Windräder im Ebersberger Forst:Gegner nennen keine Alternativen

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Leserbriefe zum Bericht "Ebersberger SPD für Windräder" vom 25. Januar sowie zu weiteren Leserbriefen zum Thema Windkraft vom 26. Januar

Zum Bericht "Ebersberger SPD für Windräder" vom 25. Januar sowie Leserbriefen zum Thema Windkraft vom 26. Januar:

Meinungsfreiheit ist ein unverzichtbares Grundrecht unserer demokratischen Verfassung; wir sollten sie verteidigen wo immer sie in Gefahr gerät, missbraucht zu werden. Offenbar verfolgen nun aber die Gegner von Windrädern im Ebersberger Forst eine Strategie der Falschinformation mit Behauptungen, die meines Erachtens den Tatbestand des Missbrauchs der Meinungsfreiheit erfüllen. Nahezu täglich führen solche Beiträge in den Leserbriefecken zu medialen Verzerrungen und missbrauchen unsere Tageszeitungen als Mittelpunkte ihrer Gegen-Kampagne, ohne auch nur zu versuchen, umsetzbare Alternativen für die unumgängliche Energiewende zu präsentieren. Die Nutzung der Windenergie ist auch in unserem Landkreis unentbehrlich!

Die künftigen Lebensbedingungen auf unserer Erde sind durch den Klimawandel in einem bisher nicht gekannten Ausmaß gefährdet. Dies verlangt von uns allen die Bereitschaft, sich an Abwehr- und Anpassungsstrategien zu beteiligen. Eine solche persönliche Verpflichtung wird auch nicht dadurch aufgehoben, dass unsere verfassungsrechtliche Grundordnung dafür sorgt, dass auch diejenigen vor schlimmen Folgen geschützt werden, die Gefahren nicht erkannt haben und sich dagegen wenden, geschützt zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die derzeitige Corona-Situation. Die Vernünftigen schützen durch ihre verantwortungsvolle Lebensweise auch die, die glauben sich an keine Regel halten zu müssen.

Auch der Schutz vor einem kaum mehr bewohnbaren Planeten wird nur gelingen, wenn die Mehrheit der BürgerInnen erkennt und dafür eintritt, dass zu unserem eigenen Schutz der Ausbau von erneuerbaren Energien der wichtigste Baustein ist. Deshalb brauchen wir Windräder auch in unserem geliebten Ebersberger Forst. Hans Vollhardt, Ebersberg

Unterschiedlicher könnten Beiträge zum selben Thema nicht sein. Am 25. Januar nimmt die SPD Stellung zur Windenergie. Mir fallen sofort im ersten Absatz zwei bemerkenswerte Punkte auf die jeden Bürger überzeugen sollten: 1. "Wir wollen den Ebersberger Forst in seiner Gänze erhalten" und das gelingt nur dann, wenn der Klimawandel gestoppt wird. 2. "Unsere Position pro Windenergie basiert auf objektiven Daten und Fakten." Es folgen beeindruckende echte (!) Fakten wie zum Beispiel der Vergleich der Anzahl der getöteten Vögel durch menschliche Eingriffe. Da tragen Windräder maximal 0,04 Prozent bei, was aber zunehmend noch durch intelligente Lösungen verbessert wird.

Tags darauf lese ich Leserbriefe von Windkraftgegnern. Herr Engelhardt bezweifelt im Vorfeld gleich mal, dass die Energieagentur neutral informiere. (Warum nur fällt mir dabei gleich die US-Wahl ein, bei der ein gewisser Herr T. schon vorher Wahlmanipulationen behauptete?) Er nennt auch gleich Beispiele, was er als "neutral" versteht. Hier lohnt sich ein Faktencheck. 2019 sei an drei Viertel der Tage keine Windstromerzeugung möglich gewesen, da die Windgeschwindigkeit unter 2,5 Metern pro Sekunde gelegen habe. Er verschweigt aber geflissentlich, in welcher Höhe gemessen wurde (üblich ist in zehn Metern Höhe). Er verschweigt, dass Windräder in Höhen arbeiten, wo die Windgeschwindigkeit mehr als doppelt so hoch ist. Das Hamberger Windrad hat eine durchschnittliche tägliche Betriebsdauer von 19 Stunden. Warum sollte jemand auch eine unrentable Anlage bauen wollen? Das Hamberger Windrad soll im August 2019 nur sechs Prozent geliefert haben. Fragt sich gleich mal: sechs Prozent wovon? Nachfragen bei den Betreibern haben ergeben, dass dieser Monat tatsächlich ertragsschwächer war (35 Prozent des Monatsdurchschnitts), gemäß natürlichen Schwankungen. Der Gesamt-Jahresertrag 2019 war aber dennoch normal gut. Die sechs Prozent sind frei erfunden.

Herr E. gibt uns ein Beispiel dafür, wie "neutrale Information" eben gerade nicht aussehen darf. Leider werden heutzutage nur allzu oft Falschinformationen oder Halbwahrheiten als Fakten gehandelt, bei denen aber entscheidende Teilinformationen bewusst unterschlagen werden. Da sollten wir uns doch lieber von seriösen Stellen wie der Energieagentur oder seriösen Parteien informieren lassen, die sich auf fundierte Tatsachen stützen. Anton Ackstaller, Ebersberg

Ein konstruktive Diskussion wie wir künftig unsere Energie erzeugen wollen ist wichtig! Dabei erwarte ich, dass die gemachten Aussagen den Tatsachen entsprechen. Leider hat man oft den Eindruck, dass beim Thema Windräder im Ebersberger Forst das "System Trump" mit "alternativen Fakten" in der Argumentation Einzug gehalten hat. Der Ebersberger Forst ist im Besitz des Freistaates Bayern und gehört damit allen Bürgern. Ist es nicht fair, Grundstück die allen gehören für die Stromerzeugung die allen dient, zu nutzen? Noch dazu, da das Waldgebiet des Ebersberger Forstes durch die Ausgleichsflächen um den Faktor 1,5 bis 2,0 größer wird und anstatt von Fichten hitzeverträgliche Laubbäume gepflanzt werden.

Es ist verständlich, dass vielen Mitbürgern Windräder nicht gefallen. Meine Familie und ich finden das nahegelegen Hamberger Windrad schöner als die Überlandleitungen mit den hässlichen Gittermasten die unser Tal überqueren. Uns begeistert das Windrad, weil es ein Symbol für die Zukunft unserer Kinder ist. Wir möchten kein Kohlekraftwerk und noch viel weniger ein Atomkraftwerk vor der Haustüre stehen haben. Die Heimat ist für fast alle Menschen die schönste Gegend der Welt. Deshalb soll sich möglichst nichts verändern. Aber gilt dies nicht auch für unsere Mitbürger in Kiel, in der Rhön oder der Oberpfalz? Ist unsere Heimat und Natur in Ebersberg schöner und wertvoller?

In ein paar Jahren wird das letzte Atomkraftwerk in Bayern abgeschaltet. Woher soll der Strom dann künftig kommen? Wollen die Gegner von Windkraft, Biogasanlagen, Wasserkraftwerken oder PV-Anlagen künftig auf Strom verzichten? Das wäre natürlich eine schöne Geste und würde das eine oder andere Windrad überflüssig machen. Gerade beim Strom wird es schwierig einzusparen, da E-Autos, E-Busse und Wärmepumpen künftig immer mehr Strom verbrauchen werden. Die Aufgabe aller Kommunalpolitiker muss es sein, zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Deshalb haben wir im Kreistag schon vor vielen Jahren beschlossen, übrigens fast immer einstimmig, die Energiewende voranzubringen. Dagegen zu sein und keine alternativen Lösungsvorschläge zu haben, bringt uns nicht weiter. Wir alle, Politiker wie Mitbürger, sind gefordert mitzumachen und Lösungen zu erarbeiten! Martin Lechner, Straußdorf

Aus den Leserbriefen der Windkraftgegner wird eines deutlich: Ihr einziges Argument ist die Verschandelung der Landschaft. Ich habe noch nicht vernommen, dass sich die WKA-Gegner über die Optik der Hochspannungsmasten mokiert haben. Hunderte dieser etwa 60 bis 80 Meter hohen Stahlgerippe durchziehen die freie Landschaft unseres Landkreises.

Und: Täglich werden in Deutschland 2,1 ha Fläche für den Braunkohletagebau verbraucht (Quelle: Umweltbundesamt). Dass der Energieversorger RWE gerade die letzten 500 Hektar des Hambacher Forstes für die Kohleverstromung abholzt? Offensichtlich kein Problem. Der Hambacher Forst hatte übrigens eine Größe von 4400 ha, war also vor der Opferung für die Kohleverstromung halb so groß wie der Ebersberger Forst. Die Schneisen, die alljährlich mit dem Harvester zur Baumernte in den Forst geschlagen werden, sind ein Vielfaches größer, als die zwei Hektar, die fünf Windkraftanlagen benötigen würden. Selbst das Argument des Leiters der Forstbehörde, Herrn Utschig, dass der Wald eine Klimaerwärmung über 1,5 Grad wohl nicht überleben wird, lässt die Gegner kalt. Ich konnte noch keinem Leserbrief entnehmen, wie sich die WKA-Gegner die Energiewende ohne Windkraft vorstellen. Um alle vorgeschobenen Scheinargumente, wie Vogelsterben oder geringe Stromerträge, zu entkräften, fehlt hier der Raum. Ich empfehle den Interessierten hierzu die Seite des Energieforums Zorneding: https://windkraft-zorneding.de/fakes-versus-fakten.html

Allen Freunden des Ebersberger Forstes kann ich nur zurufen: "Rettet den Wald, setzt euch für Windkraft und den Ausbau regenerativer Energien ein." Das Zeitfenster, den durch den ungezügelten Ausstoß von Kohlendioxid und Methan hervorgerufenen Klimawandel durch beherztes Handeln noch entgegenzutreten, schließt sich in wenigen Jahren. Unsere Kinder und Enkel werden uns nicht fragen, warum wir Windkraftanlagen im Landkreis errichtet haben, sondern warum so spät. Helmut Obermaier, Ortsvorsitzender der Grünen, Zorneding

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© SZ vom 08.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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