Windräder, Photovoltaik und Co.:Ein Plan für die Wende

Windräder, Photovoltaik und Co.: Im Landkreis gibt es derzeit nur ein einziges Windrad, jenes in Hamberg in der Gemeinde Bruck. Soll die Energiewende gelingen, müssten 30 weitere aufgestellt werden, zehn davon könnten in Vaterstetten stehen.

Im Landkreis gibt es derzeit nur ein einziges Windrad, jenes in Hamberg in der Gemeinde Bruck. Soll die Energiewende gelingen, müssten 30 weitere aufgestellt werden, zehn davon könnten in Vaterstetten stehen.

(Foto: Christian Endt)

Vaterstetten untersucht, wie sich der Ausbau erneuerbarer Energien in der Gemeinde voranbringen lässt

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In einigen Jahren könnte die Großgemeinde eine neue Skyline bekommen, bestehend aus bis zu zehn Windrädern. Zumindest sind diese Teil eines nun im Umweltausschuss vorgestellten Szenarios, wie Vaterstetten die Ziele der Energiewende erreichen könnte.

Bekanntlich haben sich der Landkreis und seine Gemeinden darauf verständigt, bis 2030 ihren Energiebedarf ausschließlich aus erneuerbaren Quellen zu decken. Wie dies - zumindest in den Bereichen Strom und Wärme, beim Verkehr scheint es unmöglich - erreicht werden könnte, wurde vergangenes Jahr im sogenannten Meilensteinplan vorgestellt. Dieser hatte für einigen Wirbel gesorgt, besonders weil Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landkreises, sehr klar gemacht hatte, dass es ohne Windräder - und zwar mindestens 30 Stück - nicht gehen werde. Ebenso seien zwischen 120 und 150 Hektar Freiflächen-Solaranlagen und 50 bis 60 Biomassekraftwerke nötig, so die Studie.

Diese hatte nun Vaterstettens Klimaschutzbeauftragter Tobias Aschwer als Berechnungsgrundlage dafür genommen, was sich in der Gemeinde tun muss, um das 2030-Ziel zu erreichen. Im einfachsten Szenario wurde der Landkreisplan auf die Einwohnerzahl Vaterstettens heruntergerechnet. Demnach müssten auf den Dächern der Gemeinde 2900 Photovoltaik- und 3400 Solarthermieanlagen installiert werden. Auch in Freiflächenanlagen würde Sonnenergie gesammelt, 22 Hektar für Strom und weitere zwei für Wärme. Elf Biomassekraftwerke, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen, bräuchte Vaterstetten außerdem, sowie eine Geothermieanlage - die im Basisszenario allerdings nur zu etwa 70 Prozent ausgelastet wäre. Und dazu noch fünf bis sechs Windräder.

Möglich wären auch andere Kombinationen der Energiequellen. So könnte man auf Windräder verzichten - bräuchte dann aber bis zu 50 Hektar Freiflächen-Photovoltaik. Rein rechnerisch könnte auch auf diese zugunsten von Solardächern verzichtet werden - allerdings gebe es in der Gemeinde nicht genügend Gebäude, um darauf die benötigten Photovoltaikanlagen unterzubringen. Zumal ja auch für die Wärmegewinnung noch Dachflächen benötigt werden, besonders wenn - wonach es derzeit aussieht - auf absehbare Zeit kein Geothermieprojekt umgesetzt wird.

Im Ausschuss wurde die Analyse überwiegend positiv aufgenommen. Er frage sich nur, wie man wohl die Steigerung einer Mammutaufgabe nenne, so Leo Spitzauer (CSU). Aber der erste Schritt diese zu stemmen sei sicher, "dass wir wirklich schauen, dass die Dach-Photovoltaik möglichst oft umgesetzt wird". Sepp Mittermeier (SPD) bedauerte, dass "die Energiewende leider kein Selbstläufer mehr" sei. Problematisch seien hier etwa die geringeren Fördermittel für Solaranlagen wie auch Bestimmungen wie die 10-H-Regel für Windräder, wonach diese nicht näher als das Zehnfache ihrer Höhe an der nächsten Wohnbebauung stehen dürfen. Trotzdem sollte die Gemeinde alles versuchen, möglichst viel erneuerbare Energie zu gewinnen, um ihren Anteil zum Klimaschutz zu leisten: "Die Natur nimmt keine Rücksicht, wenn wir es nicht hinkriegen."

Für Herbert Uhl (FW) hingegen ist Vaterstetten der falsche Ort für Klimaschutz. So seien Windräder im Norden viel effektiver als in Oberbayern, "da holt man das Dreifache raus", das gleiche gelte auch für Solaranlagen, wenn diese beispielsweise in Spanien gebaut würden. Seit zehn Jahren versuche man sich im Landkreis an der Energiewende: "Und was haben wir erreicht? Wenig!", so Uhl weiter. "Man muss einsehen, dass es nicht geht und nicht an einem unrealistischen Ziel festhalten."

Vielleicht seien nicht alle Energiewendeziele bis 2030 zu erreichen, räumte Mittermeier ein, trotzdem solle man sich "nicht hinsetzen und warten, bis sich das Problem von alleine löst". Schließlich zeige die vorgestellte Analyse: "Wir haben Potenzial". Dies unterstützte auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW): "Wir müssen das Beste machen, was wir können." Ähnlich äußerte sich Stefan Ruoff (Grüne), man solle schon versuchen, die Energie, die in der Gemeinde verbraucht wird, in der Gemeinde zu gewinnen. Er stellte auch die Frage, wie realistisch es sei, dass in Vaterstetten Windräder gebaut werden könnten. Dies sei eine Entscheidung des Gemeinderates, so Aschwer, dieser könne die 10-H-Regel außer Kraft setzen.

So weit ist es allerdings noch nicht - auch wenn Vaterstetten auf Antrag Mittermeiers den Ausbau der erneuerbaren Energieen beschleunigen soll. Statt nur den Bericht zur Kenntnis zu nehmen, so der SPD-Fraktionschef, solle das Umweltamt der Gemeinde "realisierbare Szenarien weiter konkretisieren" und baldmöglichst den zuständigen Gremien vorlegen. Dies wurde ohne Gegenstimmen angenommen.

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