Wiedereröffnung:So sieht die neue Alte Post in Parsdorf jetzt aus

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Die frühere Metzgerei der Alten Post erstrahlt in neuem Glanz. Das Haus ist in einem Stil saniert worden, der neues und altes kombiniert. Am Donnerstag soll das Wirtshaus für die Öffentlichkeit öffnen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Parsdorfer Gasthaus "Alte Post" hat ein neues Innenleben bekommen. Im Ort feiern sie das am Sonntag mit einer inoffiziellen Einweihung. Ein erster Blick in die Räume zeigt: Es hat sich einiges getan.

Von Korbinian Eisenberger, Vaterstetten

Die Alte Post gehört zu Parsdorf wie die Feuerwehr und der Fußballverein. So sah schon damals die Dreifaltigkeit im Ort aus. Vor gut 50 Jahren, als Walter Unkelbach gerade jenes Alter erreicht hatte, wo man endlich ins Wirtshaus rein durfte. Jetzt steht Unkelbach wieder vor der Eingangstür zu Alten Post. Weil das berühmteste Wirtshaus im Dorf jahrelang geschlossen war - und nun wieder aufmacht. Oben im Festsaal kommen am Vormittag um die 120 Leute zusammen. Draußen stehen die Böller vom Parsdorfer Schützenverein. Und drinnen nimmt Walter Unkelbach Gratulationen entgegen. Er ist der erste, der hier wieder ein Fest feiert. Unkelbach strahlt wie ein kleiner Bub. Denn pünktlich zu seinem Siebzigsten erstrahlt die Alte Post in neuem Glanz.

Eine runde Sache, an diesem Sonntagmittag, wo hier erstmals wieder Bier ausgeschenkt wird und Kellner tellerweise Schweinsbraten mit Knödel servieren. Nach drei Jahren Pause geht die Alte Post kommende Woche wieder offiziell in Betrieb. Es braucht noch einige Formalitäten, deswegen wird es wahrscheinlich bis Donnerstag dauern, ehe das Wirtshaus für die Öffentlichkeit aufmacht. Das erklärt der Wirt am Sonntag. Bis dahin kann man sich für geschlossene Veranstaltungen eintragen. So wie Unkelbach mit seiner Geburtstagsgesellschaft. Oder Bürgermeister Georg Reitsberger und sein Einweihungskomittee, auch sie sind am Sonntag in die Gaststube gekommen.

Das Wirtshaus gegenüber von der Kirche ist ein historisch bedeutsamer Ort für die Gemeinde, nicht nur weil das Gebäude gut 500 Jahre alt ist. Wegen der Alten Post wurde bei der königlich-bayerischen Gebietsreform Parsdorf einst zum Gemeindesitz bestimmt - und nicht Vaterstetten. Deswegen wird der Gottesdienst zur 200-Jahr-Feier Vaterstettens in der Parsdorfer St.-Nikolaus-Kirche abgehalten. Deswegen geht es danach ins Wirtshaus. Damit sich Bürgermeister Georg Reitsberger und die Festgäste ein Bild von ihrer neuen Alten Post machen können.

Karl "Charly" Müller signiert am Sonntag sein historisches Buch über die Alte Post Parsdorf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Drinnen hat sich einiges getan seit dem Tag, an dem die frühere Besitzerin wegen einer Erkrankung aufgeben musste. Wo früher die Metzgerei samt Verkaufsladen untergebracht war, ist jetzt ein zweiter Gastraum entstanden. Die Wände sind gekachelt, Tische und Stühle aus Holz - in einheitlichem Ton passend zur anderen Gaststube. Ein Vintage-Look aus alt und neu. Im vorderen Bereich der früheren Metzgerei stehen jetzt bunte Sessel, an der Wand hängen Metallscheiben in Schweinchenform - eine Erinnerung an das, was einmal war. Die schweren Metalltüren sind jetzt verschlossen, sie führen nicht mehr zum Kühlraum. Wo früher Schweinehälften gelagert wurden, ist jetzt die Toilette.

Das Wirtshaus war seit 2015 wie ausgestorben. Trotzdem war Leben in der Bude. "Eine andere Art von Leben". Dieser Satz stammt von Karl Müller, vom Charly, der mit jedem im Ort per Du ist - und der jetzt im Trachtenanzug beim Bürgermeister am Tisch sitzt. Zusammen mit der Gemeinde Vaterstetten hat Müller das Haus saniert. "Während des Umbaus gab es immer wieder Überraschungen", erklärt er. Käfer, Schimmel, und überall: Feuchtigkeit.

Die abenteuerliche Geschichte der Sanierung hat Müller in einem Buch veröffentlicht. "Dass die Decken, teilweise ohne Verbindung zu den Mauern, nicht abstürzten, grenzt an ein Wunder", steht darin. "Alte Post Parsdorf - Vergangenheit und Gegenwart" gibt auf knapp 200 Seiten einen detaillierten bildhaften Einblick in ein halbes Jahrtausend Ortsgeschichte.

Das neue Kapitel startet nun ein Mann aus Angelbrechting. "Am Donnerstag gehts richtig los", sagt Rainer Glück, der 56-Jährige ist der neue Wirt der Alten Post. In den vergangenen Monaten sah man ihn öfters im Blaumann zwischen Handwerkern und Elektrikern herumstapfen. Jetzt steht er in Lederhose vor dem Hintereingang und schaut Richtung Biergarten. Noch ist das Gelände mit einem weiß-blauen Band versperrt. In ein paar Tagen pumpen sie durch einen riesigen Schlauch Getränke vom Keller zur Schenke hoch.

An den Tischen draußen ist Platz für bis zu 300 Leute, drinnen haben je 80 in den beiden Gasträumen Platz. Und 200 im Festsaal, wo Walter Unkelbach gerade den ersten Härtetest begeht. Von oben schallt die Blasmusik. Unten steht jetzt einer, der so alt ist wie einst Unkelbach bei seinem Debüt in der Alten Post. Tobias Gunszt ist 16, er war einer der ersten, der die Käsespätzle getestet hat, ein Geschenk von der Gemeinde, weil Gunszt am Vormittag beim Gottesdienst ministriert hat. "Guad wars", sagt er. Nicht zu trocken und nicht zu feucht. Die Zeit der Feuchtigkeit, die haben sie in der Alten Post erst mal hinter sich.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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