Süddeutsche Zeitung

Weltschulmilchtag:Schulstunde auf dem Bauernhof

Lesezeit: 2 min

Die zweite Klasse der Grundschule Antholing ist zu Gast beim Milchviehbetrieb der Familie Hagenrainer in Baiern

Von Anna Horst, Baiern

Etwa 20 Kinder laufen aufgeregt über den Hof der Familie Hagenrainer in Antholing und bewundern die Kälber, Katzen und Kühe. Sie gehören alle zur zweiten Klasse der Grundschule Antholing und sind anlässlich des Weltschulmilchtags hier. "Wir wollen den Kindern heute erklären, wie gesund Milch ist und wo sie eigentlich herkommt", sagt Johanna Heigl. Sie ist Ernährungsfachfrau und klärt häufig auf Veranstaltungen über gesunde Ernährung auf.

Auf die Frage, wer von den Zweitklässern denn Milch möge, schießen beinahe alle Hände in die Höhe. "Und wer von euch hat heute schon Milch getrunken?" Da sind es schon deutlich weniger Meldungen. "Tatsächlich bekommen Kinder immer öfter zu Hause gesagt, sie sollen nicht so viel Milch trinken. Dabei ist die gerade in jungem Alter sehr gesund", sagt Heigl. Mit Hilfe von Schaubildern erklärt sie, dass das Eiweiß in der Milch das Wachstum unterstützt, während Kalzium für kräftige Zähne und Knochen sorgt.

Dass Milch nicht nur gesund ist, sondern auch gut schmeckt, dürfen die Kinder anschließend bei einer Brotzeit mit Käse und Milch selbst ausprobieren. "Manche Kinder sind Milchprodukte von zu Hause nicht gewohnt und wissen anfangs nicht, ob sie diese mögen. Aber wenn sie erst einmal probiert haben, sind das meistens diejenigen, denen es am besten schmeckt", erzählt Heigl und lacht. Das Beispiel zeigt ihrer Überzeugung nach, wie wichtig es ist, Kindern die Vielfalt von gesunder Ernährung beizubringen.

Das sieht man beim bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ganz ähnlich. "Das Ministerium fördert den Weltschulmilchtag, und organisiert werden die Aktionen dann von den verantwortlichen Ämtern", erklärt Anna Buchner. Sie ist die Schulmilchbeauftragte des Amtes für Ernährung in Ebersberg.

Außerdem werde in Bayern auch das EU-Schulprogramm unterstützt, das Vor- und Grundschulen kostenloses Obst, Gemüse und seit diesem Jahr auch Milch und Milchprodukte zur Verfügung stellt.

Sowohl die Grundschule Antholing als auch die Familie Hagenrainer hätten der Aktion sofort zugestimmt, sagt Buchner. Peter Hagenrainer kommt es vor allem darauf an, dass die Kinder selbst erleben, woher die Milch eigentlich kommt: "Ich möchte, dass die Kinder heute einen kleinen Einblick in die Landwirtschaft bekommen und sehen, was alles nötig ist um gute Milch zu produzieren. Dazu ist die artgerechte Unterbringung der Tiere genauso wichtig wie das richtige Futter."

Deswegen bekommen die Schüler nach einer kurzen Pause eine Führung durch den Stall und den restlichen Hof. Sie dürfen den Kälbchen zu trinken geben und dem Melkroboter zuschauen. "Das dauert aber ganz schön lange", stellt Florian fest. Seine Begeisterung ist trotzdem ungebrochen - genau wie die seiner Klassenkameradin Katharina: "Ich wusste gar nicht, dass Kühe ihre Zähne mit der Zunge sauber machen." Ein paar Schüler sind mit der Landwirtschaft dann aber doch bereits vertraut. "Ich hab schon tausend mal ein Kälbchen gestreichelt. Zuhause haben wir nämlich auch einen Bauernhof", verkündet Leni stolz.

Das sei aber eher eine Ausnahme, sagt Barbara Kronester. Die Kreisbäuerin erzählt, sie habe schon häufig Kinder mit der Vorstellung von der "lila Kuh" erlebt, deren Milch aus dem Supermarkt kommt. Sie setzt sich dafür ein, dass wieder mehr Menschen einen engeren Bezug zur Landwirtschaft bekommen. Daher ist auch der Kreisbauernverband an der Förderung des Weltschulmilchtags beteiligt. "Die meisten Menschen haben eine nostalgische Bilderbuch-Vorstellung von der Landwirtschaft. Dass die Prozesse heutzutage hoch technisiert ablaufen und nur mit Hilfe moderner Maschinen möglich sind, ist vielen gar nicht bewusst", sagt Kronester.

Die Kinder von der Grundschule Antholing wissen nach ihrem Besuch auf dem Milchviehbetrieb jedenfalls Bescheid. Darüber, wo die Milch herkommt und wozu man sie braucht: "Milch hilft beim Denken!"

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4163302
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.10.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.