Windpark im Forst:Die Zeitfrage

Gut, dass es mit der Energiewende weitergeht. Gut aber auch, dass sich der Landkreis mit einem Gutachten eine kleine Atempause verschafft

Kolumne von Wieland Bögel

Sorgfalt vor Schnelligkeit, nach diesem Motto macht sich der Landkreis nun auf den Weg zum Windpark. Ein Gutachter soll mögliche Standorte überprüfen, dies dürfte einige Monate dauern und mehr als einige Euro kosten. Die trotzdem gut investiertes Geld sind, aus mehreren Gründen.

Zum einen ist bei einem so kontroversen Projekt wie dem Windpark im Forst Fingerspitzengefühl gefragt. Je mehr Untersuchungen, Prüfungen und Gutachten, desto besser. Zwar dürften die Gegner davon kaum umzustimmen sein und sicher die Gerichte bemühen. Dort indes, das hat das jahrelange Prozessieren um das bisher einzige verwirklichte Windrad im Landkreis bei Hamberg gezeigt, zählen nicht Emotionen, sondern Fakten. Neben Fakten kauft der Landkreis mit den 91 000 Euro für das Gutachten aber noch etwas viel Wichtigeres: Zeit.

Denn derzeit ist es völlig ungewiss, wie es in Bayern mit der Windkraft weitergeht. Während die Landespolitik unter neuer Führung über Petitessen wie Kreuze in Amtsstuben und Kopftüchern in Kindergärten befindet, ist es um große - und kontroverse - Zukunftsprojekte fast schon verdächtig still geworden. Etwa den Ausbau des Münchner Flughafens - oder eben der Windkraft. Offiziell gilt immer noch die von Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer beschlossene 10-H-Regel. Bis zum 14. Oktober dürfte sich daran wohl nichts ändern. Ob sie nach der Landtagswahl weiter gilt, kann derzeit wohl nicht einmal der aktuelle Ministerpräsident Markus Söder sagen, er dürfte es vom Wahlergebnis abhängig machen. Je nach Notwendigkeit, einem Koalitionspartner von links oder rechts Zugeständnisse zu machen, könnte die 10-H-Regel im Herbst fallen - genausogut könnte aber auch 20- oder 30-H eingeführt werden.

Damit wäre der Windpark im Forst erledigt, weshalb es gut ist, das Projekt zwar voranzutreiben, aber eben in behutsamem Tempo. Wird die Windkraft in Bayern künftig komplett unmöglich, hielten sich die Verluste an Zeit und Geld in Grenzen. Wird die Zukunft dagegen windradfreundlich, geht das Vorhaben weiter und von Herbst an vielleicht in etwas höherem Tempo.

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