Wettkampf von rund 1000 Nachwuchskickern:Eurofighter im Schnee

Das große internationale Jugendfußballturnier "Bayern Trophy" wird wegen des plötzlichen Wintereinfalls kurzerhand nach Forstinning und Markt Schwaben verlegt. Am Schluss hat Italien die Nase vorn.

Theresa Lackner

Bei der Eröffnungsfeier scheint das Stadion Markt Schwaben voller Italiener zu sein. Von allen Seiten wird stolz mitgegrölt, als die italienische Nationalhymne erklingt - fast wie bei den Großen.

Wettkampf von rund 1000 Nachwuchskickern: Das große internationale Jugendfußballturnier in Markt Schwaben leidet unter winterlichen Bedingungen.

Das große internationale Jugendfußballturnier in Markt Schwaben leidet unter winterlichen Bedingungen.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Gut nachvollziehbar, dass sich die Spieler, die ihre Fahnen vor der vollen Tribüne schwingen, fühlen wie ihre Idole aus der Nationalmannschaft.

Eine EM ist es zwar nicht, an der sie teilnehmen, doch immerhin messen sich 60 Mannschaften aus neun europäischen Ländern bei einem der größten Jugendfußballturniere Bayerns. Ausgerichtet und organisiert haben es die Spielvereinigung Markt Schwabener Au und der SV Hohenlinden in Zusammenarbeit mit dem Euro-Sportring.

Bis zu 14 Stunden Busanfahrt haben die Mannschaften mit ihren höchstens elfjährigen Spielern auf sich genommen, um am Bayern-Trophy-Turnier teilnehmen zu können.

Getoppt werden die Kinder, die beim belgischen Klub A.C. Estaimbourg spielen, in Sachen Anfahrtsweg dabei vermutlich nur von den gleichaltrigen bulgarischen Fußballern des FC Ariston. "Die Jungs haben sich schon monatelang auf dieses Wochenende gefreut", erzählt ein tschechischer Papa.

Enthusiastische Teilnehmer

Pünktlich um elf Uhr werden dann endlich die ersten Spiele angepfiffen. Der Regen und die Kälte haben das Turnier vielleicht ein paar Zuschauer gekostet, dem Enthusiasmus der Teilnehmer tut das Wetter keinen Abbruch.

Wettkampf von rund 1000 Nachwuchskickern: Mitgereiste Eltern auf der Tribüne verfolgen Begegnungen mit internationalem Flair.

Mitgereiste Eltern auf der Tribüne verfolgen Begegnungen mit internationalem Flair.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die meisten Teams, vor allem die jüngeren, sind mit großen Bussen und ganzen Fanclubs von Eltern und sonstigen Verwandten angereist, die sie lauthals mit Trommeln und Tröten anfeuern.

Das Ziel bei dem Turnier für die Altersklassen U9 bis U19 ist dabei nicht allein der Sieg. Es gehe vor allem darum, dass die Jungs ihr Bestes geben und Freude daran haben, sich mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern zu messen, das hört man von allen Seiten.

Die Spieler selbst erzählen, dass sie sich natürlich doppelt anstrengen und alles geben. Dass sie sich dabei gegenseitig auf dem Platz oft nicht verstehen, ist zwar komisch, aber nicht schlimm, denn sie konzentrieren sich ohnehin nur auf sich und ihr Spiel.

Die Landkreisteams versumpfen dabei in allen Altersklassen im Mittelfeld. Unter den Gewinnern sind statt dessen eine tschechische, eine österreichische, eine französische und gleich drei italienische Mannschaften.

Fähigkeit zur Improvisation

Wettkampf von rund 1000 Nachwuchskickern: Gute Stimmung herrschte auf der Tribüne.

Gute Stimmung herrschte auf der Tribüne.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Völlig nach Plan läuft das Turnier bis zum Samstagabend. Doch am nächsten Morgen wird den Veranstaltern die Fähigkeit zur Improvisation abgefordert. Denn über Nacht ist der Winter in den Landkreis zurückgekehrt - durch den Schneefall ist der Sportplatz in Hohenlinden nicht länger bespielbar, eine neue Lösung muss her.

Schon um halb acht treffen sich die Verantwortlichen zu einer Krisensitzung und entscheiden, den Spielbetrieb auf die Kunstrasenanlage des VfB Forstinning und den Jahnsportplatz in Markt Schwaben zu verlegen. Das Team, zu dem auch um die 220 ehrenamtliche Helfer gehören, schafft es innerhalb kürzester Zeit, alles in die richtigen Bahnen zu lenken. A

Auch Sigi Huber, der Verantwortliche, ist stolz auf seine engagierten Mitstreiter. Nur eine Stunde später als vorgesehen können die ersten Spiele angepfiffen werden - und von weiteren Überraschungen bleiben die Veranstalter an diesem Tag verschont.

Flexibilität beweisen Organisatoren und Vereine aber auch an diesem Sonntag: Um die bei der Kälte unangenehm langen Wartezeiten zu vermeiden, werden die Sieger der einzelnen Altersklassen gleich nach dem jeweiligen Finalspiel ausgezeichnet.

Trotz des überraschenden Schneefalls gibt es für die einzelnen Teilnehmer also keine spürbaren Unannehmlichkeiten, was sich in den Rückmeldungen der Vereine spiegelt. "Wir haben keinerlei negative Kritik bekommen und sind sehr zufrieden mit dem Turnierverlauf", sagt Sigi Huber.

"Organisation ist der Schlüssel"

Wettkampf von rund 1000 Nachwuchskickern: Fußball mit internationalem Flair.

Fußball mit internationalem Flair.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Man müsse das diesjährige Ereignis nun intern Revue passieren lassen, einige kleine Verbesserungen vornehmen, doch dann sehe er nichts, was gegen eine erneute Ausrichtung des Bayern-Trophy-Turniers im nächsten Jahr sprechen würde, so seine erste Bilanz.

Auch außerhalb der Spielfelder sind die Teilnehmer rundum bestens versorgt. Wie ein Christkindlmarkt sehen Teile des Sportgeländes in Hohenlinden aus: überall Essens- und Getränkestände mit einem vielfältigen Angebot. Zelte und trockene Aufenthaltsbereiche stehen ebenfalls zur Verfügung und sind bei anhaltendem Regen unentbehrlich und stark frequentiert.

In einer Ecke des Parkplatzes steht ein großer Pavillon, geschmückt mit dem Vereinswappen der beiden Mannschaften aus Cittadella. Dort stehen die italienischen Eltern, haben ein wachsames Auge auf die Sporttaschen ihrer spielenden Kinder und versorgen diese zwischen den Spielen mit selbstgebrachten Leckereien. "Organisation ist der Schlüssel", bemerkt eine italienische Mama.

Wohl wahr, um und auf den Fußballplätzen in Markt Schwaben und Hohenlinden hört man am viele verschiedene Sprachen. Kleine Italiener spielen gegen kleine Franzosen, größere Deutsche spielen gegen gleichaltrige Niederländer. Tschechische Eltern feuern ihre Kinder gegen die gegnerischen Österreicher an.

Große Kommunikationsprobleme gibt es dennoch nicht und das zeigt wieder einmal: Fußball ist eine eigene, universelle Sprache, die jeder versteht.

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