Waldmuseum Ebersberg:Jetzt noch besser

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Wenn das Museum Wald und Umwelt in Ebersberg wieder hergerichtet ist, wird es auch wieder eine Photovoltaikanlage auf dem Dach geben. Das neue Modell soll genauso leistungsfähig, aber etwas dezenter werden - das gefällt nicht allen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Auch nach der Wiederherstellung des Waldmuseums soll auf dessen Dach umweltfreundlich Strom gewonnen werden. Der Technische Ausschuss des Ebersberger Stadtrates stimmte nun mit großer Mehrheit dafür, erneut eine Photovoltaikanlage einzubauen. Etwas Dissens gab es allerdings bei der Frage, des Designs, am Ende sprachen sich die meisten Ratsmitglieder für ein etwas dezenteres Modell aus.

Konkret ging es darum, ob die Anlage auf oder in das Museumsdach gebaut wird. Die Debatte ist weit weniger neu, als es das Dach bald sein wird, bereits 2017 gab es Überlegungen, die Solaranlage gewissermaßen zu verstecken. Hintergrund damals waren die schwierigen Verhandlungen mit der Denkmalschutzbehörde. Diese hatte sich lange geweigert, einer Photovoltaikanlage auf dem Museum zuzustimmen. Denn ein Teil des Gebäudes ist ein ehemaliges Jägerhaus aus der Mitte des 18. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz. Dessen Optik würde, so die Ansicht der Denkmalschutzbehörde damals, durch den Bau der PV-Anlage auch in Mitleidenschaft gezogen, entstünde diese auf dem Neubauteil.

Weshalb man in Ebersberg zunächst überlegte, eine quasi getarnte Solaranlage einzubauen: Am Übergang zwischen Dachziegeln und Regenrinne in der Optik einer historischen Verblechung. Dazu kam es indes nicht, denn das Gutachten eines Experten ergab, dass die Kosten im Vergleich zur Energieausbeute viel zu hoch wären. Letztlich, auch durch die Intervention von Landrat Robert Niedergesäß (CSU), wurde dann eine klassische Solaranlage gebaut, allerdings auf der von der Hauptansicht abgewandten Seite des Museums und unter Verwendung spezieller entspiegelter Module.

Das Landratsamt hatte wegen des Denkmalschutzes eine "Indach-Konstruktion" empfohlen

Diese sollen auch beim Wiederaufbau zum Zuge kommen und am Standort ändert sich ebenfalls nichts. Allerdings schlug die Verwaltung vor, diesmal eine sogenannte "Indach-Anlage" zu errichten. Wie Christian Stalla vom Bauamt erklärte, gehe dies auf einen Hinweis des Landratsamtes zurück, welche die Stadt zusammen mit der Baugenehmigung erhalten hatte. "Dringend empfohlen" wird darin, die neue Photovoltaikanlage "als Indach-Konstruktion auszuführen". Auch im Bauamt betrachte man diese Variante als "optisch ansprechender", so Stalla, allerdings seien damit Mehrkosten verbunden.

Bei gleicher Leistung werde der Wiederaufbau dadurch etwa 5500 Euro mehr kosten. Insgesamt müsse man dann mit rund 18 000 Euro rechnen, erklärt Klimaschutzmanager Christian Siebel auf Nachfrage der SZ. Was immer noch 7000 Euro günstiger ist, als die erste Anlage, Grund ist, dass diese beim Brand nicht komplett zerstört wurde. Teile der Technik, die sich im Gebäude befinden, etwa die Gleichrichter, könnten weiter verwendet werden.

Die Mehrheit der Ausschussmitglieder sprach sich für die Indach-Variante aus. Diese sei zwar "immer noch teurer" als das klassische Modell, so Christoph Münch (SPD), erzeuge im Gegensatz zur früher diskutierten Anlage aber die gleiche Menge Strom und "könnte zeigen, dass es denkmalkonforme Anlagen gibt, die sich rechnen". Ähnlich äußerte sich Gerd Otter (Pro Ebersberg), er sei damals auch kritisch gegenüber der Indach-Anlage gewesen, "aber bei einem Neuaufbau des Daches sieht das anders aus". Er regte an, die Anlage zu vergrößern und weitere Möglichkeiten der Stromerzeugung zu prüfen, etwa PV-Dachziegel.

Beides sei wohl nicht ganz einfach, so Stalla, denn die Größe der Anlage sei in der Baugenehmigung enthalten. Bei einer Vergrößerung sei man nicht mehr im Bereich des Wiederaufbaus, was ein komplett neues Genehmigungsverfahren nötig mache und den Bau erheblich verzögere: "Das Museum will endlich wieder öffnen." Ebenfalls kritisch betrachtet man im Bauamt die Solarziegel. Erstens gebe es diese nicht in der Form, wie sie auf dem Museumsdach verlegt seien, zweitens sei die Installation sehr aufwendig und damit sehr teuer, bei vergleichsweise geringer Ausbeute. Vielleicht könnte man beim Architekten nochmal nachfragen, so Otter, bevor man endgültig über die neue Anlage entscheidet. Er könne den Einwand verstehen, meinte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) aber auch er warnte vor Verzögerungen: "Wir haben die Genehmigung und müssen jetzt anfangen."

Ganz andere Kritik kam von Jürgen Friedrichs (Grüne), "ich finde es nicht erstrebenswert, dass man es versteckt, es sollte wieder so werden, wie es war". Die gesparten 5500 Euro könne man dann außerdem in einen Batteriespeicher investieren. Dies fand indes keine Mehrheit im Gremium, bei den beiden Gegenstimmen der Grünen wurde der Vorschlag der Verwaltung für eine Indach-Anlage beschlossen.

Die im Übrigen auch weiterhin von außen zu sehen sein wird, sagt Klimaschutzmanager Siebel. Der einzige Unterschied zum im Dezember 2019 abgebrannten Modell sei, dass die neue Anlage nicht auf die, sondern anstelle der Dachziegel gebaut werde. Einen Batteriespeicher werde es künftig wohl auch im Museum geben. Allerdings, so Siebel, sei dies erst sinnvoll, wenn man die Anlage ein Jahr lang im Betrieb beobachten konnte und aus diesen Daten die notwendige Kapazität des Speichers berechnen könnte. Man habe damit bei der alten Anlage auch schon begonnen, allerdings war sie dann eben nach einem halben Jahr im Betrieb durch das Feuer zerstört worden.

© SZ vom 16.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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