Wer hat Angst vor Spotzenrotz?:Schurke am See

Hotzenplotz - Weiherspiele Markt Schwaben

Es schaut gar nicht gut aus für Kasperl und Seppel, der fiese Räuber Hotzenplotz hat sich Omas Kaffeemühle geschnappt und die die beiden gleich dazu.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Viel Applaus gibt es für das Kindertheater Markt Schwaben, das den Klassiker "Räuber Hotzenplotz" auf die Weiherbühne bringt

Von Amelie Hörger, Markt Schwaben

Dass sich neben der beliebten Kindergeschichte von Otfried Preußler an diesem Nachmittag noch ein Krimi auf der Bühne der Weiherspiele abspielen sollte, damit hatten die Beteiligten der Kindertheatergruppe Markt Schwaben sicher nicht gerechnet. Denn erste leichte Regentropfen und ein bedrohlich grauer Himmel kurz vor Beginn der Vorstellung bringen die Aufführung, welche schon am vergangenen Wochenende aufgrund der schlechten Wetterlage verschoben werden musste, erneut in Gefahr. "Wir haben ein weißes Zelt, wo sie sich unterstellen können", verkündet Darsteller Jonas Frank ein wenig verzweifelt, bevor er hinter die Bühne verschwindet. Gespannt warten die Kinder im Publikum darauf, wie sich die Geschichte um den Räuber Hotzenplotz, seiner eigenen Aussage nach, dem "gefürchtetsten Räuber des Landkreises" entfalten wird.

Da betreten ganz langsam zwei kleine Gestalten die heimatlich anmutende Bühne. Vor dem Haus in alpinem Stil, mit rotem Dach und grünen Fensterläden, treffen nun Seppel und Kasperl auf ihre Großmutter um ihr anlässlich ihres Geburtstages eine Kaffeemühle zu überreichen. Das Duo Simon Seidl und Florian Scherer, einer gekleidet in einem kunterbunten Mustermix aus Streifen, Karo und samtroten Zipfelmütze, der andere in moosgrünem Seppelhut und bayrischer Tracht, spielen schon zum dritten Mal ihre Rollen und verstehen es deren freche Natur gekonnt auf die Bühne zu bringen. Einzig die Turnschuhe passen da nicht ganz ins Bild.

Durch ihre lockere und lässige Art haben die beiden jungen Darsteller das ebenso junge Publikum schnell auf ihrer Seite und wenn Kasperl zum fünften Mal den Namen des großen Räubers Spotzenrotz, nein Plotzenlotz oder war es vielleicht doch Hotzenplotz verdreht, sorgt dies unter den Anwesenden für laute Lacher. Jakob Funk ist der Kindertheatergruppe zwar schon entwachsen, als schrecklicher Räuber mit Vollbart und Pistole in der Hand, macht er seine Sache jedoch so gut, dass durch sein lautes Wettern, das ein oder andere Kind verzweifelt in Tränen ausbricht.

Während Seppel und Kasperl auf der Bühne von dem Räuber gefangen werden und sich ihre Lage langsam verschlechtert, scheint auf der anderen Seite der Wetter-Krimi ein gutes Ende zu nehmen. Die Sonne steht nun wieder vollends am Himmel und taucht die Bühne in strahlendes Licht. Die einzige öffentliche Aufführung der Kindertheatergruppe Markt Schwaben scheint also gesichert und ist trotz Ausweichtermin ausverkauft oder wie Jonas Frank sagt: Es ist "volle Hütte".

"Ich bin froh, dass wir überhaupt noch Karten bekommen haben", sagt eine Besucherin, die mit ihren beiden Enkeln zu dem Stück erschienen ist. Der Lieblingscharakter der beiden Brüder Dominik und Fabian ist schnell gefunden. Trotz aller Gemeinheiten ist es der Räuber selbst, der im zweiten Teil des Stückes allerdings einiges einstecken muss.

Magie ist nun auch im Spiel, denn nicht nur der böse Zauberer Zwackelmann, sondern auch die in einem anmutigen Kleid auftauchende Fee Amaryllis verzaubert die Zuschauer. Ab und an wird der Dialog mit Liedern aufgelockert, der emotionale Höhepunkt des Stückes naht. Als wollte der Wetterkrimi der immer großer werdende Spannung auf der Bühne wenigstens noch einmal Konkurrenz machen, fängt es an zu winden, doch die Kinder starren wie gebannt auf das Geschehen, das sich auf der Bühne im Wasser abspielt. Stürmischer Applaus, stärker als jede bisherige Windböe, erklingt als Zwackelmann den brutalen Räuber Hotzenplotz in einen Papagei verwandelt. Kurz darauf vergeht dem Zauberer jedoch das Lachen, denn auch er muss für seine bösen Taten büßen.

"Richtig gut" fanden Fabian und Dominik den Klassiker, den die Theatergruppe unter der Regie von Marga Kappl auf die Beine gestellt hat, und als am Ende in die Runde gefragt wird, ob es den Kindern denn gefallen habe, hört man nur ein vielfach geschrienes: "Ja". So finden sowohl Wetterkrimi als auch Kindergeschichte doch noch ihr wohlverdientes glückliches Ende.

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