Werk zum Mitsingen:Die unbekannte Geburt Christi

Werk zum Mitsingen: Dirigent Benedikt Haag formte den Chor zu einem wunderbar homogenen Klangkörper.

Dirigent Benedikt Haag formte den Chor zu einem wunderbar homogenen Klangkörper.

(Foto: Christian Endt)

Weihnachtsoratorium in der Ebersberger Pfarrkirche

Von Peter Kees, Ebersberg

Erstaunlich, was es für gute Musik gibt, die man gar nicht kennt. In der Ebersberger Pfarrkirche St. Sebastian führten vergangenen Samstag der Kammerchor Con Moto, Chorkinder aus Grafing und Glonn, die Jugendchören choir's crossing und coro cadence unter der musikalischen Leitung von Benedikt Haag Heinrich von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium "Die Geburt Christi" auf. Herzogenberg ist ein österreichischer Komponist der Romantik. Nach seinem Jura- und Musikstudium ging der 1843 in Graz geborene Tonsetzer nach Leipzig und gründete dort den Leipziger Bach-Verein. Der frühe Tod seiner Ehefrau sowie eines Freundes brachten ihn zur Kirchenmusik. Neben Bach ist sein Œuvre vor allem von Johannes Brahms beeinflusst, mit dem der 1900 in Wiesbaden gestorbene Musiker befreundet war.

Sein 1894 in Straßburg uraufgeführtes Oratorium ist im besten Sinn ein volkstümliche Vertonung der Weihnachtsgeschichte. Das besondere an diesem Werk: der Komponist hat bekannte Weihnachts-Choräle und Gemeindelieder eingeflochten, bei denen das aktive Mitsingen des Publikums ausdrücklich erwünscht ist. Gleich zu Beginn dieses dreiteiligen Werkes - überschrieben mit "Die Verheißung", "Die Erfüllung" und "Die Anbetung" - darf die Gemeinde mitsingen, nach einem Orgelvorspiel zur Melodie "Vom Himmel hoch da komm ich her." Zwar lag in Ebersberg ein Beiblatt mit den Noten und Texten der Choräle im Programmheft, doch hielt sich das zahlreich erschienene Publikum beim Mitsingen eher zurück. Dafür war das, was aus dem Altarraum in das Kirchenschiff drang, höchst aufregend. Zarte, romantische Klänge mischten sich da, fast schwebte die Kirche gen Himmel, so berührend sangen und musizierten die Chöre, das Instrumentalensemble und die Solisten Johanna-Maria Zeitler (Sopran), Veronika Sammer (Alt), Magnus Dietrich (Tenor) und Martin Danes (Bass). Herzogenbergs Werk hat Substanz. Stimmungsvolle Chorsätze sind enthalten, Rezitative in fast Bachscher Tradition, klangschöne Soli.

Das erste große Lob gibt es für die Auswahl dieses Werkes. Eine gute Entscheidung. Ein Lob gibt es aber auch für die Chorsänger, die sich von ihrem Dirigenten Benedikt Haag, den man auch vom Münchner Motettenchor her kennt, zu einem wunderbar homogenen Klangkörper formen ließen. Haag versteht es, musikalische Bögen zu gestalten und dabei mitunter ein Pianissimo entstehen zu lassen, das einen aufhorchen lässt. Auch bei der Auswahl der Solisten hatte man ein gutes Händchen. Der Bassist Martin Danes, im Landkreis gut bekannt, hat auch die Jugendchöre einstudiert, bei den Chorkindern aus Grafing und Glonn war zudem der Organist des Abends, Martin Pfeiffer, beteiligt. Auch das Streichquintett und die Orgel fügten sich stimmig in den Gesamtklang.

Und dann ist das noch ein weiteres Instrument: die Oboe. Doch sie darf erst im dritten Teil mitspielen. Hirtenmusik leitet über zur "Anbetung". Die warmen Klänge des Holzblasinstrumentes sind wie geschaffen für diese Lobpreisung. Übrigens: neben den Gemeindechorälen waren noch so einige andere Weihnachtslieder in Herzogenbergs Oratorium eingearbeitet. Der Komponist selbst soll die Uraufführung als "die glücklichste Stunde seines Lebens" bezeichnet haben. Auch in der Ebersberger Pfarrkirche kam eine weihnachtliche Stimmung auf, die mit dem Trubel dieser Tage so gar nichts zu tun hatte.

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