Erst im vergangenen Jahr hat Wolfgang Reiter einen Wahlkampf absolviert, nun muss er schon wieder ran: Am Montag wurde er in Markt Schwaben als ÖDP-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Erding-Ebersberg nominiert. Der 60-Jährige ist in beiden Landkreisen gut bekannt: In Erding ist er Kreisvorsitzender und Fraktionschef im Kreistag, die Menschen in Markt Schwaben und Umgebung kauften seit 25 Jahren bei ihm in der Schloss-Apotheke ihre Medikamente. Als gesundheitspolitischer Sprecher der ÖDP in Bayern hat Reiter in der Vergangenheit auch immer wieder auf die gravierenden Probleme bei der Arzneimittelversorgung insbesondere für Kinder aufmerksam gemacht – schon 2017, als sonst noch keiner über das Thema sprach, hat er Alarm geschlagen. Dass sich hier etwas tut, ist folglich eines seiner großen Anliegen.
Kreisklinik Ebersberg:Durststrecke bis 2027
Die Finanzen der Ebersberger Kreisklinik sehen düster aus – so wie bei fast allen Krankenhäusern deutschlandweit. Daran ändert auch die umstrittene Klinikreform zunächst nichts. Was aber bedeutet das nun konkret für Patientinnen und Patienten?
Wie schwierig die Lage ist, weiß Reiter aus eigener Erfahrung, 60 bis 80 Stunden arbeitete er jede Woche in seiner Apotheke, ein Nachfolger fand sich nicht, weshalb er nun einen Schlussstrich gezogen und sie verkauft hat. Massive Kritik übt Reiter an der Politik der Rabattverträge, die letztlich zu Lieferengpässen bei zahlreichen Medikamenten geführt habe. „Die Sparpolitik wurde in den letzten Jahren auch auf dem Rücken der Apotheken ausgetragen. Als Folge schließt in Deutschland derzeit jeden Tag eine Apotheke. Spitzenreiter ist das Bundesland Bayern“, unterstreicht Reiter. Hier wolle er ansetzen.
Ein weiteres großes Ziel: direkte Demokratie auch auf Bundesebene möglich machen. Abstimmungen nach Schweizer Modell würden nach Überzeugungen Reiters eine langfristigere Politik möglich machen und die Zufriedenheit erhöhen: „Die Leute können der Politik sagen, wo es hingeht – und dann aber auch im Nachhinein nicht meckern.“
Zuerst aber geht es für Reiter darum, überhaupt zur Wahl zugelassen zu werden: Wie Vertreter anderer Kleinparteien, die nicht im Bundestag vertreten sind, muss er 200 Unterschriften sammeln, die seine Kandidatur unterstützen – und das in nur einem Monat. „Das wird meine Hauptbeschäftigung bis Weihnachten“, sagt Reiter.