Süddeutsche Zeitung

Wenn Nagetiere in der Schule nisten:"Das hat mit Hygiene wenig zu tun"

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Klaus Zink ist Kammerjäger und hat viel Erfahrung mit Schädlingsbekämpfung.

Christina Schönstetter

Die Grafinger Mittelschule kämpft derzeit gegen Mäusebefall in der Schulküche. Die Küche ist deshalb seit Montag nicht benutzbar. Klaus Zink ist Kammerjäger, kommt aus Buch im Nachbarlandkreis Erding und hat auch immer wieder in Ebersberg zu tun. Seit 1995 betreibt er seine eigene Schädlingsbekämpfungsfirma und weiß, was im Fall einer Mäuseplage zu tun ist.

SZ: Liegt es an mangelnder Hygiene, wenn plötzlich Mäuse im Haus sind?

Klaus Zink: Das hat generell mit Hygiene wenig zu tun, wobei mangelnde Hygiene natürlich ein angenehmes Umfeld ist für Mäuse. Das größte Problem ist, wenn es im Winter draußen kalt ist, dann wollen die Mäuse in warme Gebäude. Gerade in der ländlichen Umgebung ist das häufig so. Und im warmen Haus finden sie dann auch meistens genügend zu fressen. Hier ist es grundsätzlich erst einmal wichtig, dass die Gebäude unzugänglich sind für die Mäuse.

Was kann man tun, um Mäusebefall vorzubeugen?

Die Türen geschlossen halten ist wichtig. Und bei Küchen ist eine vorbeugende Schädlingsbekämpfung wichtig, eine Überwachung. Dafür nimmt man normalerweise giftfreie Köder wie Schlagfallen. So kann man einen Befall schon früh erkennen. Das gehört heute eigentlich zum Hygienemanagement dazu.

Was ist so schlimm an Mäusebefall?

Zuerst ist da die Verunreinigung durch Kot und Urin, außerdem nagen die Mäuse Lebensmittel an, aber auch Strom- und andere Kabel. Da geht dann auf einmal das Telefon nicht mehr. Und natürlich gibt es da auch den Ekelfaktor. Viele Leute finden Mäuse einfach eklig. Überwiegend ist es ein Hygienefaktor: Die Mäuse krabbeln überall drüber, auch über Müll und dann wieder über Teller, Lebensmittel und so weiter. Sie können so Keime rumschleppen. Das Hantavirus zum Beispiel ist eine Viren-Krankheit, die von Mäusen übertragen wird.

Was muss man tun, wenn man ein Schädlingsproblem hat?

Wenn es um eine öffentliche Einrichtung geht, muss beim Einsatz von Giftstoffen die zuständige Behörde informiert werden. Für die Schulküche wie in Grafing ist das das Landratsamt. Dann kommen wir und schauen, wie stark der Befall ist. Zuerst wird immer versucht, das Problem giftfrei zu lösen, zum Beispiel bei Mäusen mit Schlagfallen. Nur im äußersten Notfall müssen wir auf Gift-Köder zurückgreifen. Gerade in der Küche ist es natürlich wichtig, dass sie so platziert sind, dass wirklich nur die Mäuse hinkommen. Bei der Lösung mit Gift kann es auch sein, dass die Mäuse irgendwo unzugänglich hinter Geräten sterben, was zu enormer Geruchsbelästigung führt. Mit Schlagfallen geht es eigentlich meistens sehr gut, da kommt eine Schokopaste zum Einsatz. Aber es ist ein relativ großer zeitlicher Aufwand: Alle zwei Tage muss man hinfahren, die Fallen leeren und wieder aufstellen.

Womit haben Sie als Kammerjäger am häufigsten zu tun?

Das ist sehr saisonal bedingt. Im Sommer haben viele Leute Probleme mit Wespen und Ameisen, im Winter sind es eher Mäuse und Ratten. Das Berufsbild der Schädlingsbekämpfung besteht immer mehr aus Prävention im Gewerbe und in der Gastronomie. Man nennt das vorbeugende Schädlingsbekämpfung. Wenn vorbeugend schon ein paar Fallen aufgestellt werden, dann kommt es erst gar nicht zum Befall oder man kann sofort reagieren.

Haben Sie in Ihrer Arbeit als Kammerjäger schon extreme Fälle erlebt?

Schlimm ist es, Messi-Wohnungen auszuräumen und zu behandeln. Aber am schlimmsten sind Tatortreinigungen, also Zimmer, in denen eine Leiche gelegen hat. Das ist heftig, das ist eigentlich mit nichts zu vergleichen. Am schwierigsten ist die Bekämpfung von Bettwanzen. Die kommen mittlerweile häufiger vor, wegen der Reisefreudigkeit der Leute. Sie werden unabsichtlich mitgebracht und quer durch Europa geschleppt. Manchmal gibt es in meiner Arbeit auch Fälle, in denen Psychologie gefragt ist. Zum Beispiel, wenn manche Mitbürger sagen, sie hätten einen Befall und würden von irgendetwas gestochen, aber dann ist es nicht so, sondern es handelt sich um ein psychologisches Problem.

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Quelle:
SZ vom 21.02.2013
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