Windpark im Ebersberger Forst:Es steht 1:1

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Während Zorneding sechs Rotoren befürwortet, stimmt der Anzinger Gemeinderat für eine Reduzierung auf fünf Anlagen und mehr Abstand.

Georg Reinthaler

Der geplante Windpark im Ebersberger Forst soll, abweichend von der ursprünglichen Planung, mit einer leicht reduzierten Anzahl von Rotoren und höherem Mindestabstand zu Wohngebieten realisiert werden. So hatten es Anzings Bürgermeister Franz Finauer (UBA) und seine Amtskollegen aus Vaterstetten und Zorneding in einer gemeinsamen Erklärung im November verkündet. Finauer erhielt nun volle Rückendeckung vom Anzinger Gemeinderat. Dieser sprach sich am Dienstag einstimmig für den Kompromissvorschlag aus.

So hätte der Blick von Frotzhofen bei Anzing Richtung Südosten einmal aussehen können, doch das Projekt Windpark wurde vorerst gestoppt. (Foto: privat)

Die Mitglieder des Gemeinderats stimmten geschlossen für die Errichtung von maximal fünf Windkraftanlagen im Ebersberger Forst, welche einen Mindestabstand von 1500 Metern zu Wohngebieten haben müssen. Der Beschluss umfasst auch die Erlaubnis für Green City Energy, einen Messmasten aufzustellen. Ferner soll darauf hingewirkt werden, dass der ökologische Stromertrag positiv auf die CO2-Bilanz der Gemeinde Anzing angerechnet wird.

Zweiter Bürgermeister Peter Moossmann (CSU), der den krankheitsbedingt verhinderten Finauer als Sitzungsleiter vertrat, erinnerte noch einmal an die lange, und seiner Meinung nach konstruktive Diskussion, welche sich Befürworter und Gegner der Windkraft in den vergangenen Monaten geliefert hätten. "Ich kann mich nicht erinnern, dass sich der Gemeinderat jemals so intensiv mit einem Thema befasst hat", sagte Moossmann. Noch am Montag dieser Woche hatten Gegner des Projekts Unterschriftenliste mit 400 Namen von Bürgern gegen die Errichtung von Windrädern im Rathaus abgegeben. Zwischenrufe von Windkraftgegnern im bis auf den letzten Platz gefüllten Sitzungssaal, die auch mit Transparenten ihren Unmut äußerten, unterband der zweite Bürgermeister mit einer Zurechtweisung.

Nach Ansicht Moossmann stellt der mit den Nachbargemeinden erarbeitete Kompromiss eine "zukunftsfähige Grundlage" dar, die alle Interessen berücksichtige. Moossmann wies vor dem Gemeinderat darauf hin, dass bereits in der kommenden Woche ein aus Bürgermeistern zusammengesetzter Arbeitskreis ins Leben gerufen werden soll, der sich mit der gezielten Ausweisung von Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen im Landkreis befassen und "Wildwuchs" verhindern soll.

Der nächste konkrete Schritt auf dem Weg zum Windpark ist die Errichtung eines Messmastens durch die Firma Green City Energy, mit dem die Windverhältnisse am geplanten Standort im Forst detailliert erfasst werden sollen. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, wird Green City Energy über den tatsächlichen Bau des Windparks entscheiden und das Genehmigungsverfahren eingeleitet.

Darauf wies auch die CSU-Gemeinderätin Sabine Saphörster-Heimbach hin. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe es nur um die einjährige Windmessung und nicht pauschal um den Windpark. "Es ist daher wichtig, dass wir verlässliche und überprüfbare Aussagen machen, um die Bürger mitzunehmen", sagte die CSU-Politikerin, die die Diskussion über die Windkraft im Landkreis als "Lernprogramm" bezeichnete. So hätten sich viele Menschen Sorgen um ihre Heimat und die Landschaft gemacht. Das müsse für alle Beteiligten Lager Anlass zu ernsthaftem Nachdenken über die Energiewende geben.

Reinhard Oellerer von den Grünen nannte die Nutzung der Windkraft auch im Landkreis Ebersberg eine energiepolitische Unumgänglichkeit. Die Erhöhung der vorgeschriebenen Mindestabstände zu Wohngebieten bezeichnete der Grüne als sinnvollen Schritt. Damit werde den Anwohnern ein beschwerdefreies Leben ermöglicht. Oellerer plädierte zugleich dafür, dass "massive Eingriff in das Ökosystem Forst" zugunsten des Windparks eine einmalige Sache bleiben müsse.

Laut Reinhardt Friedrich (SPD) besteht zwischen kein Widerspruch zu dem Beschluss des Zornedinger Gemeinderats, der sich vorige Woche für sechs Windkraftanlagen ausgesprochen hatte. Der Zornedinger Beschluss schließe fünf Windräder ein. "Entgegen einer teilweise falschen Meinung innerhalb der Bevölkerung wurde hier nichts völlig Neues beschlossen." Anzing zweiter Bürgermeister Moossmann wies abschließend darauf hin, dass die Energiewende mit dem Windpark im Forst noch lange nicht geschafft sei. "Mit der endgültigen Genehmigung des Windparks werden die Tätigkeiten bestimmt nicht enden." (Kommentar Seite 1, Leserbriefe Seite 7)

© SZ vom 08.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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