Ebersberg:Umzug an Sparkassenplatz könnte Landratsamt bis zu 110 Millionen Euro kosten

'Bad Banks' in Ebersberg

Eine vermooste Bank am Sparkassenplatz.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wegen Versäumnissen der Verwaltung droht ein Preisaufschlag von 700 Prozent.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Kostensteigerung beim Umbau des ehemaligen Sparkassengebäudes ist größer, als angenommen. Eigentlich wollte das Landratsamt dort zusätzliche Arbeitsplätze einrichten, dafür wurde das Gebäude Anfang des Jahres für 12,6 Millionen Euro erworben. Für den Umbau waren zunächst rund 3,3 Millionen eingeplant. Im Juli wurden die Kreisräte dann informiert, dass die Sanierung rund 11,1 Millionen kosten werde.

Nun wurden im Liegenschaftsausschuss des Kreistages mögliche Varianten für eine Sanierung vorgestellt - die günstigste liegt bei rund 20, die teuerste bei 97,5 Millionen Euro. Zusammen mit dem Kaufpreis würde der neue Sitz der Behörde also rund 110 Millionen Euro kosten - eine Steigerung um etwa 700 Prozent.

Ob es aber wirklich so weit kommt, ist noch nicht sicher. Der Ausschuss beschloss, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern aller Fraktionen und Mitarbeitern der Verwaltung solle die vorgestellten Varianten untersuchen und den Gremien Empfehlungen geben. Aus welchen Optionen die Kreisräte auswählen können, stellte Planer Erwin Kuhn vom Büro KMP vor.

Die einfachste Variante wäre eine Sanierung, wie sie im wesentlichen bereits geplant ist, inklusive aller weiteren möglichen Unsicherheiten wie Heizung, Lüftung und Sanitäranlagen. Diese läge bei rund 20 Millionen Euro. Eine Generalsanierung würde 43,3 Millionen kosten, bei zusätzlicher Erweiterung, um das gesamte Landratsamt in einem einzigen Gebäude unterzubringen, wäre man bei 85,3 Millionen Euro. Ein Teilabriss und Neubau würde 51,6 Millionen, mit Erweiterung 97,5 Millionen Euro kosten. Alle Varianten würden in der Umsetzung rund vier Jahre dauern.

Der Landrat möchte den Sparkassenbau am liebsten verkaufen

Zu prüfen hat der Ausschuss auch andere Möglichkeiten, den Platzbedarf im Landratsamt zu decken. Etwa durch eine Erweiterung am Standort Eichthalstraße. Möglich seien etwa die Aufstockung im Norden und der Bau eines neuen Trakts im Süden. Der Sparkassenbau würde in diesem Fall wieder verkauft, möglichst mit Gewinn. Diese Lösung sei ihm persönlich am liebsten, sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), aber natürlich nur, wenn der Landkreis mindestens den Kaufpreis plus alles bisher investierte Geld zurückbekomme.

Vor der Vorstellung der Varianten hatte Niedergesäß gut eine Dreiviertelstunde lang erläutert, wie es zu dem Problem mit dem Sparkassenbau gekommen war. Er verwahrte sich gegen Vorwürfe, seine Verwaltung habe die Kreisräte mutwillig getäuscht. Auch nahm er die Kreissparkasse gegen Anschuldigungen in Schutz, diese habe den Landkreis beim Verkauf hinters Licht geführt, um ihm "eine Schrott-Immobilie" anzudrehen.

Allerdings räumte der Landrat auch Fehler der Verwaltung ein - und die sind teilweise erheblich. Der größte Kostentreiber, der Brandschutz, liegt in unzureichenden Bauplänen begründet. Offenbar war niemandem aufgefallen, dass das Gebäude in Teilen streng genommen ein Schwarzbau ist. So verweigerte das staatliche Landratsamt 1991 zunächst die Abnahme des damaligen Neubaus, weil abweichend der Pläne gebaut worden war. Nur Folgen hatte dies keine, laut Niedergesäß wanderte der Vorgang 1999 zu den Akten, "eine stillschweigende Duldung", wie sie damals aber nicht ungewöhnlich gewesen sei.

Als ungewöhnlich dürfte aber das Vorgehen der Verwaltung 17 Jahre später zu bezeichnen sein: Zwar hatte es Begehungen gegeben, aber nicht durch Gutachter. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass man im Landratsamt offenbar nie die genehmigten Baupläne hat sehen wollen. Anhand dieser hätte man die Abweichungen sehen können.

"Das ist alles nicht optimal gelaufen"

Es sei Aufgabe des Verkäufers gewesen, solche Pläne vorzulegen, so die Stellungnahme aus dem Landratsamt, dass dieser dies nicht tat, hat offenbar niemanden beunruhigt. Auch verzichtete der Kreis darauf, den Verkäufer zur Beseitigung von Mängeln, etwa bei der Sprinkleranlage, zu verpflichten. Mit der Folge, dass das Gebäude derzeit keine Betriebserlaubnis hat.

"Das ist alles nicht optimal gelaufen", so Niedergesäß' Fazit. Diese Einschätzung teilten die Kreisräte zwar - ihre Bewertung fiel allerdings teilweise etwas schärfer aus: "Ich fühle mich wirklich hinters Licht geführt," sagte etwa Franz Greithanner (Grüne). Für Elisabeth Platzer (SPD) ist das Verhältnis zur Verwaltung "erschüttert", es dürfe nicht so weit kommen, dass sich die Kreisräte bei jedem vorgelegten Beschluss fragen müssten, "ist das jetzt korrekt?".

Etwas moderatere Töne kamen von Max Weindl (FW): "Es bringt uns nicht weiter, jetzt im Kaffeesatz 'rumzurühren, wir müssen schauen, wie es weitergeht." Auf keinen Fall mit einem Verkauf des Sparkassenbaus, forderte die CSU. Bernhard Wieser sagte, man habe ein "hochwertiges Gebäude" erworben, Josef Schwäbl verwies auf die Größe, die zentrale Lage und die vielen Parkplätze, Bettina Zetzl regte eine weitere Sanierungsvariante an, "back to the roots, oder wenigstens back to the Stängl", also ein Basis-Umbauprogramm. Unterstützung kam aus der SPD, Ulrich Proske sprach sich ebenfalls dafür aus, das Gebäude zu behalten.

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