Süddeutsche Zeitung

Klimafreundlicher ÖPNV:Wasserstoff marsch!

Die Landkreise München, Ebersberg und Landshut treiben ihre Pläne für einen klimafreundlichen Nahverkehr weiter voran. Mitte 2023 sollen die neuen Brennstoffzellenbusse ausgeliefert werden.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg/München

Die Landkreise München, Ebersberg und Landshut wollen gemeinsam mit weiteren Partnern aus der freien Wirtschaft bis 2025 einen grünen Wasserstoffkreislauf in der Region aufbauen und in Brennstoffzellenbusse im ÖPNV investieren. Am Dienstag wurden nun die offiziellen Fördergeldbescheide durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr für elf neue Busse und eine Wasserstofftankstelle am Landratsamt München übergeben.

Das Vorhaben ist Teil des seit 2019 bestehenden Projekts "HyBayern" - einer von drei Wasserstoffregionen in Deutschland. Im Rahmen des Projekts wurde eigens die Betreibergesellschaft Hy2B Wasserstoff GmbH gegründet, die sich aktuell um die wichtigsten Infrastrukturelemente kümmert. Dazu gehören der Elektrolyseur zur Herstellung des Wasserstoffs, zwei Wasserstofftankstellen sowie mehrere Trailer zum Transport des Wasserstoffs.

Wasserstoffbusse sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch leise

Brennstoffzellenbusse sind ebenso Elektrobusse wie rein batterie-elektrische Busse. Der Elektromotor dient dabei als direkter Antrieb des Fahrzeugs. Die Brennstoffzelle nimmt die Funktion eines Generators wahr, der aus Wasserstoff über eine bei niedrigen Temperaturen stattfindende elektrochemische Reaktion Strom für den Elektromotor erzeugt, wie die Landkreise München und Ebersberg in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklären. Ein wesentlicher Vorteil von Brennstoffzellenbussen im Vergleich zu herkömmlichen Dieselbussen sei demnach, dass diese lediglich Wasserdampf emittieren. Außerdem sind sie wesentlich geräuschärmer, so die Behörden in ihrem Schreiben.

Als Aufgabenträger im ÖPNV haben die Landkreise München und Ebersberg bereits 2020/2021 beschlossen, die Verkehrsunternehmen bei dem aktuell noch sehr teuren Betrieb von Brennstoffzellenbussen finanziell zu unterstützen. Das Gesamtprojekt "HyBayern" wird mit bis zu 20 Millionen Euro vom Verkehrsministerium gefördert. Davon sind rund 3,5 Millionen Euro für die Beschaffung der elf Busse durch die Verkehrsunternehmen Ettenhuber, Geldhauser und Reisberger sowie den Aufbau der Betriebshoftankstelle des Verkehrsunternehmens Ettenhuber in Glonn vorgesehen.

Bis Mitte 2023 sollen die neuen Busse ausgeliefert werden

Die drei Verkehrsunternehmen sind als erste große Abnehmer des grünen Wasserstoffs im Linieneinsatz für den MVV geplant. Ettenhuber und Geldhauser haben gemeinsam zehn Brennstoffzellenbusse bestellt, die Mitte 2023 geliefert werden sollen. Das Verkehrsunternehmen Reisberger hat zusätzlich einen Brennstoffzellenbus in Planung.

Für den Betrieb der Busse fallen im Vergleich zum herkömmlichen Dieselbus allerdings erhebliche Mehrkosten an, denn die alten Fahrzeuge sollen zunächst noch als Ersatz dienen. Das zusätzliche Geld müssen die beiden Landkreise aufbringen. Aufgrund der aktuell stark steigenden Strompreise und dem damit schwer kalkulierbaren Preis für den grünen Wasserstoff, sind die genauen Kosten für den Betrieb der Brennstoffzellenbusse derzeit nicht gänzlich abzuschätzen, heißt es von den Kreisbehörden.

Im Verkehrsministerium ist man von der Wasserstoff-Technologie überzeugt

Derweil bereiten die Busunternehmen ihre Betriebshöfe bereits auf die neue Technologie vor. Dafür sind Umbauten an den Werkstätten sowie die Anschaffung von Spezialwerkzeugen und die Schulung von Mitarbeitenden nötig. Das Ministerium fördert 40 bis 60 Prozent der Anschaffungsmehrkosten im Vergleich zum Dieselbus. Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, ist von der Technologie überzeugt: "Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Baustein bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Mobilität." Die Förderung von elf Brennstoffzellenbussen und einer Wasserstofftankstelle sei deshalb ein wichtiger Schritt, um die Transformation des ÖPNV hin zu klimafreundlichen Technologien voranzubringen.

"Ich freue mich sehr, dass der Bund das Engagement der Landkreise sowie der Verkehrsunternehmen mit einer finanziellen Förderung honoriert. Vor dem Hintergrund zum einen der aktuellen Energiekrise, zum anderen des Klimawandels ist das Geld - davon bin ich überzeugt - doppelt gut investiert", sagt der Münchener Landrat Christoph Göbel (CSU). Sein Ebersberger Kollege, Robert Niedergesäß (CSU), ergänzt: "Ich begrüße es sehr, dass wir hier gemeinsam unterwegs sind - Bund, Freistaat, Landkreise und Busunternehmen. Wir unternehmen gerade entscheidende und konkrete Schritte, um die neue Wasserstofftechnologie auf den Weg zu bringen."

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