Erneuerbare Energie in Ebersberg:Standort für Rotoren gesucht

In der Kreisstadt beginnt man mit der Erstellung eines Windkraft-Konzeptes. Vorbild ist ein ähnlicher Plan, den es für Solaranlagen bereits gibt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Erneuerbare Energie in Ebersberg: Das bislang einzige Windrad im Landkreis dreht sich in Hamberg bei Bruck. Doch auch nahe der Stadt Ebersberg könnten in einigen Jahren solche Anlagen gebaut werden.

Das bislang einzige Windrad im Landkreis dreht sich in Hamberg bei Bruck. Doch auch nahe der Stadt Ebersberg könnten in einigen Jahren solche Anlagen gebaut werden.

(Foto: Christian Endt)

Erst Sonne, dann Wind: Vor gut einem Monat hat der Ebersberger Stadtrat das Standortkonzept für Photovoltaik-Anlagen beschlossen, nun haben die Arbeiten an einer solchen Planung für Windrad-Standorte begonnen. Wie Bürgermeister Ulrich Proske bekannt gab, hat zum Monatsbeginn ein Fachplanungsbüro mit der Erstellung des "Gesamträumlichen Konzeptes Windkraft" für das Ebersberger Gemeindegebiet begonnen.

Hintergrund ist ein Beschluss aus dem vergangenen Sommer. Damals votierte der Stadtrat mit großer Mehrheit dafür, in Ebersberg die Voraussetzungen zu schaffen, eines der Lieblingsprojekte der bayerischen Staatsregierung zu umgehen: die 10H-Regel. An dieser ist vor allem der CSU viel gelegen, sogar vor dem aktuell nicht unwahrscheinlichen Szenario einer Energiekrise, weigert sich Ministerpräsident Markus Söder hartnäckig, die von seinem Vorgänger eingeführte Regel, wonach ein Windrad mindestens das Zehnfache seiner Höhe vom nächsten Wohnhaus entfernt stehen muss, aufzugeben.

Mit dem Konzept soll 10H ausgehebelt werden

Seine Parteifreunde im Ebersberger Stadtrat sind dagegen offener für erneuerbare Energie, auch mit den Stimmen der CSU-Fraktion wurde der Einstieg in die Planung beschlossen. Diese ist deswegen nötig, weil es in Ebersberg keinen Standort gibt, der nicht von 10H betroffen wäre. Allerdings kann die Stadt ihren Flächennutzungsplan anpassen, Vorbild sind die sogenannten Konzentrationsflächen für den Kiesabbau. Da 10H ein Landesgesetz ist, Flächennutzungspläne aber aus dem Bundesbaugesetz resultieren, gilt "Ober sticht Unter", Bundesrecht steht stets über Landesrecht.

Die Voraussetzungen dafür sollen nun die Gutachter des Planungsbüros liefern. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, geht es zunächst darum, auf den rund 4084 Hektar Fläche, welche die Kommune Ebersberg umfasst, sogenannte Windeignungspotenziale festzustellen. Dabei würden in einem ersten Schritt aber schon ein großer Teil der Flächen ausgeschlossen, wegen der nötigen Abstände zu vorhandener oder künftig geplanter Bebauung. "Im Rahmen der Potenzialerhebung werden also erst diejenigen Flächen im Stadtgebiet ermittelt, auf denen eine Windkraftnutzung aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen definitiv nicht möglich ist (harte Tabukriterien)," heißt es dazu in der Stellungnahme der Stadt. Anschließend würden aus den verbliebenen potenziellen Standorten jene definiert, auf denen die Nutzung der Windkraft sinnvoll erscheint.

In etwa zwei Jahren könnte die Planung stehen

Das letzte Wort dazu wird aber der Stadtrat haben. Wie bereits beim Solar-Konzept, wird auch jenes für die Windkraft in den Gremien diskutiert werden. Wann es soweit ist, steht indes noch nicht fest, in allernächster Zeit wird dies aber wohl nicht der Fall sein. Bei der Beschlussfassung im vergangenen Sommer bezeichnete die Verwaltung eine Verfahrensdauer von mindestens zwei Jahren als realistisch, damit könnte im Frühjahr 2024 das Windkraftkonzept vorliegen. Etwas zügiger ging es beim Solarkonzept voran, dieses wurde im Sommer 2020 begonnen und knapp eineinhalb Jahre später vom Stadtrat final verabschiedet. Bereits in diesem Jahr könnte auch schon die erste größere Freiflächen-PV-Anlage entstehen: Der kommunale Versorger Eberwerk will bei Oberlaufing auf rund 1,5 Hektar Paneele aufstellen und so bis zu 1700 Megawattstunden pro Jahr ins Netz einspeisen.

Wie bald sich nach einem positiven Stadtratsbeschluss zum Windkraft-Konzept dann die ersten Rotoren in Ebersberg drehen, lässt sich noch nicht absehen. Bürgermeister Proske gibt sich aber bereits optimistisch, "dass die Windkraft ihren rechten Platz in Ebersberg bekommt". Dadurch erreiche man mehr "Energiesicherheit und Unabhängigkeit". Wenn es den Fachplanern denn gelinge, entsprechende Flächen zu finden. "Den politischen Willen, konsequent zu handeln, haben wir jedenfalls in Ebersberg."

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