ragten immer wieder Zweige und Äste in die Straßen hinein. Dadurch konnten die sechs Mitarbeiter mit ihren Fahrzeugen nicht durch die Straßen fahren, weil sie sonst beschädigt worden wären.

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