Wechsel im Bundestag:Max Lehmer verzichtet

Der 65-jährige Bundestagsabgeordnete aus Neuching wird nicht noch einmal kandidieren. Die CSU-Kreisverbände in Ebersberg und Erding müssen sich auf einen Nachfolger einigen

Thomas Daller und Florian Tempel

Wechsel im Bundestag: Max Lehmer, hier bei einer Rede vor Schülern des Grafinger Gymnasiums, will im kommenden Jahr nicht erneut für den Bundestag kandidieren.

Max Lehmer, hier bei einer Rede vor Schülern des Grafinger Gymnasiums, will im kommenden Jahr nicht erneut für den Bundestag kandidieren.

(Foto: EBE)

- Der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Lehmer wird nicht mehr für den Deutschen Bundestag kandidieren, das hat er am Montagnachmittag bekannt gegeben. Der 65-Jährige betonte, "es gab keine Vorgespräche, kein politisches Drängen, es war für mich eine ganz und gar druckfreie Situation". Auf eine dritte Kandidatur im Bundestagswahlkreis Ebersberg-Erding zu verzichten, sei für ihn "nach reiflicher Überlegung" eine "ganz persönliche und rein menschlich-familiäre Entscheidung" gewesen. Bis spätestens Februar 2013 - dann findet die Nominierungsversammlung statt - müssen die Ebersberger und Erdinger Christsozialen nun ein Nachfolgekandidat finden. Wer das sein wird und aus welchem Landkreis er oder sie kommen wird, dazu will derzeit bei der CSU niemand etwas sagen.

Lehmer machte deutlich, warum: "Es drängt sich kein Name auf. Es ist momentan niemand da, von dem man sagen würde, auf den oder die läuft es zu. Das werden spannende Wochen - oder Monate." Bei verschiedenen Gelegenheiten hatte Lehmer in der Vergangenheit zwar Ulrike Scharf als eine mögliche Nachfolgerin ins Spiel gebracht. Die 44-Jährige ist nicht nur Kreisrätin in Erding, sondern auch oberbayerische Bezirksvorsitzende der Frauen-Union und CSU-Landesschatzmeisterin. Doch mittlerweile schließt Lehmer aus, dass Scharf sich für eine Bundestagskandidatur zur Verfügung stellen würde: "Sie wäre eine Option gewesen, aber sie hat sich ja ausdrücklich gegen den Bundestag entschieden." Scharf will in den bayerischen Landtag und hat angekündigt, die CSU-Direktkandidatin im Landkreis Erding werden zu wollen. Ob Lehmers Verzicht auf eine erneute Bundestagkandidatur an dieser Festlegung etwas ändern könnte, dazu wollte sich Scharf gestern nicht äußern: "Ich sage dazu nichts."

Es ist ohnehin wahrscheinlich, dass der neue Bundestagskandidat der CSU diesmal aus dem Landkreis Ebersberg kommen dürfte. In den vergangenen Jahren hatten die Erdinger in der Delegiertenversammlung, die den gemeinsamen Kandidaten bestimmt, eine klare Mehrheit. Weil aber die CSU im Kreis Erding bei der Bundestagswahl 2009 schlechter als zuvor abgeschnitten hatte, wurde die Zahl der Delegierten neu berechnet: Nun schicken beide Kreisverbände je 80 Delegierte zur Abstimmung. Lehmer sagte, er wünsche sich auch angesichts dieser "Ausgeglichenheit", dass die beiden Kreisverbände sich auf einen gemeinsamen Bewerber einigen könnten. Es sei auch "der ausdrückliche Wille der Kreisvorsitzenden, das so zu machen". Allerdings ist die Suche nach einem geeigneten Bundestagskandidaten für die Ebersberger CSU keine leichte Aufgabe, denn im Nachbarlandkreis muss auch ein Nachfolger für Landrat Gottlieb Fauth und die langjährige CSU-Landtagsabgeordnete Christa Stewens gefunden werden.

Die CSU-Kreisvorsitzenden aus Ebersberg und Erding, Angelika Niebler und Martin Bayerstorfer, die Lehmer über seine Entscheidung am Sonntag in einem "Sechs-Augen-Gespräch" informiert hatte, bedauerten in einer gemeinsamen Presseerklärung seinen Rückzug, "weil er ein außergewöhnlich engagierter und kompetenter Abgeordneter war und unsere Landkreise hervorragend vertreten hat. Die Expertise und Kompetenz, die er während seines langen und erfolgreichen Berufslebens erworben hatte, verschaffte ihm im Parlament hohe Anerkennung und Autorität und bewog die CSU-Landesgruppe dazu, ihm den einflussreichen Vorsitz ihres Arbeitskreises für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu übertragen", heißt es in der Presseerklärung. Die Kreisvorsitzenden betonten, Lehmer habe vom ersten Tag an dafür gesorgt, dass der Bundeswahlkreis Ebersberg-Erding zusammenwachse: "Max Lehmer ist kein Erdinger oder Ebersberger Abgeordneter, sondern er ist längst der gemeinsame Abgeordnete für die Landkreise Ebersberg und Erding. Seine Verbundenheit mit den Menschen, vor allem in der Volkstums- und Brauchtumspflege und im kirchlichen Bereich, hat der CSU sehr gut getan."

Lehmer selbst sagte, die Arbeit als Abgeordneter des Bundestages habe ihm sehr viel Freude gemacht, sowohl die inhaltliche Arbeit als auch als "Anwalt der Bürger" im Wahlkreis Erding-Ebersberg. Er habe sich mit ganzer Kraft dem Amt gewidmet, habe gesundheitliche Probleme gut überstanden - im August vergangenen Jahres hatte er sich einer Herzoperation unterziehen müssen - und werde bis zum Ende dieser Wahlperiode engagiert weiterarbeiten.

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