Windräder auf dem Vormarsch:Vaterstetten in der Zange

Nicht nur im Forst sollen Rotoren entstehen - die Gemeinde Haar plant Anlagen an der Landkreisgrenze.

Lars Brunckhorst und Ronen Steinke

Aller Augen richten sich momentan auf den Ebersberger Forst, an dessen Rand ein Windpark mit sechs Rotoren geplant ist; doch statt im Osten von Vaterstetten könnte ein solcher am Ende im Westen entstehen: Ein Gutachten, das die Gemeinde Haar zur Windenergienutzung in Auftrag gegeben hat, schlägt einen Streifen vor, der bei Feldkirchen beginnt und sich an der Grenze zu Vaterstetten nach Süden zieht. Für einen geeigneten Standort halten die Gutachter unter anderem das Gebiet zwischen Ottendichl und der Autobahn. Dieses liegt in Sichtweite von Weißenfeld und Vaterstetten. Im dortigen Rathaus wird die Haarer Initiative deshalb mit großer Aufmerksamkeit verfolgt - aber auch in anderen Nachbargemeinden. Aus Feldkirchen kommt bereits Gegenwind: Inakzeptabel seien die Standorte. Schließlich sollen die Haarer Anlagen eine Nabenhöhe von 140 Metern haben - das entspricht genau den im Ebersberger Forst geplanten Rotoren. Haars Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) zeigt sich von den Protesten aus dem Nachbarort indes unbeeindruckt: "Wenn wir keine Optionen haben, dann werden sich die Standorte verfestigen", ließ er bereits wissen. Gegenwärtig wird aber noch nach einem Konsens gesucht. Im Herbst sollen Gespräche mit den Gemeinden Vaterstetten, Feldkirchen, Grasbrunn und Putzbrunn stattfinden. Diese haben allesamt selbst Untersuchungen zur Windenergie in Auftrag gegeben. Am Ende, so die Hoffnung, sollen sich alle fünf Gemeinden auf verträgliche oder sogar gemeinsame Standorte verständigen. Die Haarer Initiative könnte deshalb auch Überlegungen neuen Rückenwind verleihen, die zwischenzeitlich eingestellt sind: So hatten Vaterstetten und der Kreis noch im vorigen Jahr Pläne für eine Windkraftanlage zwischen Parsdorf und Grub verfolgt. Auch der Arbeitskreis Energiewende Vaterstetten hatte Standorte nördlich der A 94 und in der Nähe der Rastanlagen Vaterstetten vorgeschlagen. Eine Entscheidung wurde jedoch bis zum Abschluss des Standortgutachtens vertagt. Mittlerweile wird im Vaterstettener Gemeinderat auf Grund des Haarer Vorstoßes aber wieder über die Standorte an der Autobahn diskutiert - wenn auch noch hinter verschlossenen Türen. Zwischen Ottendichl und Weißenfeld, so die Idee, könnte vielleicht ein gemeinsamer Windpark entstehen. Unterdessen formiert sich weiterer Widerstand gegen den Windpark im Forst: In Anzing hat die Purfinger Bürgerinitiative "Gegenwind" einen ersten Ableger bekommen. Bei einem Treffen der Initiative am Dienstag wurde die Gründung einer eigenständigen Ortsgruppe in Anzing beschlossen. Als Sprecher der neuen Ortsgruppe wurde Teilnehmern zufolge der Anzinger Udo Langer ausersehen, der dies im Gespräch mit der SZ jedoch nicht bestätigen wollte. Das Prozedere lautet nun: Offiziell soll über die Gründung der neuen Ortsgruppe erst bei einem weiteren Treffen am kommenden Dienstagabend im Anzinger "Forsthof" abgestimmt werden. Dort sollen auch die neuen Initiativensprecher für Anzing gewählt werden. Zwar gab es bei dem Treffen auch Streit über die Frage, ob weiterhin Lokalpolitiker, wie zuletzt Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU), in persönlichen Briefen angegriffen werden sollen. Über den grundsätzlichen Kurs allerdings, Windräder aus dem Landkreis fernzuhalten, waren sich die Anwesenden laut Teilnehmern einig.

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