Süddeutsche Zeitung

Wegen ausgefallener Vorstellungen:Amphi(bien)theater

Zusatztermine für den "Brandner Kaspar"

Totalüberflutung. So lautete die Diagnose am Stoa bei Edling, als dort eigentlich die Premiere des "Brandner Kaspars" über die Bühne gehen sollte. Doch keine Chance, das Amphitheater stand komplett unter Wasser. Deswegen gibt es nun zwei Zusatztermine. Jeweils donnerstags, am 27. Juni sowie am 4. Juli, um 20 Uhr spielt die Bairische Komödie Wasserburg außer der Reihe den Volkstheaterklassiker "Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies".

Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom gewitzten Brandner Kaspar, der den Boandlkramer über's Ohr haut und ihm doch noch einige Lebensjahre abluchst? Einer Flasche "Kerschgeist" und einem Kartenspiel sei Dank! Es gibt diverse legendäre Inszenierungen der Kurzgeschichte Franz von Kobells, doch Spielleiter Jörg Herwegh hat sich für die erste Dramatisierung 1943 durch den Volksschriftsteller Joseph Maria Lutz entschieden. Diese erdige Fassung, bei der Humor und anrührende Szenen fein ausbalanciert seien, passe nämlich am besten zum eindrucksvollen Ambiente des Amphitheaters am Findling: "Die Himmelsszenen brauchen keine goldenen Säulen und Rokokoschnörkel. Wenn die Nacht anbricht und nur der Stoa beleuchtet wird, entsteht das Paradies von ganz alleine", so Herwegh.

Die Lutz-Fassung sei zudem dichter am Leben, so Herwegh. Sie gehe mehr auf den geschichtlichen Hintergrund ein, darauf, dass besonders die Landbevölkerung sehr arm gewesen sei und unter Napoleons Herrschsucht zu leiden gehabt habe: Das neu gegründete Königreich Bayern war von dem französischen Kaiser abhängig und musste viele junge Soldaten für seine Kriege stellen. "Doch die berühmten Szenen zwischen dem Brandner und dem Tod sind, wie man sie kennt: gewitzt, hinterkünftig, mit einem menschelnden und anrührenden Boandlkramer", verspricht der Regisseur.

Das Stück vom "Brandner" einmal im magischen Ambiente am Stoa aufzuführen, war seit langem ein Traum von Herwegh, der bereits in der Kurt-Wilhelm-Fassung unter anderem im Brunnenhof der Münchener Residenz mitspielte und Andreas Kerns Fassung an dessen Tegernseer Volkstheater inszenierte. "Der Brandner Kaspar hat mich immer an meinen geliebten Großvater erinnert, der Bauer in Maxlrain war", erzählt er. "Er sah dem Ludwig Schmid-Wildy sehr ähnlich, hatte einen schlitzohrigen Humor und war ein gefürchteter Kartenspieler."

Die regulären Vorstellungen finden statt an den Wochenenden vom 28./29./30. Juni sowie vom 5./6./7. Juli. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr, nur sonntags bereits um 20 Uhr. Der Biergarten öffnet jeweils um 18.30 Uhr. Karten gibt es in allen Filialen der Sparkasse Wasserburg, im Ticket-Zentrum Kroiss in Rosenheim sowie an der Abendkasse. Für die beiden Zusatzvorstellungen kann man Tickets nur reservieren unter www.theater-herwegh.de, per Mail an info@herwegh.info oder unter (0174) 979 61 91.

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Quelle:
SZ vom 26.06.2019 / abl
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